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Maschinenkinder

Maschinenkinder

Titel: Maschinenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shayol Verlag
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Fleisch muss überwunden werden], antworten die Schädel nach kurzem Schweigen, bevor die Zangen mich abtransportieren.
    ***
    Auf dem Weg zur Verbrennung habe ich sie gesehen: die Brutkammern der Arbeiter und die Maschinen, die sie anpassen, beschneiden, zurechtstutzen für ihre Aufgaben – und die Reste, den Abfall, der nun als Haufen unter mir liegt, während ich von der Stahldecke baumle.
    Es ist vorbei.
    Ich bin nutzlos geworden, und die Stadt hat mich ausgeschieden, abgeschöpft wie Schlacke aus einem Hochofen. Schon rieche ich Gas, das durch die Gitter einströmt ... Die Transformatoren laufen.
    Zündfunke!
    Und ich brenne. Lichterloh.
    [Ich bin Gedanken ...] [Geist]
    [Ein Toter]
    [Reine Energie]
    [Strom] [Strom] [Strom] --------- [Elektrosturm]
    [Ich reise durch die Kabel] [Gliederlos]
    [Hört ihr mich flüstern?] [Singen?]
    [Und wir sind wütend!]

KINDER DER GROSSEN MASCHINE
    Ihre Zeitrechnung begann, als die große Maschine zerbrach. Die Lauscher meinten, es sei ein Überdruck gewesen, der Rohre und Dampfkessel und die gewaltigen Planetenräder weit versprengte, obwohl keine Aufzeichnungen vorhanden waren außer den Kratzbildern auf manch alter Eisenplatte. Vielleicht hatte Kälte die Getriebe beschädigt, oder ein Sturm die Gerüste geschwächt; es gab so viele Geschichten wie Sterne, erzählt in den dunkleren Nächten, wenn die Feuerbüchsen nicht brannten.
    Die neue Maschine stand hoch auf einem Fels, wieder ein mächtiger Bau, mit einem Dampfdom, der den Horizont füllte; mit Schloten und Schornsteinen; mit Ventilen, Zylindern und einem Wald aus Kolbenstangen, die erst die Kurbeln und damit die Wellen und Riemen antrieben – und dennoch: Viele Bänder kreisten im Leerlauf oder blieben ganz gesperrt.
    Seit Stillstand wurden keine neuen Kinder gemacht.
    Es gab vier Arbeiterklassen; einmal die Träger, zuständig für Holzfällerei und Verkohlung und Befeuerung der Dampfkessel. Die Werker, beschäftigt mit Aufbau, Wartung und den Reparaturen, wo nötig, falls ein Dampfrohr platzte oder ein Zylinder den Kolben fraß. Dann die Sucher, die das Umland nach verlorenen Teilen durchkämmten und immer weniger fanden, hier, auf dem Felsen, auch unten im Tal, meistens nur Schrauben, ein kleines Metallstück, obwohl so viele Zahnräder fehlten. Und die Lauscher, die Älteren, die Baumeister, nach deren Plan die Maschine instand gesetzt wurde, bisher erfolglos, bloß Teilstücke liefen.
    Jede Klasse hatte einen Titanen:
    Bochochs mit den Schaufelhänden, für die Träger. Und Orrok, der Magier, der alles reparieren konnte; Oyo, ein Lauscher, zu dem allein die große Maschine sprach – und Rorron, von dem noch erzählt werden soll, der beste aller Sucher. Keiner wagte sich näher zur Sonne, keiner so weit in den Abgrund hinab, zu den Wäldern im Schatten und tiefer … Aber der Ruhm hatte seinen Hochmut geschürt: Er hasste das Eisen, so unrein und rostend, nicht glanzvoll für sein Format; aus Gold war sein Harnisch, golden die Hände und golden der Kopf, und wenn er sprach, sprach er mit stolzer Geste.
    Schichtwechsel.
    Bei Sonnenaufgang, noch ehe die Arbeitsglocke ertönte, hatten die Träger ihre Güterseilbahn gestartet, um Holzkohle vom Forst rauf zu den Brennöfen zu bringen – jeder Eimer randvoll, dass brennende Asche herabregnete, wenn die Tragseile wippten unter der Last.
    Abseits der Bäume, wo die Köhlereien standen, stieg aus den Essen der Rauch, manchmal glasklar, manchmal weiß, und zerfloss wie Nebel tief unten, im Tal: Holzfäller, Köhler, Heizer, Schipper, alles Gespenster …
    Keiner sagte ein Wort.
    An der Bergstation, oben, rotierte das Laufwerk mit halber Stärke; eine Dampfmaschine wurde erst vorgeheizt, und so kamen die Eimer im Halbtakt hinauf, stiegen gemächlich empor aus dem Qualm, pendelten, hüpften, während sie über dem Abgrund schwebten, und höher, zum Scheitelpunkt, nahe der Klippe. Dort war die Verladesenke, und Träger standen mit Zangen bereit, um die Eimer zu kippen, die Kohlen in Loren einzuschütten. Auf Gleisen wurden sie fortgeschoben – zu den Feuerbüchsen hin, deren Flackern die Schatten färbte, unterhalb der großen Maschine.
    Das Gelände war flach, wodurch die Träger eine Lore leicht in Fahrt bringen konnten. Dann aber wurde es steiler, und die Achsen knirschten, die Metallräder ächzten bei jeder Umdrehung, bevor eine Kipplore stockte und rückwärts rollte; mehr Träger eilten herbei und schoben mit aller Kraft, vier hinten, am Puffer, drei zogen seitlich:

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