Marzipaneier (Junge Liebe)
kühnsten Träumen? Ich bin verwirrt, aber immerhin scheint er Schwule nicht zu hassen. Ich wage noch einen Blick auf den sexy Zivi. Krankenhäuser kann ich aber immer noch nicht ab und ich hoffe nie mehr eines betreten zu müssen.
Der Herbst ist da!
Jede Jahreszeit hat ihren eigenen, besonderen Reiz. Im Herbst sind es die bunten Blätter, die von den Bäumen fallen und verregnete Abende, die zum Kuscheln einladen. Im Winter mag ich es, in den Alpen zum Snowboarden zu fahren und mich auf schnee-bedecktem Raum zu bräunen. Im Frühling gibt’s die allseits bekannten Frühlingsgefühle, die ich wegen Ben erstmals in meinem Leben verspürt habe, und im Sommer ist Bade- und Eisesszeit. Ich habe sturmfrei an diesem Wochenende!
Meine Eltern haben Lena fürs Wochenende her beordert. Ihr Vater ist letzte Woche gestorben und ich habe ihm versprochen, Lena über ihren anfänglichen Schmerz hinweg zu begleiten. Ich glaube, er hat gemerkt, dass mein Herz nicht Lena gehört. Aber damit er beruhigt sterben kann, hab ich das Versprechen abgegeben.
Wir sind alleine und plündern den Keller. Lena hat ihre Kuschelrock-CD mitgebracht. Wir saufen, lachen und tanzen. Unsere gute Laune steigt mit jedem Glas mehr. Das Ganze endet vorerst auf der Couch im Wohnzimmer. Ich hätte gerne noch weiter gefeiert. Eng umschlungen beginnt sie mich zu küssen. Mir scheint, dass ich mal wieder mit ihr schlafen muss. Zum ersten Mal seit Marseille.
Ich kann ihren warmen Atem spüren und genau in ihren Ausschnitt starren. Aber mich macht es einfach nicht an, sie so zu sehen. Ihre Möpse wackeln in unmittelbarer Nähe vor meinem Gesicht. Ihr Haar ist immer noch feucht vom Duschen. Alles Dinge, die einen normalen Jungen regelrecht zum Wahnsinn treiben müssten. Wenn ich daran denke, dass Ben triefend nass vor mir steht, werd ich geil bis zum Gehtnichtmehr. Aber bei ihr tut sich gar nichts. Es geht so bestimmt eine Viertelstunde. Ich muss einen roten Kopf haben – so fühlt es sich zumindest an. Jedoch nicht vor Anstrengung, sondern eher vor Scham. Ich bin so unfair. Ich belüge sie und mich. Ich selbst liege da, als ob mich das alles nichts anginge. Ich verspüre Gleichgültigkeit und bin dennoch ihrem monotonen Rhythmus angepasst, mit dem sie auf mir rumrutscht. Ich sollte vielleicht mal zur Sache kommen, oder?
Ich muss an Ben denken und sehne mich nach einem männlichen Körper. Nach strammen Oberarmen, die mich umschlingen, nach einem stoppeligen Mund, der mich küsst und nach einem fremden Schwanz, der mir zeigt, dass er auf mich so scharf ist wie ich auf ihn. Ich möchte Männer spüren, verwöhnen und morgens neben ihnen aufwachen. Ich weiß nicht warum. Je mehr ich mir Bens geilen Körper vorstelle, umso erregter bin ich. So kann’s klappen. Ja! Ich schließe meine Augen. Es ist wie im Traum. Ich stöhne. Oh ja, es ist so weit. Was für ein Ende. Danke, Ben. Danke, Lena. Ich gehe ins Bad, um das lästige Gummi loszuwerden. Endlich hat es geklappt, wie es sein soll. Zurück bei Lena drückt sie mich fest an sich. Sie lehnt ihren Kopf an meine Brust.
„Danke, Dennis. Das war einmalig. Du hast lange durchgehalten. Dieses Mal hatte ich wirklich was davon. Ich liebe dich.“
Erleichtert nehme ich ihre Worte zur Kenntnis. Ich hätte zwar lieber richtigen und geilen Sex mit einem Mann, aber diese blöde Gesellschaft da draußen macht mir noch Angst, meinen Traum zu leben. Eines Tages wird es soweit sein. Das weiß ich und daran halte ich mich fest.
Ich beschließe vorerst so weiter zu machen, ehe ich mich bald von ihr trennen kann. Wir ziehen letztendlich beide unseren Nutzen aus der Sache und mein Ansehen in der Schule leidet nicht. Außerdem habe ich Herrn Busch doch mein Wort gegeben.
Dennoch muss es eines Tages raus, ich will nicht mehr unter einer Käseglocke der Fiktion leben. Es ist ja nicht nur der Sex. Ich sehne mich danach in Bens Armen zu liegen. Seine Nähe zu spüren. Ihn zu umarmen. Nach unseren Gesprächen über das Leben und die Welt. Ich will seinen süßen Atem in mir aufsaugen. Bei ihm sein. Ich habe es mir geschworen, Tims und Kims Eltern nicht auseinander zu bringen. Aber der Mensch denkt und ändert seine Meinung. Ben ist nun mal so etwas wie mein Orgasmusbeschleuniger und ich will ihn nicht nur dafür. Das ist mir jetzt klar. Jetzt muss ich ihn nur noch erobern. Ich werde ihm schon zeigen, dass es erfüllend sein kann, mich zu lieben. Irgendwie.
Eine Dezembernacht
Schmollend, geradezu sauer, sitze
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