Maschinenmann: Roman (German Edition)
Betonböschung, und ich hörte, wie die Haftstifte feuerten. Zu beiden Seiten spritzten Staubfontänen an meinem Gesicht vorbei. Ich beschädigte hier wohl einiges an Infrastruktur. Die Dreier spannten sich an und sprangen über einen breiten Graben. Wieder machte ich mich auf einen harten Aufprall gefasst, doch es war wie die Landung auf einem Sofa. Wir rannten unter einer Brücke durch. Ich hörte einen Hubschrauber und fragte mich, ob das mir galt. Weiter vorn war eine riesige Abwasserröhre, durch die ein Auto hätte fahren können, doch der Eingang war mit einem Eisengitter geschützt. Meine Beine wurden langsamer. Sie zögerten. Oh, Entschuldigung. Ich hob den Waffenarm und ballte die Faust. Das Gitter zerbröselte. Die Dreier verschärften das Tempo wieder. Mein Bauch rotierte in drei Ringabschnitten, damit ich seitwärts durch das restliche Gitter passte, dann drehte er sich wieder nach vorn.
Meine Hufe platschten durch seichtes Wasser. In der Kanalisationsröhre war es dunkel, doch im elektromagnetischen Spektrum hatten die Wände fluroreszierend blaue Kanten, und das aufgewirbelte Wasser loderte weiß. Der Stollen beschrieb eine Kurve und verzweigte sich einmal, dann erneut. Schließlich blieb ich stehen und schaute mich um. Ich konnte nicht erkennen, was an diesem Kanalisationsabschnitt so besonders sein sollte. Dann bemerkte ich acht Meter über mir eine Luke. Eine Leiter lief die Wand hinauf. Aber die brauchte ich nicht. Ich legte den Waffenarm an.
Dann überlegte ich es mir anders. Carl war in der Nähe, ich durfte ihn nicht aufscheuchen. Ich ließ den Waffenarm sinken und nahm den anderen in Augenschein, den mit den drei Klauenfingern. Ich hatte ihn noch gar nicht ausprobiert und wusste daher nicht, was in ihm steckte. Ich richtete ihn nach oben und dachte: Mach das weg.
Die Klaue fuhr an einem Metallkabel heraus. Sie riss die Luke aus dem Rahmen, bog sie zusammen und zog sie herunter. Das Kabel schnurrte zurück in den Arm, und bevor ich vom Anblick einer herabstürzenden gefalteten Luke erschrecken konnte, hielt ich sie schon fest. Ich sann kurz nach. Gar nicht schlecht. Ich deponierte die Luke auf dem Boden und spähte hinauf. Das Einstiegsloch war nicht gerade breit. Ich war nicht sicher, ob ich da durchpasste. Aber natürlich musste ich mir darüber keine Gedanken machen. Zumindest nicht mit meinem Gehirn. Dafür hatte ich meine Teile.
Die Dreier gingen in Stellung und sprangen. Meine Arme drückten sich flach an den Körper. Wir scheuerten über Beton und neben meinem Gesicht erglühte eine Funkenkonstellation. Dann waren wir durch. Die Dreier spreizten sich, und die Hufe hefteten sich auf stabilen Boden. Die feuernden Stifte knallten wie Gewehrschüsse. Das war schlecht.
Ich befand mich in einer Parkgarage mit mehreren Etagen. In den Buchten standen Autos. Laut meinem letzten Kontakt zu Jason trieb sich Carl hier irgendwo herum. Wo genau, wusste ich allerdings nicht. Ich entschied mich für oben. Als ich die Kurve zum nächsten Stockwerk hinaufstieg, wurde ich allmählich nervös. Das war keine günstige Umgebung für die Suche nach Carl. Der Beton schirmte elektromagnetische Strahlen ab, und das Infrarotspektrum wurde durch die abkühlenden Motoren gerade geparkter Wagen verzerrt. Ich bremste. Und beschloss, meinen Überrumpelungsplan aufzugeben. Inzwischen fühlte ich mich ziemlich unaufhaltsam. Schließlich holte ich tief Luft und rief: »Lola!«
Das Echo meiner Stimme schlug mir entgegen. Nichts. Wieder atmete ich ein.
»Charlie!«
Ich rannte los. Zwei Stockwerke höher fuhr ein brauner Wagen mit glühenden Rücklichtern nach hinten, und ich stieß ihn mit dem Waffenarm zur Seite. Ich wollte ihn gar nicht hart treffen, aber die Contours spannten sich automatisch an, und der Wagen krachte in die Wand. Ich bog um die nächste Ecke und stoppte erneut, denn Carl stand vor mir.
Er war größer, als ich erwartet hatte. Natürlich war er nicht gewachsen, ich hatte es nur einfach vergessen. Er trug kein Hemd, daher sah ich das Stützgerüst aus Metall um seinen Rumpf. Seine Arme waren gigantisch, viel größer als meine. Er war auf Kraft getrimmt. Erst einen Moment später erkannte ich, dass er Lola vor sich hatte und ihre Schultern mit den Händen gepackt hielt. Im Vergleich zu ihm war sie so klein, dass ich sie gar nicht bemerkt hatte. Sie starrte mich mit offenem Mund an. Klar, ich hatte mich verändert.
»Stopp«, rief Carl. »Keinen Schritt näher.«
Das war ziemlich dumm. Offenbar
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