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Maschinenkinder

Maschinenkinder

Titel: Maschinenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shayol Verlag
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ein Qula®-Automat, der schon bessere Tage gesehen hatte: rostig an den Ecken, der Knopf fürs Rückgeld klemmte, das Ausgabefach war nur mit einem Tritt zu öffnen.
    Kernige Flüche schallten herein, ehe Bill, der Mechaniker, einen hinteren Türflügel aufstieß und gehetzt den Gang entlangschritt. Auf Höhe des Automaten hielt er plötzlich inne, fummelte ein Geldstück aus der Tasche und drückte es in den Schlitz. Er wartete gespannt, hörte ein Klackrasching! , dann wurde das Geldstück wieder ausgespuckt.
    »Was ist denn jetzt … das darf doch nicht«, murmelte Bill gereizt und hob das Geld vom Boden auf. »Hey, jemand zu Hause?«
    Sogleich ratterte es im Innern des Automaten, zwei Motoren liefen an, das Werbelicht erstrahlte in fröhlichem Violett und Gelb. »Oh«, sagte eine verschlafene Stimme, »tut mir leid, muss wohl eingenickt sein.«
    »Auch das noch«, stöhnte der Mechaniker und stellte seinen Werkzeugkoffer ab. »In diesem Stadion funktioniert überhaupt nichts mehr, wie es eigentlich sollte. Eben ist der Greifarm des Plüsch-O-Maten® ausgefallen, und jetzt das hier. Himmel auch, so werde ich nie Feierabend kriegen.«
    Schlagartig schaltete der Automat die ganze Beleuchtung an und funkelte hell wie ein Weihnachtsbaum. »Kauft frische Qula®, herrlich kalt. Drei neue Sorten, Vanille, Bonbon, Banane«, trällerte er begeistert und setzte mit dem Jingle noch einen drauf: »Liebe die Qula®, und die Qula® liebt dich!«
    Bill rieb sich die Schläfen. »Haben wir’s jetzt?«, fragte er genervt. An einem Ärmel säuberte er das Geldstück und steckte es erneut in den Schlitz.
    »Probiert unsere neuen Sorten: Vanille, Bonbon und –«
    »Spar’s dir einfach, okay?«
    »Tschuldigung«, gab der Kasten kleinlaut bei. »Was möchten Sie trinken?«
    Bill strich zwei graue Haare von der Stirn. »Eine Qula®, classic.«
    »Kommt sofort«, frohlockte der Automat. Es klackerte und rumpelte, und die Dose fiel ins Ausgabefach. »Bitte schön, und danke für Ihr Vertrauen.«
    »Vertrauen?«, fragte der Mechaniker, während er versuchte, die Klappe zu öffnen. »Wieso Vertrauen? Stimmt etwas nicht mit der Qula®?«
    »Alles in bester Ordnung!«, versicherte der Automat. Ein Werbelämpchen flackerte nervös.
    »Aha.« Bill trat gegen die Klappe und noch mal, bis sie quietschend aufsprang.
    Dann bückte er sich, tastete nach der Dose, holte sie hervor; öffnete sie mit Daumen und Zeigefinger.
    Innen hörte er einen der Motoren heiß laufen. »Ähem.«
    »Na los, spuck’s aus!«
    »Ja, ähem … nun …« Jetzt bebte der ganze Kasten. »Die Qula® ist vier Jahre alt«, gestand der Automat, danach ein zischendes Geräusch. »Endlich, endlich ist es raus. Das befreit!«
    Bill spie den ersten Schluck auf den Boden. »Mann, was willst du mir da andrehn? Tu das nie wieder, sonst zerlege ich dich in deine Einzelteile.«
    »War ohnehin meine letzte Classic.« Die Beleuchtung wurde etwas schwächer. »Ich werde nicht mehr aufgefüllt, schon seit Jahren nicht. Heutzutage trinkt keiner mehr Qula®, nur dieses neumodische Zeug aus Algen.«
    »Und wieso stehst du noch hier …?« Kurz musterte Bill das eingeprägte Verfallsdatum: 2168; angewidert stellte er die Dose ab.
    »Das weiß ich nicht«, wisperte der Automat. »Vielleicht haben sie mich einfach vergessen.«
    Der Mechaniker grinste. »Ein Relikt aus alten Zeiten, was?«
    »Bitte keine Beleidigungen«, sagte der Kasten verstimmt. »Ich bin zwar nur ein schlichter Qula®-Automat, aber auch ich habe Gefühle; zumindest zwei oder drei.«
    »War nicht so gemeint«, beschwichtigte Bill. Er drehte sich um, lehnte seinen Rücken an die Werbetafel, bevor er Zigaretten aus der Hemdtasche zog und eine davon rauchte; in dicken Wolken blies er den Dunst davon. »Hast schon bessere Tage gesehn …«
    »Oh ja!«, ereiferte sich der Automat, und seine Lämpchen wurden richtig sonnig. »Früher, da stand ich im Eingangsportal eines texanischen Motels, und danach war ich auf einem der ersten Kolonialraumschiffe, bis ich –«
    Bill musste schmunzeln. »Der Hellste bist du ja nicht. Wer hat dich programmiert?«
    »Tiberian Enterprises®, die beste und fortschrittlichste Firma für künstliche Mentalitäten.«
    »Und schon lange bankrott«, fügte Bill hinzu.
    »Ist nicht wahr!«, stieß der Kasten hervor. »Und wer stellt nun die ganzen Ersatzteile her?« Doch er ahnte die Antwort bereits.
    »Na, rate mal?«
    »Keine Sau«, zischte der Automat und wurde knallrot. »Oh! Ist mir so

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