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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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Jason.
    Die Tür eines Kleintransporters öffnete sich, und eine Frau kletterte heraus. Ich hatte ihre Umrisse in Infrarot gesehen, ohne sie zu erkennen. Ein säuberliches, rechteckiges Pflaster bedeckte ihr Ohr. Ihr Haar war grau. Ein dünner Faden aus getrocknetem Blut zeichnete einen Bogen vom Haaransatz hinunter über den Wangenknochen.
    »Charlie, bevor Sie aufbrechen …« Cassandra Cautery stockte. Sie starrte auf meinen Schritt, wo Elaine kniete und ein Gerät inspizierte, das in einer Ausziehbuchse steckte. »Was ist das?«
    »Eine einfache Schnittstelle für …«
    »Sie haben ihm eine Buchse in den Schwanz eingebaut?«
    »Der Hauptbus …«
    »Halten Sie den Mund«, zischte Cassandra Cautery. »Ich habe in Yale studiert. Weiß das einer von euch Irren überhaupt? Meine Dozentin für Kartellrecht hat gesagt, ich habe eine unerbittliche Schehnschucht nach Organisation. Wortwörtlich. Und sie hat mir versprochen, meine Karriere voller Interesche zu verfolgen. « Ihre Stimme zitterte. »Und jetzt muss ich mich mit dieser Scheische rumschlagen!«
    Niemand sagte ein Wort. Mit einem Plopp zog Elaine ihr Gerät aus meinem Schritt.
    Cassandra Cautery schüttelte den Kopf. Ich war verlegen, denn wenn nicht bald irgendetwas passierte, bestand die echte Gefahr, dass ich sie über den Haufen rannte. »Charlie …« Sie atmete tief durch. »Ich wollte nur sagen, bitte seien Sie vorsichtig.«
    Sie ging zurück zum Wagen. Türen knallten. Schlurfend entfernten sich die Katzen. Es war Zeit.
    Ich folgte dem schwarzen Kleintransporter die Rampe hinauf. Er fuhr langsam, als hätte er Angst, mich zurückzulassen. Ich war gekränkt. Wussten die denn nicht, wer ich war? Verpass ihm einen Tritt, schlugen meine Beine vor. Nicht in Worten. Aber ich spürte ihr Verlangen.
    In meinem Kopf öffnete sich das Fenster. Ich glaubte, dass ich es schließen konnte, wenn ich wollte. Allmählich entwickelte ich ein Gefühl für die Schnittstelle. Dr. Neumann, wir sind fast ganz oben. Sind Sie bereit für die Beschleunigung?
    Ja, dachte ich.
    Der Kleintransporter sprang nach vorn. Es war nicht nötig, den Dreiern eine Anweisung zu erteilen: Sie fielen von selbst in leichten Galopp. Bei meinem ersten Ausflug mit künstlichen Beinen hatten sie versucht, mir jeden Knochen durch den Schädel zu schütteln, aber das hier war wie eine Flussrundfahrt. Verbesserungen am Gang, Stoßdämpfung im Rumpf … außerdem hatte ich natürlich weniger Knochen.
    Ein Lichtviereck erschien. Als die Rampe breiter wurde, glitten von beiden Seiten Hummer-Geländewagen heran. Frische Luft klatschte mir ins Gesicht. Ich war draußen. Die Autos bogen auf die Straße, und die Dreier folgten. Dabei kam ich einem Hummer zu nahe, und der Waffenarm klirrte gegen seine Seite. Der Hummer schaukelte, seine Reifen quietschten.
    War das Absicht? Ich redete mit meinen Teilen. Natürlich konnten sie mich nicht hören. Sie hatten kein eigenes Bewusstsein. Aber es war eine hilfreiche Vorstellung, daher hielt ich mich daran, bis ich mir etwas anderes ausdenken konnte. Also los.
    Ich scherte nach links aus. Mein Waffenarm küsste die Tür des Hummers. Ich drückte sanft, aber fest. Der Hummer wehrte sich. Von seinen Reifen stieg weißer Rauch auf. Der Jason in meinem Kopf strahlte Besorgnis aus, und ich schloss sachte das Fenster vor seiner Nase. Ich schob den Hummer von mir weg, bis er aus der Formation ausbrach und sich in einem qualmenden Halbkreis drehte. Dann beschleunigte ich durch die Lücke und ließ sie hinter mir. Der vorbeifegende Wind riss an meinen Augen. Zum ersten Mal, seit ich das Bewusstsein wiedererlangt hatte, freute ich mich, am Leben zu sein.

13
    13
    Einmal an der Universität hatte ich einen Dollar in einen Verkaufsautomaten gesteckt, C und 4 gedrückt – und nichts passierte. Also drückte ich die Knöpfe noch einmal, mit mehr Kraft, dann RÜCKERSTATTUNG , schließlich mehrere Knöpfe gleichzeitig. Fluchend prügelte ich auf den Kasten ein, weil ich neunzehn war. Dann näherte sich jemand, und ich sagte: »Scheißautomat.«
    Später bemerkte ich einen anderen Typen, der das Gerät anstarrte. Ich öffnete den Mund, um ihm mitzuteilen, dass es kaputt war, doch bevor ich ein Wort herausbrachte, schlug er genau auf die gleiche Stelle wie ich zuvor und schimpfte: »Scheißautomat.«
    Wahrscheinlich ist es immer unerfreulich zu entdecken, dass man nicht so individuell ist, wie man dachte. Aber mir machte das wirklich zu schaffen. Aus einer bestimmten Perspektive war

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