Maschinenmann: Roman (German Edition)
ich ein selbstständiges Lebewesen, das seinen freien Willen ausübte, um einen unbewussten Automaten zu einer vorhersehbaren Reaktion zu bewegen. Doch aus einer anderen entschied sich der Automat, mir einen Snack vorzuenthalten, um jungen Männern berechenbar mechanische Reaktionen zu entlocken. Ich fand keinen objektiven Grund dafür, das eine Szenario für wahrscheinlicher zu halten als das andere.
Bei einer Stockwerkparty sprach ich eine Philosophiestudentin auf dieses Problem an. Sie meinte: »Ach, du bist Determinist.« Ihr Ton legte nahe, dass das naiv und komisch war. Den Sinn dieses Begriffs kannte ich nur für Algorithmen, nicht für Menschen. »Du glaubst nicht an freien Willen«, fuhr sie fort. »Du meinst, alles besteht aus Zahnrädern und Hebeln.« Sie hatte einen Lutscher, an dem sie jetzt saugte. Ich war nicht der Ansicht, dass ich nicht an freien Willen glaubte, doch im weiteren Verlauf unserer Unterhaltung erfuhr ich, dass sie das Gehirn für ein magisches Feenland des Bewusstseins hielt, und so traf ihre Einschätzung vielleicht doch zu. Bevor sich etwas zwischen uns ergeben konnte, ließ sie mich stehen und machte mit einem Typen herum, den ich nicht kannte. Einsam und unzufrieden ging ich hinunter und setzte mich vor dem Automaten auf den Boden. Warum, wusste ich nicht so genau. Ich hatte nur das Gefühl, dass wir etwas miteinander gemeinsam hatten.
Der Weg führte im Bogen auf die Hauptstraße, der ich zwischen den Autos rennend folgte. Eine Hupe plärrte. Auf der Spur vor mir war eine gelbe Limousine, und der Blick des Fahrers zuckte zum Rückspiegel. Dann schoss das Auto in den Geländewagen daneben. Scheiben platzten. Ich stampfte vorbei. Eigentlich sollte ich mich unauffällig verhalten, aber das war nicht meine oberste Priorität. Meine oberste Priorität war, Lola zu finden, bevor ihr Herz stehen blieb.
In meinem Waffenarm machte es klonk . Ich dachte: Oh-oh, denn das hieß vielleicht, dass sie mich aus der Ferne abschalteten. Dann erinnerte ich mich an Jasons Erklärung zur Freigabe meiner Munition. Sofort spürte ich den Impuls, diese Hypothese zu überprüfen. Doch es war besser zu warten. Ich konnte nicht einfach auf einer Hauptverkehrsader herumballern. Andererseits war es wirklich verlockend. Als ich mir mein Telefon kaufte, sollte ich am nächsten Tag einen wichtigen Bericht abgeben. Deshalb mühte ich mich nach Kräften, nicht damit herumzuspielen. Bis zum Einbruch der Dunkelheit hielt ich durch, doch dann war ich um sechs Uhr früh noch wach, weil ich immer neue Funktionen entdeckte, und musste mich am Morgen krankmelden. Das hier war so ähnlich, nur, dass es an mir befestigt und mit Kugeln ausgerüstet war. Ich sollte es auf der Stelle testen. Ich konnte doch nicht warten, bis ich auf Carl mit seinen Schmiedehammerarmen stieß, um zu lernen, wie es funktionierte. Das wäre schlechte Planung. Ich schaute mich um. Auf der rechten Seite näherte sich eine riesige Plakatwand, auf der sich eine attraktive, bunt gekleidete Familie lachend um eine Spielkonsole drängte. Genau das Richtige.
Ich hob den Waffenarm und ballte die mentale Faust. Der Arm bellte wie eine Kettensäge. Er klang wütend. Die Plakatwand zerbarst. Neben mir klimperten Patronenhülsen über den Asphalt, die wie ein weißer Wasserfall aus meinem Arm herausströmten. Plakatfetzen flatterten auf den Boden. Als ich sie durchquerte, dachte ich: Ich bin eine Lola-Rettungsmaschine. Und in mir antwortete es: Ich bin eine Lola-Rettungsmaschine. Ich lächelte. Wenn das kein Echo war, dann war es zumindest ziemlich raffiniert.
Gelegentlich tauchte Jason am Fenster in meinem Kopf auf. Er gab jeweils einen Standorteindruck weiter, den ich zur Kenntnis nahm, ehe ich das Fenster wieder schloss. Ich musste keine Strecke planen. Das konnten meine Beine allein. So hatte ich Gelegenheit, mir mein Vorgehen zu überlegen, wenn ich Carl begegnete. Obwohl dieser Aufwand nach der Demonstration mit der Plakatwand vielleicht überflüssig war. Ich hatte Schnelligkeit, Kraft, Grips und eine Kanone. Carl hatte Arme. Was sollte er denn machen? Mich ins Gesicht boxen? Genau genommen gar nicht so unwahrscheinlich. Da musste ich auf der Hut sein. Aber mehr hatte ich sicher nicht zu befürchten. Ich musste nur auf Abstand bleiben.
Die Contours verließen die Straße und setzten geschmeidig über die Leitplanken. In Erwartung unangenehmer Empfindungen zuckte ich zusammen, aber sie wussten genau, was sie taten. Meine Hufe gruben sich in die
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