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Marzipaneier (Junge Liebe)

Marzipaneier (Junge Liebe)

Titel: Marzipaneier (Junge Liebe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Maier
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das harten Männersport betreibt, zu bleiben. Zuerst hat es mich belastet. Jetzt bin ich sogar froh darüber. Bald ist Ben wieder da. Bitte, bleib nicht bei Bianka!  
     
    Wir haben Freistunde. Nichts Ungewöhnliches am Ende des Schuljahres. Weit weg von den anderen sitze ich mit angewinkelten Beinen auf einer Bank in der Sonne und starre ins Leere. Mirco steht vor mir. Keine Ahnung, woher er plötzlich gekommen ist.
    „Ich hoffe, du merkst, dass ich nicht so bin wie die anderen. Anfangs bist du als einziger nett zu mir gewesen. Durch dich wurde ich in die Klasse eingegliedert. Du sollst wissen, dass ich auf deiner Seite stehe. Ich stehe nur da und schweige, wenn sie über dich lästern. Aber ich habe keine Lust, wieder Zielscheibe ihrer Attacken zu werden. Weißt du, ich bin auch schwul und glücklich mit meinem Freund. Sie wissen es natürlich nicht und scheinbar ist es in dieser Klasse auch ratsamer, es nicht an die große Glocke zu hängen. In Italien war das anders und auch meine Freunde außerhalb der Klasse hier haben kein Problem mit mir. Du bist auf sie nicht angewiesen, such dir wahre Freunde. Du bist ein wertvoller Mensch, der sich nicht von solchen Ignoranten runterziehen lassen sollte. Wenn du jemanden brauchst, bin ich jederzeit bereit.“
    „Auch auf die Gefahr gesehen zu werden?“
    „Wir sollten es auf einen Versuch ankommen lassen. Meinst du nicht auch? Im Grunde pfeife ich darauf, was sie denken. Ich bin glücklich wie ich bin und das solltest du auch sein. C.u.“
    Kaum zu fassen, es gibt noch jemanden, der mich nicht hasst. Ich erkenne, wie schwach es von mir war zu ihnen zu gehören und ein ums andere Mal Schwächere niederzumachen. Und wie stark es von Mirco ist, selbst auf eigene Gefahr hin, zum mir zu stehen. Von dieser Sorte sollte es mehr geben, auch von Heteros. Nun bin ich selbst Opfer dieser Intrigen geworden. Aber vielleicht kommt es mir nun zugute, dass ich mich ein einziges Mal in meinem Leben für eine schwache Person eingesetzt habe. Damals für Mirco. Das hätte ich noch viel öfter tun sollen. Wenn auch einer allein gegen diese Schweinebande nicht viel ausrichten kann. Im Moment habe ich nur den Gedanken, die Tage bis zu Bens Rückkehr zu überbrücken.
    Irgendwie gelingt es mir. Daheim warte ich. Sekunden. Minuten. Stunden. Schrecke jedes Mal hoch, wenn das Telefon klingelt und schaue aus dem Fenster, wenn ein Auto in der Nähe parkt. Ben meldet sich nicht. Mein Albtraum scheint Wirklichkeit zu werden. Wütend gehe ich um zehn Uhr ins Bett. So früh wie wochenlang nicht mehr. Bringt er es tatsächlich übers Herz mich eiskalt abzuservieren? Wollte er wirklich nur in die Kiste mit mir? Das kann nicht sein, weil nicht sein kann, was nicht sein darf! Ich rufe ihn an. Er meldet sich verwirrt und müde.
    „Hi Ben. Ich bin’s.“
    „Hi. Nicht böse sein. Ich habe keine Zeit.“
    „Mein Leben gerät zunehmend aus den Fugen. Ich weiß nicht, ob ich das noch will.“
    „Stehst du immer noch hinter mir? Egal, was ich tue?“
    „Ja klar, aber...“
    „Warte auf mich.“
    Er legt auf. Was fällt dem ein, das Gespräch so abrupt zu beenden? Ich bezweifle, dass er kommen wird. Keine Zeit. Für mich! Ich bin gekränkt und warte weiter. Mühsam halte ich mich wach. Bis ein Uhr. Weit und breit immer noch keine Spur von Ben. Bianka hat es also wieder geschafft. Dieser von ihr mühsam eingefädelte Urlaub hat die Wogen in ihrer Ehe geglättet und ich bleibe auf der Strecke. Ich gebe auf. Ich kann nicht mehr. Ich spüre ein Stechen in meinem Kopf und meinem Rücken. Dann fallen meine Augen zu.
     
    Ruckartig werde ich aus dem Schlaf gerissen. Eine Sirene? Nein. Irgendjemand klingelt Sturm. Die ersten Sonnenstrahlen blenden mein Gesicht. Ich sehe aus dem Fenster. Zum Teufel, am Eingang stehen zwei Polizisten.
    „Walter Jacobi?“
    Ich habe Angst. Hat Dad was angestellt? Vielleicht ist das Brustimplantat einer Dame geplatzt, die ihn nun verklagt. Morgens um halb acht? Wohl kaum! Halb acht. Moment mal, verschlafen! So ein Mist.
    „Ihre Eltern haben uns gebeten Sie abzuholen. Ihr jüngerer Bruder hatte in der Nacht einen Verkehrsunfall.“
    Ben! Ich kann mich nur verhört haben. Was ist? Warum kommt die Polizei wegen eines harmlosen Unfalls? Ich beginne am ganzen Körper zu zittern. Ich muss zu ihm. Dad verbietet mir, ihn zu begleiten.
    „Du gehst zur Schule!“
    Was habe ich da denn verloren? Aber was konnte ich mir anderes von Dad erwarten als eine Absage?! Soll ich mich wieder anpöbeln

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