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Marzipaneier (Junge Liebe)

Marzipaneier (Junge Liebe)

Titel: Marzipaneier (Junge Liebe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Maier
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liegt er?“
    „Ich weiß nicht, wo man ihn hingebracht hat. Ich schätze in ein größeres Krankenhaus in Frankfurt.“
    Das Auto wird auf den Abschleppwagen gezerrt. Bedrückt muss ich mit ansehen wie es weggefahren wird. Der blöde Bauer macht sich nur Sorgen um sein bescheuertes Feld. Wie kann man bloß so herzlos sein? Ich habe ein schlechtes Gewissen. Ben fährt immer wie der Blitz, wenn er sauer ist. Ich habe ihn verärgert. Ganz bestimmt. Und auf dem Weg zu mir ist dieses Unglück geschehen.
    Jetzt muss ich zur Schule. Dad wird mir den Kopf runterreißen, wenn er erfährt, dass ich nicht da gewesen bin. Die ersten beiden Stunden habe ich verpasst. Die anderen starren mich an wie das achte Weltwunder, als ich den Klassenraum betrete.
    „Sieh an. Der gnädige Herr beehrt uns heute auch noch. Wie nett.“
    Ich ignoriere Mark. Ich habe nicht die Kraft mich mit ihm und der Klasse auseinanderzusetzen. Mal wieder läuft der Unterricht in Form eines Films vor mir ab. Ständig sehe ich das zerstörte Auto vor mir und stelle mir den Unfallhergang vor. Es ist der blanke Horror mich so zu quälen, aber ich kann es nicht unterdrücken.
    „Hast dir dein Hinterland heute Morgen wieder durchnudeln lassen oder warum bist du so spät dran?“
    „Es gibt auch andere Arten erotische Erlebnisse zu haben.“ Ich kann es nicht ertragen. Nicht heute. Mit bebender Stimme erzähle ich, dass Ben einen schlimmen Unfall hatte.
    „Mir kommen die Tränen.“
    Marks Geschmacklosigkeit bedeutet Krieg. Endgültig! Jetzt ist er zu weit gegangen. Ohne Zweifel!
    „Ich hoffe, dass deine Kirsten nie einen Unfall haben wird.“
    „Das kannst du damit nicht vergleichen.“
    „Oh doch! Ich liebe Ben mehr als alles andere auf dieser verdammten Welt und du liebst Kirsten. Ich sage es laut. Hört her! ICH LIEBE BEN.“
    Alle schauen auf. Ich habe es öffentlich zugegeben! Zum ersten Mal. Ben gehört zu mir.
    „Du bist doch krank.“
    „Wann hast du nur so reden gelernt, Mark?“
    „Weiß nicht genau. Es muss zwischen meinem ersten und zweiten Lebensjahr gewesen sein.“
    Bei so viel Dummheit kann ich nur den Kopf schütteln. Er mag das witzig finden. Ich nicht.
    „Jetzt gibst du es auch noch öffentlich zu. Du schreckst vor gar nichts zurück, was? Wenn du meinst, das bessert deinen Ruf, hast du dich geschnitten.“
    „Image ist nicht alles.“
    Ich muss hier raus. Aber es stimmt. Plötzlich hat es Klick gemacht. Hoffentlich nicht zu spät. Ich muss glücklich sein. Sollen sie sich doch das Maul über mich zerreißen. Ich habe lange genug mit dem Gedanken gelebt, ob dies oder das, was ich tue, den anderen passt. Ich habe alle Erwartungen an mich erfüllt. Meine große Klappe, mit nichts dahinter, hat mich gerettet. Wahrscheinlich ein automatischer Selbstschutz. Ich fühle mich nicht schuldig in letzter Zeit nach meinen Bedürfnissen gelebt zu haben. Ich bin ich!
    Ungeduldig überstehe ich den Nachmittagsunterricht. Ich möchte nach Hause. Mum fragen, wo Ben liegt. Der sitzt bestimmt schon munter in seinem Krankenbett und lässt sich von den Schwestern verwöhnen.
     Mum sitzt verstört auf dem Sofa. Hat sie geweint? Um Ben? Das kommt mir spanisch vor.
    „Da bist du ja.“
    „Ich hatte Schule.“
    „Ich weiß. Bendix ist verunglückt.“
    Sie nimmt mich in ihre Arme. Das kommt mir suspekt vor. Ich habe doch mitbekommen, dass er einen Unfall hatte.
    „Du solltest ins Krankenhaus gehen. Ich weiß, du magst keine, aber ... tu es besser!“
    „Mum, raus mit der Sprache. Ich will es wissen. Was ist los?“
    „Ich kann dir nichts Genaues sagen. Außer, dass ... Bendix liegt im Koma. Als er eingeliefert wurde, ist er kurz aufgewacht und hat deinen Namen gerufen. Kannst du dir das erklären?“
    „N… nein. Ich muss sofort zu ihm.“
    „Kein Krankenhaus wollte ihn aufnehmen. Er ist nach Stunden und Umwegen im Hospital gelandet. Dad hat noch eine Operation zu tätigen und kommt später noch mal nach. Ich muss noch zur Uni. Kommst du klar?“
    „Sure.“
    Ich kann es nicht fassen. Schnellstmöglich eile ich los. Der Weg durch unseren Garten erscheint mir ewiger denn je. Als ob ich an jedem einzelnen Stein kleben bleibe. Die Klinik ist nicht weit entfernt.
    Beim Pförtner erfahre ich, dass Ben auf der Intensivstation liegt. Es riecht steril. Das macht mir jetzt nichts aus. Ich gehe Gänge entlang. Tür reiht sich an Tür. Am Eingang zur Intensivstation werde ich von einer ruppigen Schwester abgefangen. In kräftiger Montur steht sie vor mir

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