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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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in seinen Lieblingssessel sinken. Ich hatte ein feuchtes Gefühl. Aber auch sicher, warm und geschützt. Ich schloss die Augen.
    Husten. Ich schlug die Augen auf, denn das war verwirrend. Ich wartete in der Hoffnung, dass es aufhören würde. Kark. Kark. Es klang flüchtig. Als würde sich der Urheber nicht viel davon versprechen.
    Ich grübelte über mögliche Erklärungen dafür nach. Oder ließ mich von ihnen dahintreiben. Sie umringten mich, ohne zu mir vorzudringen. So hätte es noch eine Weile gehen können, doch auf einmal tropfte Wasser auf mich. Regen vielleicht, dachte ich, aber das war unwahrscheinlich, weil ich eine Zimmerdecke sehen konnte. Ich spürte, wie sich mein Traumzustand auflöste, und war traurig. Doch es war auch gut, weil ich wieder zu mir kam. Meine Gedanken fingen an, sich zu ordnen. Ich hob den Kopf.
    Ich war in einem Operationssaal. Natürlich. Man hatte mich ja zu einem Eingriff hergebracht. Doch alles lag in wilder Unordnung durcheinander: eine Trage, Infusionsgestelle, Instrumente, die eigentlich steril sein sollten. Wie Münzen in einem Brunnen schimmerten Skalpelle in den wachsenden Pfützen auf dem Kachelboden. Ein langer Sprung lief durch die Mauer. Erdbeben?
    Kark.
    Ich bemerkte einen zusammengesunkenen Mann an der Wand. Sein grüner Kittel hatte vorn dunkle Flecken. Die Lippen waren rot. Er starrte dumpf auf seine Beine, die sich von ihm wegspreizten. Dann hob er den Blick zu mir und blinzelte einmal langsam.
    »Hilfe«, sagte ich. Er reagierte nicht. Es war mir ein wenig peinlich, weil der Typ offensichtlich ebenfalls Hilfe brauchte. Ich setzte die rechte Hand auf den Tisch und stützte mich auf den linken Ellbogen. Zumindest versuchte ich das. Doch es klappte nicht. Ich sah nach, was das Problem war.
    Aus einem Schlitz in meiner linken Schulter sprudelte dick das Blut. Nein, kein Schlitz, eher das Gegenteil. Schlitz meinte einen Riss in etwas, das ansonsten ganz war. Doch mich verbanden nur noch dünne Haut- und Muskelfäden mit einem Arm, der ansonsten abgetrennt war. In einer Pfütze auf dem Boden lag ein offenbar achtlos weggeworfener Gegenstand, den ich zunächst für einen Bohrer hielt. Aber es war kein Bohrer. Er hatte eine lange, flache Klinge. Durch die Pfütze zogen sich leuchtend rote Schlieren. Eine elektrische Säge. Ich wandte mich dem Mann an der Wand zu. »Haben Sie …« Er sah nämlich aus wie ein Chirurg. Vielleicht hatte er mit der Amputation meines Arms begonnen und sie nicht beendet. »Können Sie …« Meine Stimme war ein einziges Krächzen. Meine Kehle fühlte sich zerschunden an. Der Mann starrte mich ausdruckslos an. Mit jedem Herzschlag wippte sein Kopf. »Warum …«
    Kark. Der Chirurg machte sich einen frischen dunklen Klecks auf den Kittel. Er konnte mir nicht helfen. Er würde nur daliegen und sterben. Oder daliegen, mir beim Sterben zusehen und dann selbst abtreten. Ich geriet in Panik. Der Zeitpunkt war nicht gut gewählt für Panik. Was ich jetzt brauchte, war eine klinisch sachliche Einschätzung der Lage. Doch aus einem riesigen Krater in meinem Körper strömte ein Meer von Blut, und mein Gehirn stotterte: Das ist tödlich, gleich verlierst du das Bewusstsein. Ich hob den rechten Arm – den ich noch hatte – ohne konkreten Plan und bemerkte auch an ihm helles Rot. Ich lag in einem roten Bad. Über die Seiten des Tischs rann Blut und tropfte auf die Bodenfliesen. Ich war ein blutiges Wasserspiel. Viel zu viel Blut. Ich hätte längst tot sein müssen.
    Meine Beine sahen seltsam aus. Das heißt, ich hatte welche. Unter dem durchweichten grünen Operationstuch zeichneten sich deutliche Formen ab. Zwischen Tuchschichten liefen Schläuche zu einem schwarzen Kasten auf einem Rollwagen und vier verschiedenen Infusionsflaschen. Der Kasten machte das platschende Geräusch. Mit jedem Platschen hoben sich die Schläuche und transportierten dunkle Flüssigkeit. Ich begriff, dass mich diese Einrichtung am Leben hielt. Doch genau in diesem Augenblick hörte der Kasten auf zu platschen und fing an zu schlürfen wie ein begeistertes Kind, das einen Milchshake leer trinkt. An der Verbindung der Schläuche zum Kasten erschienen beige Flecken und rasten auf meinen Körper zu.
    Ich packte meinen zum größten Teil abgetrennten Arm und versuchte, ihn wieder dranzuquetschen. Das klappte natürlich nicht. Es war wie das Hantieren mit einem Steak. Und diese Geräusche – nicht das Gluckern und Schmatzen machte mir zu schaffen, sondern das Scharren. Fast hätte

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