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Maschinenkinder

Maschinenkinder

Titel: Maschinenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shayol Verlag
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außerhalb des Kubus, gleiten Torsi als milchige Schemen vorbei, auf dem Weg zu ihrer Schicht. Sie werden sich bestimmt nicht fragen, wofür wir die Fabriken brauchen und die vielen Einzelteile, die sie fertigen, Tag und Nacht – eine Kupferspule hier, eine Metallplatte dort; aber was ist die Summe all dessen, das große Ganze?
    Was produziert diese Stadt?
    Ich rufe eine Gondel herbei. Bis zu ihrer Ankunft bleibt mir Zeit, meine Lider aufzuschneiden ...
    ***
    Ich sehe! Meine Augen liefern ein Prisma aus Farben, rote, gelbe und blaue Gradienten, noch stark verwaschen, eine Sicht wie im Nebel; ohne die Spinne wüsste ich nicht, wo ich wäre: Ihre optischen Daten sind mit dem Sehnerv gekoppelt, um alle Konturen der Gegend nachzuzeichnen. Kein Monochrom mehr. Wie warm der Sonnenaufgang ist!
    Die Transportgondel holpert über eine Weiche und nimmt den Schienenstrang nach Norden – den Güterzügen folgend. Zur Vorsicht wechsle ich an jedem Stellwerk die Fahrtrichtung und wähle einen Zickzackkurs, neunzig Grad nach links oder rechts. Je näher die Randbezirke rücken, desto schlechter wird die Oberschiene, und schweren Herzens tausche ich die Gondel gegen ein älteres Modell, das verrostet und langsam, dafür solide und zuverlässig ist.
    Unter mir gleitet der Güterverkehr entlang, Schnüre aus schwarzen Waggons, wie Ameisen, die hoch zum Stadtrand klettern, beladen mit ihrer Fracht: Turbinen, Rohren, Gastanks und Schutt. Und da, als ich einen Scheitelpunkt erreiche und endlos weit, bis zum Horizont blicken kann, erkenne ich, wohin die ganzen Züge fließen:
    Ein neues Krematorium, dreifach so groß wie das alte. Seine Schornsteine ragen auf in den Himmel, gigantische Türme, perlweiß wie Knochen – und aus den Kaminen sickert ein fettiger gelber Qualm, der die gesamte Landschaft verpestet.
    Was für ein Gebäude! So viele Torsi an den Gerüsten; ein Ballett aus Kränen, die Ausleger kreisen, und schwerste Baumaschinen. Der Anblick überwältigt mich. Es gelingt mir erst, mich loszureißen, als die Gondel weiterfährt, den Talkessel abwärts, von einem Windstoß durchgerüttelt. Stopp! Ich bin viel zu dicht dran – zurück, in die andere Richtung; doch das Tempo steigt an, und schneller, immer schneller eilt die Gondel auf das Krematorium zu, wobei neue Details sichtbar werden: Transformatoren, dann Strommasten, einer an den nächsten gereiht, ein Netzwerk aus schwarzen Leitungen. Blitze zucken an den Isolatoren.
    Plötzlich: Vollbremsung, mein Nacken schlägt gegen die Sitzschale. Das Krematorium ruft mich, und benommen gebe ich einen Kanal frei, um die Nachricht zu empfangen: [Torso #864-18: Audienz, 7:13] – sie wollen mich sprechen.
    Schon wird die Gondel erneut in Bewegung gesetzt und pendelt über den Strompark hinweg, zur Nordfassade hin. Jetzt bin ich so nah, dass ich die Portalflügel sehen kann, geschmückt mit eisernen Knochen, die über ihnen thronen. Druckluft schießt zu mir auf, als sich die gewaltigen Türen wie in Zeitlupe öffnen – die Gondel hineingezogen, verschluckt wird. Die Halle dahinter scheint in Brand zu stehen, Gasfeuer überall, leckende, blaue Fackeln, und heiße Luft umweht mich, reißt mir die Kapuze vom Kopf. Ich schrecke auf, starre zur Kuppeldecke empor, wo die Flammen sich tausendfach widerspiegeln: ein Sternenzelt; und weiter hinten, am Altar, warten die Schädel auf mich …
    ***
    Drei gläserne Kugeln, in denen die Schädel schwimmen: drei Denker, drei Richter – aus ihren Augenhöhlen quillt Nervengewebe. Die Gondel hat angehalten. Mit Greifzangen werde ich rausgehoben und vor den Altar hingehängt, dann beginnt die Audienz. Ich höre die körperlosen Stimmen flüstern:
    [Torso #864-18?]
    [Zutreffend.]
    [Er nenne die Paragraphen, die er laut Codex verletzt hat.]
    [Unbekannt.]
    [Lüge!]
    [Aufgrund seiner Prägung hätte Torso #864-18 in der Lage sein müssen, das Unrecht seiner Taten zu erkennen.]
    [Es liegt kein Schuldausschließungsgrund vor.]
    [Folglich hat er sich gemäß §24.3, §76 und §133.1 strafbar gemacht.]
    [Die Urteilsabstimmung ergibt folgendes Urteil:]
    [Krematorium] [Krematorium]
    [Krematorium!] Das Urteil des dritten Schädels dröhnt durch meinen Kopf. Ich starre zum Altar – zu den gläsernen Kugeln, auf denen der Widerschein der Flammen zuckt und tanzt. Erst als die Greifzangen mich fester packen, winde ich mich verzweifelt hin und her und stelle die letzten, entscheidenden Fragen:
    [Weshalb bauen wir diese Stadt?] [Was ist das höhere Ziel?]
    [Das

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