Marzipaneier (Junge Liebe)
unter seine Jacke bis zu seinem Rücken durch. Ich finde es wahnsinnig scharf seine Haut zu berühren. Im Grunde sollte ich mich losreißen, aber ich kann nicht. Wie konnte ich die Jahre nur mit Mädchen vergeuden, die ich nicht geliebt habe? An seinen Schultern fühle ich mich sicher und irrsinnig geborgen. Auf das Drama zu Hause habe ich keinen Bock. Ich fasse noch einmal in seinen Schritt, der schon wieder spürbar erregt ist und muss nach Hause.
Schon als ich die Tür öffne, verspüre ich wie eine ungute Aura das Haus umgibt. Das kann ja heiter werden! Aber das habe ich mir selbst zuzuschreiben. Mum und Dad warten auf mich wie Tiere, die auf ihre Beute lauern, um sie zu zerfleischen. Sie werden unumgänglich zu toben beginnen und mich in der Luft zerreißen. Davon bin ich felsenfest überzeugt.
„Du wolltest zum Abendbrot zurück sein, wenn ich mich nicht irre. Für gewöhnlich essen wir um halb sieben, nicht erst kurz vor acht. Das müsstest du eigentlich wissen.“
Dad spricht wie eine Bombe, die im Begriff ist hochzugehen. Ja, ich habe mich verspätet, aber das ist nicht der Grund für ihre Gereiztheit. Das wissen sie selbst.
„Sorry, ich hab’s verschwitzt. Was soll’s? Ihr werdet es verkraften.“
Für die missliche Situation, in der ich mich befinde, nehme ich meine Klappe ganz schön voll. Bei mir ist das oft so. Erst nachdem ich den Müll von mir gegeben habe, beginne ich darüber intensiv nachzudenken.
„Man sollte sich auf dein Wort verlassen können. Gerade fällt mir das schwer. Du gehst und kommst, wann es dir in den Kram passt. Du bist unhöflich und deine Noten gehen zunehmend weiter in den Keller. Keinesfalls werde ich mir das länger anschauen. Es liegt auf der Hand, dass Bendix der Urheber deiner ständigen Rebellion ist. Glaube mir, ich werde das zu unterbinden wissen. Du wirst nicht mehr mit ihm ausgehen. Basta! Er ist zweifelsohne kein Umgang für dich. Er ist selbstsüchtig, anstandslos und hat einen miesen Charakter. Das ist nichts für einen jungen Mann wie dich, der seinen Charakter erst noch formen muss. Du kannst in deinem Alter noch nicht beurteilen, welcher Umgang gut für dich ist. Deshalb müssen wir das noch für dich übernehmen. Bendix ist es bestimmt nicht! Leider muss ich das von meinem Bruder sagen“
Bist du endlich fertig? Das ist ja nicht auszuhalten! Ich bettle und winsle um Vergebung, nach einer Chance. Obwohl das künstliche Getue aus Nerven und Schleimen wirklich nicht mein Ding ist.
„Ich verspreche dir, wenn du dich nicht daran hältst, werden wir dich aufs Internat schicken. Der verdirbt dich nur.“
Typisch! Jetzt wissen sie nicht weiter, da ich mich ohnehin über dieses lächerliche Verbot hinwegsetzen werde und fahren schwerere Geschütze auf. Ohne mich!
„Du hast die Wahl. Wir meinen es ernst.“
Hart, die eigenen Eltern sich derart kindisch benehmen zu sehen. Dad bietet mir jedoch einen Kompromiss an. Wie gutmütig!
„Um dir eine Chance zu geben - wir sind schließlich keine Unmenschen- kannst du bis Ende nächster Woche beweisen, dass dich Bendix’ unvorbildliches Verhalten nicht beeinflusst. Benimm dich uns gegenüber respektvoll und zeige uns mit dem Zwischenzeugnis, das nächste Woche ansteht, nicht so schlecht zu sein, wie es den Anschein hat.“
Wie gnädig! Schweigend gehe ich auf mein Zimmer. Für mich fehlt es hier an Logik. Wie soll ich diesen Forderungen nachkommen? Meinen Eltern Respekt entgegenzubringen hat nichts mit Bens Gesellschaft zu tun. Was meine Zensuren angeht, werden sie wenig Freude an mir haben. Ich sollte Englisch üben. Morgen steht ein Test an. Ich habe aber keine Lust. Wird schon hinhauen. Was wäre die Welt ohne die Faulheit? Das einzige Fach, das mir zurzeit Spaß macht ist Deutsch. Ich mag es, mich darzustellen, zu diskutieren und Lektüren zu lesen. Kabale und Liebe ist zurzeit unser Hauptthema.
Intrigen und Missgunst scheinen sich leider auch in meinem Leben breitzumachen. Alte Schinken genießen unter den Schülern in der Regel keinen große Popularität, aber Kabale und Liebe , ebenso Romeo und Julia, scheinen sich nach dem Gespräch mit meinen Eltern selbst heute noch zu bewahrheiten. Wir sollen uns nicht sehen; dass ich nicht lache! Wie armselig. Ich muss mir schleunigst was einfallen lassen. Hier ist mein zu Hause, meine Freunde und vor allem Ben. Wie soll ich das unter einen Hut bekommen? Deprimiert liege ich auf meinem Bett und spiele an meinen Fingerringen rum. Ich schiele aus dem Fenster, an
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