Maschinenmann: Roman (German Edition)
einem Adressbuch abspeichern. Und so weiter.«
Lola, Lola. Tränen tropften auf meine Brust, und es machte plonk, plonk.
»Du bringst ihn zum Weinen«, rief Mirka.
»Korrigiere.«
»Überbrücke Wellenformen.«
»Er weint noch immer.«
»Einstellungen sind aber in Ordnung.«
»Vielleicht ist er wirklich traurig.«
Jason entfernte sich und kam mit einem Taschentuch zurück. Er wischte mir erst eine, dann die andere Wange ab. »Dr. Neumann?«
Ich öffnete den Mund, aber es war keine Luft da. Als Ersatz inhalierte ich manuell. »Wo. Ist. Mein. Körper.«
»Sie meinen … Sie meinen Ihre alten organischen Teile? Nun … verbrannt. Man kann … man kann sie zu nichts verwenden.«
»Immer noch sehr traurig«, sagte Mirka.
»Aktive Korrektur?«
»Ja.«
In meinem Kopf explodierten Sterne, wild und leuchtend, voller Möglichkeiten.
Jason ergriff das Wort. »Erinnern Sie sich noch an unsere Diskussion über Ethik? Sie wollten Ihre Schuldgefühle unterdrücken, und ich fand, dass man das vielleicht nicht sollte, aber Sie waren anderer Meinung. Eigentlich haben Sie meinen Einwand gar nicht verstanden. Also, inzwischen teile ich Ihren Standpunkt. Total. Manchmal empfindet man eben einen biologischen Widerwillen gegen eine Idee, doch das liegt nur daran, dass man nicht daran gewöhnt ist, nicht wahr? Es ist einfach eine Frage der Ausgangswerte.«
»Besser. Nähert sich Normalpegel.«
»Ich meine, so was wie eine grundlegende Integrität der Emotionen gibt es eben nicht. Letztlich besteht alles nur aus chemischen Prozessen.«
Meine Zähne klapperten.
»Sägezahnwelle«, meldete Elaine. »Können wir da eingreifen?« Zwei männliche Katzen näherten sich mit Bohrmaschinen und gingen an meinem Bauch in Position. Die Bohrer machten wriiiiiih .
»Kurz und gut«, fuhr Jason fort, »während Sie weg waren, haben wir viele Militärteile produziert. Wirklich viele. Und der Vorstand war ganz wild darauf, dass wir mit den Versuchsreihen anfangen. Bloß sind wir darauf gekommen, dass es keine so gute Idee ist, sie an irgendwelchen Freiwilligen zu befestigen und dann zu schauen, was passiert. Also haben wir gewartet. Auf Sie. Und als Sie endlich hier waren … Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass sich der Vorstand Zeit nehmen wollte, bis Sie, wie soll ich sagen, völlig einverstanden sind. Weil sich nämlich inzwischen, wie schon angedeutet, ein Haufen Zeug angesammelt hat. Sehr wertvolles Zeug. Außerdem haben die Behörden die Gegend hier in letzter Zeit genauer unter die Lupe genommen, als es der Firma recht sein kann. Also wollte der Vorstand dringend Ergebnisse aus den Labors sehen. Und deswegen … äh … deswegen ist die Erneuerung von Körperteilen bei Ihnen etwas weiter fortgeschritten, als Sie wohl erwartet haben.« Er schluckte. »Aber dafür gibt es auch eine gute Nachricht. Sie dürfen raus.«
»Was«, sagte ich.
»Ich möchte ganz offen sein. Was die geplant haben, war ziemlich schlimm. Sie wollten, dass Sie an den Körperteilen befestigt sind, ohne sie steuern zu können. Wir sollten sie für Sie bewegen und Ihre sensorischen Rückmeldungen auswerten. Die waren der Meinung, dass man so am schnellsten testen kann. Wahrscheinlich stimmt das auch. Trotzdem. Unserer Ansicht nach ist es ein wenig unmenschlich. Wenn man mit einer Technologie verbunden ist und sie nicht steuern kann. Wie der ultimative Anwender. Wie auch immer, Carl hat alle Pläne über den Haufen geworfen. Deswegen haben wir die Erlaubnis bekommen, Sie zu aktivieren. Im Grunde ist das sogar eine großartige Chance, denn wenn Sie denen beweisen, dass Sie vertrauenswürdig sind, dürfen Sie vielleicht aktiv bleiben.«
»Leichter Ärger«, verkündete Mirka.
»Äh«, machte Jason. »Ich sollte wohl die Sache mit Carl erklären. Kennen Sie Carl? Natürlich kennen Sie ihn. Das hatte ich ganz vergessen, weil wir Ihnen ja nichts von ihm erzählen durften. Jedenfalls haben wir mit Carl zusammengearbeitet. Bevor er verrückt wurde. Und dann war es so, dass Carl zurückgekehrt ist. Ist einfach vor dem Gebäude aufgetaucht. Die Wachleute waren überrascht, weil … sie hatten ihn erwartet, aber nicht am Haupteingang. Es gibt viele Möglichkeiten, ins Haus reinzukommen, die der Sicherheitsdienst alle kennt. Natürlich waren auch im Foyer Wachen. Auf dem Dach waren Scharfschützen postiert, und sogar Fahrzeuge mit Waffenprototypen aus dem Bereich spekulative Militärprodukte waren einsatzbereit. In der Garage war ein Schallgeschütz aufgestellt, der
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