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Maschinenkinder

Maschinenkinder

Titel: Maschinenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shayol Verlag
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ein Unfall. »Ich hätte ja diese Kampagne pünktlich eingerichtet, wenn ich bloß nicht kurz davor überfahren worden wäre ...«
    »Haben Sie gerade ›Füße massieren‹ gesagt?«
    Ich gaffe zur Tür. Die Marketing-Tussi schaut um die Ecke. Mein Kopf ruckt nach links und rechts. »Ist sonst keiner hier«, entfährt es mir.
    Sie kommt rein, schaut auf den Gang, schließt die Tür, kommt näher. »Das lass ich mir nicht zweimal sagen«, säuselt ... äh ... echt ätzend, mir fällt ihr Vorname nicht ein. Sie hockt sich auf meinen Schreibtisch, streift die Schuhe ab und legt ihre Füße auf meinen Schoß.
    Mein Schwanz findet das toll, meine Hände greifen zu. Ich glaube, ich hatte mal eine Schachtel Kondome in der Schublade. Ob die noch da ist? Verdammt! Muss ... muss ... nachdenken. Verhindern, dass der Abend mit mir Achterbahn fährt und am nächsten Morgen ein Stück Schiene fehlt.
    Bloß nicht dem Schicksal ins Gesicht sehen. Zu faltig. Ihre Beine, ihre Füße ... sind okay.
    »Hm, du machst das gut … Herr Karst-Ölbach. Wie heißt du eigentlich mit Vornamen?«
    Ha! Einfach fragen! Auf die Idee wär ich nie gekommen. »Stefan«, antworte ich, und meine Stimme bringt es fertig, gleichzeitig »Oh ja, ich werde dich vögeln« zu transportieren. »Aber nur von hinten«, füge ich in Gedanken hinzu. Oder haben Frauen mit Falten im Gesicht auch welche am Hintern?
    Dr. Richter. Die GEZ. Der Hormonkoller lässt für einen Augenblick nach. Marketing-Tussen vögeln löst keine Probleme. Im Gegenteil. Aber vielleicht entspanne ich mich dabei und komme danach auf die rettende Idee.
    »Hach«, sagt der Faltenmund außerhalb meines Blickfeldes, »ich glaube, ich komme jetzt jeden Abend kurz bei dir vorbei.«
    Ich grinse unwillkürlich, formuliere im Kopf eine schlüpfrige Entgegnung. Die Vernunft klopft an, wedelt mit einem Hinweis: »Kurz«, hat sie gesagt!
    Schon rutschen die Füße runter, Richtung Schuhe, schlüpfen hinein ... »Wirklich sehr entspannend«, haucht sie und ist schon an der Tür. »Schönen Feierabend, Stefan!«
    Zurück bleiben meine traurige Erektion und mehr Verzweiflung, als ein Projektleiter ertragen kann.
    Singh
    Niemand marschiert einfach ins Starnberg, das inoffizielle Hauptquartier des Innenministeriums – benannt übrigens nach dem deutschen Innenminister, der die Sicherheitsgesetze in ihrer heutigen Form durchgesetzt hat. Jesabel hat oft gesagt, Starnberg war nicht das erste konservative Arschloch seiner Art. Aber das schlimmste. Für einen Theologen hat der Kerl jedenfalls eine außergewöhnliche Vorliebe für Überwachungstechnologie gehabt.
    »Der liebe Gott sieht alles«, haben seine Kritiker früher gewitzelt. Selbst nach seinem Tod behalten sie solche Kommentare heute lieber für sich, bevor ihnen irgendjemand irgendeine peinliche Vorliebe nachweist, von der sie selbst nichts wissen. In einem Zickzackkurs durchquere ich ein Labyrinth von Panzerglasscheiben. Für die Kerle in der gepanzerten Kapsel schräg dahinter bin ich nackt. Irgendeins von tausenden Sicherheits-Programmen schätzt gerade ein, mit welcher Wahrscheinlichkeit ich versuchen werde, das Gebäude in die Luft zu sprengen.
    Vielleicht kann es meine Vorfreude messen, vielleicht bemerkt es sogar, dass ich mir ein Lächeln verkneife. Laut meinem RFID-Chip bin ich erstens sauber und zweitens der, der ich zu sein vorgebe. Die Lieferung ist angemeldet. Ersatzhardware für irgendein unkritisches Verwaltungssystem. Die lassen sie öfter von einem Boten anliefern, wenn sie selbst keine auf Lager haben.
    Hinter dem transparenten Glaslabyrinth warten vier Männer am Ende einer engen Stahlpassage. Sie stellt den einzigen Durchgang ins Foyer dar. Der Alarm schrillt los, als ich die Passage etwa bis zur Mitte durchquert habe, und mein Herzschlag setzt beinahe aus. Die Securitytypen machen sich nicht die Mühe, Waffen zu ziehen. Sie hätten andere Methoden, mich auszuschalten, falls es nötig sein sollte. Ich stehe mitten in einer Mikrowellenwaffe, die jeden, aber auch wirklich jeden in einer embryonalen Haltung festnageln würde.
    Mein Puls beschleunigt sich.
    Sie haben mir vorher gesagt, dass genau das passieren könnte. Ich sollte dann ruhig bleiben. Ruhig bleiben. Eigentlich Zeit meines Lebens mein Spezialgebiet. Unvermittelt verstummt der Alarm wieder. Einer der Männer bedeutet mir weiterzugehen. Anscheinend endet mein Leben doch nicht als Mikrowellenschnellgericht. Sie haben das Ding in meinem Magen als medizinisches System

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