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Maschinenkinder

Maschinenkinder

Titel: Maschinenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shayol Verlag
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noch ein kleines Stück aufwärts, zum roten Signalbaum.
    Geschafft.
    Ab hier, nach dem Erdwall, ging es abschüssig weiter, und fast wie von selbst kamen die Wagen ins Rollen, das Gefälle hinunter, schneller, schneller, und Bremsfunken prasselten über das Gleis, als die Strecke neu anstieg. Nun war die höllische Glut der Öfen zu sehen: Die Luft flimmerte, Feuer und Dampf – und da stand Bochochs, fast ein Zwerg vor der Brennkammer, diesem ewig hungrigen Maul mit Flammen als Zunge und Zähnen.
    Er, der Titan grollte: »Was, bloß achtzehn bar? Das soll sich Kesseldruck schimpfen!«
    »Es sind zu wenig Kohlen gekommen«, sprach einer, Ruß an den Armen und im Gesicht. »Das Silo ist leer, bloß eine Reserve, die wir schon verfeuern. Es wäre nötig, ein wenig zu rasten, damit die –«
    »Könnt euch so passen, ihr faules Gesindel. Wird’s bald!« Und stampfte los, um seine Schaufelhände zu füllen, an einer Kohlenrutsche, die weg vom Gleis zum Silo verlief. Seitlich polterten Loren vorbei und vergossen die Fracht; wie Schotter so rauschten die Kohlen aufs Blech, die Bochochs in seine Metallklauen füllte, mehr als zwei Zentner, und zur Brennkammer hintrug, wobei er zum Wurf ausholte und schrie:
    »Die Feuertür öffnen.«
    Sogleich bewegten die Heizer den Hebel, und die monströse Klappe sprang auf:
    Fauchend, als wären Bestien aus dem Käfig befreit, knallten Flammenrückschläge quer durch die Öffnung, streiften die Heizer, die Schipper – doch während sie die Köpfe einzogen, schritt Bochochs aufrecht voran und schleuderte die Kohlen hinein. »Schafft her, schafft herbei, stockt das Ringfeuer auf«, brüllte er, und sein Brustpanzer glühte. »Nicht rumstehen, helfen … Packt an!«
    Schaufel für Schaufel wurde der Höllenofen beheizt, die Hitze mit Frischluft weiter geschürt, bis die Skalen jählings ins Rote schnellten, Ventile pfiffen, ein Rohr sich verbog, dann eine Dampfflöte anschlug, die das böse Lied schrillte:
    Überdruck! Überdruck!
    Bochochs, auf dem Weg zurück, schmiss die neuen Kohlen beiseite. »Die Belüftung drosseln … Muss ich euch Beine machen?«
    »Sind verklemmt«, rief ein Heizer, der am Griff einen Regler hochriss. »Hängt wohl ein Brocken dazwischen.«
    »Dreck.« Dicht an der Glut, von Funken umweht, prüfte Bochochs das Feuerrost, auf dem die Kohlen zerfielen. Der Aschkasten darunter war weder voll noch hatten Reste den Luftschacht blockiert. Wo also lag der Fehler?
    »Bei allen Teufeln«, kam ein Maschinist angerannt, in beiden Fäusten sein Werkzeug, den Hammer, den Schraubenschlüssel. »Am Stahlblech tanzen sämtliche Nieten, und ihr lasst fröhlich die Schlote rauchen.«
    Bochochs, kurz davor in den Kessel zu steigen, ein Bein auf dem Rost, dass die Glut zischelte, drehte den Kopf zur Seite und sprach: »Schafft uns den Störer vom Hals, helft mir! Du da hinten und du.«
    Zwei Schipper ließen die Schaufeln fallen, auch wenn nur einer der beiden gleich loslief, der andere zögerte, seinen Platz zu verlassen: »Seht, Herr, mein Gehäuse ist aus Messing, ich halte die Temperaturen nicht aus.«
    »Red keine Schlacken daher«, tönte Bochochs, der nunmehr ganz in Flammen stand. »Komm!«
    Selbst er, der Koloss, spürte an den Schultern ein Reißen, denn das Metall wurde warm, heiß; etwas Wasser aus einer undichten Stelle, es konnte platzen – oder zerfließen, falls der Schmelzpunkt näherkam. Neben dem Tosen des Feuers hörte Bochochs auch das Kesselwasser hinter den Wänden brodeln, ehe es verdampft zu den Heizrohren strömte und wilder noch die Kolben antrieb, vor, zurück, vor, zurück, damit alle Schwungräder fleißig rotierten.
    »Wir müssen die Rostlage aufbrechen.«
    In der Büchse war die Luft wie flüssiges Glas, mühsam jedes Tasten und jeder Schritt. Als die Helfer ihren Titanen erreichten, hatte dieser ein Gitter schon freigelegt, nur konnte er die engen Maschen nicht greifen, zu klobige Finger, zum Graben und Schaufeln gemacht. »Reißt es heraus«, befahl er deshalb und verfolgte, wie die beiden am Boden zogen, rüttelten, zerrten, bis das Gitterquadrat aus der Verankerung sprang.
    Die Luke stand offen.
    Rasch kletterten sie in den Aschkasten, eine Trittleiter runter, die an der Wand verschweißt war, aber nach wenigen Sprossen brachte sie ein Kaminsog aus der Balance – sie rutschten ab, verloren den Halt und fielen unsanft in den Staub.
    Bochochs stand auf, grau vom Pulver verdreckt, und musste zuerst sein Knie einrenken, bevor er die Luftschlitze

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