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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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von Blut. Es gehörte einem Jungen. Eins seiner Augen war von einer unglaublichen Schokoladenfarbe, das andere ganz normal braun. Er sagte: »Dr. Neumann. Oh, Dr. Neumman.« Er verschwand. »Er lebt!« Kurz darauf war er wieder da. Über sein Haar und seine Nase rann Wasser. Seine ungleichen Augen schimmerten vor Betroffenheit. »Alles wird gut. Alles wird gut.« Erst zögernd, dann sicherer berührte er mein Haar. »Sie schaffen das. Halten Sie durch. Halten Sie durch.«
    Im Zimmer entstand Lärm. Jemand fasste von hinten meinen Kopf, und Leute in grünen Kitteln drängten heran, um an meinen Schläuchen herumzufummeln. Niemand schaute mir in die Augen. Es klickte, dann hörte ich ein hohes Sirren und ein tiefes Brummen. Nach einem scharfen Pieks im Hals breitete sich Wärme aus, und ich wand mich, um zu erkennen, wer das machte. Die Hände um meinen Kopf packten fester zu. »Blut«, sagte jemand, und jemand anders antwortete: »Bereit.« Hände zerrten meine Finger weg. Ich wehrte mich, aber sie waren stark. Allmählich fühlte ich mich schwer werden. »Lebt er noch?« Der Ton der Stimme ließ erahnen, dass sie die Antwort gar nicht hören wollte. Über mir schwebte Cassandra Cauterys Gesicht. Sie drückte sich ein rotgeflecktes Handtuch ans Ohr. Ihr Haar hatte die Farbe von Asche. Ihre Kiefermuskeln erinnerten mich an Insekten, die Nahrung mit einem Vielfachen des eigenen Körpergewichts schleppen konnten. Doch ihre Miene war völlig ausdruckslos. »Charlie? Keine Sorge, Sie sind bloß mitten in einem schlechten Traum aufgewacht.« Ich versuchte, die Augenlider offen zu halten. »Schlafen Sie weiter. Wir machen das hier fertig, und allesch wird gut.« Ich weinte ein bisschen, denn jetzt wusste ich, dass ich nicht sterben musste.
    Als wäre ein Schalter umgelegt worden, war ich mit einem Schlag wach. Ich stand, umgeben von Licht. Der OP-Saal war sauber. Der Regen hatte aufgehört. Überall Katzen und Leute in grünen Kitteln, die mich fixierten.
    »Hab ihn.« Jason balancierte ein kleines Notebook auf einer Hand und hackte mit der anderen darauf herum. Aus dem Notebook kam ein Kabel und mündete in ein Gewirr weiterer Kabel, die in alle Richtungen liefen. Um meinen Kopf war etwas gewickelt. Es summte.
    Eine junge Frau trat vor mich. Elaine. Ich erinnerte mich an sie. Ihre Augen waren orange. »Dr. Neumann, können Sie mich hören?«
    Ich nickte. Ich versuchte, meinen Hals zu berühren, um zu fühlen, was dort war, und es machte Whmm-hmm, whmm-hmm.
    »Er versucht, den Arm zu bewegen.«
    »Jetzt das Bein.«
    »Viele Bewegungsanfragen.«
    Ich sah nach unten. Meine Beine waren Contours Drei aus schwarzem Titan. Meine Hüften waren verbundene Teilringe. Über meine Brust kroch Metall. Ich hatte Arme. Sie hingen an isolierten Ketten von der Decke. Einer war silbern und endete in einer Klaue mit drei langen, mehrfach gegliederten Zinken. Der andere war schwarz mit dünnem, schlauchförmigem Bizeps und einem prallen Unterarm. Eine Hand war nicht zu erkennen. Ich würgte. Nicht, dass mir körperlich unwohl gewesen wäre. Ich fühlte mich stark und wach, nur ein wenig kalt war mir. Aber mein Gehirn musste sich übergeben. Falsch falsch falsch.
    »Dr. Neumann?« Jason schob sich heran. »Im Moment fühlen Sie sich wahrscheinlich noch komisch, aber sobald Sie sich ein wenig beruhigt haben, werden Sie merken, wie cool das ist.«
    »Schalte Tastsinn zu.«
    Durch meinen Körper fuhr ein Gewitter von Nadelstichen. Meine Metallteile hörten auf, fremde Gegenstände zu sein, und wurden allmählich zu mir. Natürlich hatte ich auch vorher schon Empfindungen gehabt, aber nicht so. Nicht annähernd. Mir fiel die unregelmäßige Oberfläche der neuen Contours ein, die ich in Labor 2 ertastet hatte. Hilfe.
    »Gesteigerte sensorische Rückmeldung. Eine Million Mal besser, nicht wahr? Wir benutzen sie ebenfalls. Den Punkt, wo die besseren Gefühle das volle Spektrum biologischer Empfindungen exakt reproduzieren konnten, haben wir schon eine Weile hinter uns.«
    »Verbindung zum Kern«, konstatierte Mirka.
    »Hab’s gesehen.«
    »Wir kommunizieren laut, damit Sie alles verfolgen können«, erläuterte Jason.
    Plötzlich durchtoste mich Hunger, aber nicht als Empfindung, sondern als Idee. Ich war mir völlig sicher, dass ich Nahrung brauchte.
    »Whoa«, entfuhr es einer Frau mit gelben Augen.
    »Drosseln.«
    »Gleich schließen wir Sie an die bessere Stimme an«, versprach Jason. »Damit können Sie Unterhaltungen führen und Kontakte in

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