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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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den Namen haben wir uns noch nicht geeinigt. Aber wir möchten, dass Sie diese Produkte entwickeln. Wir stellen die finanziellen Mittel bereit, damit Sie jede Möglichkeit erforschen können, die Ihrem brillanten Verstand einfällt.«
    »Sie wollen, dass ich Prothesen konstruiere?«
    »Ja.«
    »Warum soll ich Prothesen konstruieren?«
    »Wollen Sie denn nicht?«
    »Doch, aber … das Geschäftliche liegt mir nicht …«
    Cassandra Cautery lachte. »Macht nichts. Das Geschäftliche können Sie gern uns überlassen.«
    »Trotzdem …«
    »Ich bin eine mittlere Führungskraft«, erklärte sie. »Für manche ist das ein Schimpfwort, für mich nicht. Über mir sind Leute, die Geschäftsentscheidungen treffen, und unter mir sind Leute, die diese Entscheidungen umsetzen. Diese beiden Gruppen leben in verschiedenen Realitäten. Sehr verschieden. Und meine Aufgabe ist es, sie zusammenzubringen. Ihre Realitäten miteinander zu verknüpfen. Manchmal sind sie nicht vollkommen kompatibel, und manchmal verstehe ich nicht ganz, wie jemand in so einer Realität existieren kann, aber die Hauptsache ist, dass ich die Verbindung herstelle. Ich bin eine Art Übersetzerin. Nur praxisorientierter. Und das hält die Firma am Laufen. Mittlere Führungskräfte wie ich, die Verbindungsarbeit leisten. Ich darf das mal bei Ihrer Realität versuchen, Charlie. Haben Sie eine Ahnung, wie viel Geld man mit medizinischen Geräten verdienen kann? Sehr viel. Und von Jahr zu Jahr mehr, denn wenn man ein besseres Herz erfindet, spielt es keine Rolle, was es kostet, die Leute wollen es haben. Weil man ihnen Leben verkauft.« Sie blinzelte. »Man verkauft ihnen Leben.« Sie klopfte sich auf die Jacketttaschen. »Ich brauche einen Stift. Aber bei medizinischen Geräten gibt es ein Problem. Der Markt ist beschränkt auf Kranke. Stellen Sie sich vor, Sie stecken dreißig Millionen Dollar in die Entwicklung der weltbesten Aortenklappe, und dann kommt jemand daher und heilt die entsprechende Herzkrankheit. Das wäre eine Katastrophe. Nicht für die … nicht für die Menschen natürlich. Sondern für das Unternehmen. Finanziell. Kein Wunder, dass die Leute oben nervös werden, wenn sie eine größere Kapitalinvestition genehmigen sollen. Aber was Sie da angesprochen haben im Krankenhaus … das sind medizinische Geräte für Gesunde. Das finden die oben so aufregend. Nehmen wir an, Sie stellen sich eine Vorrichtung vor. Zum Beispiel eine Milz. Völlig egal. Was genau, liegt bei Ihnen. Aber angenommen, Sie erfinden eine Milz, die besser funktioniert als natürliche Milzen. Zuverlässiger, sicherer, mit, ähm, eingebauter Blutdrucküberwachung. Bestimmt haben Sie bessere Ideen. Jedenfalls könnten wir so ein Gerät an alle verkaufen. Der Markt dafür besteht aus allen Menschen auf der Welt, die sich eine besser funktionierende Milz wünschen. Und jeder Kunde wird zum Kunden auf Lebenszeit. Buchstäblich. Im Krankenhaus haben Sie etwas von Qualitätssteigerung erwähnt. Stellen Sie sich vor, Sie kaufen eine bessere Milz. Und einige Jahre später kommt die bessere Milz 2 heraus. Baugleich, aber sie kann E-Mails abrufen.« Sie lachte. »Das ist natürlich kindisch. Aber Sie begreifen das Geschäftsmodell. Die Kunden kommen wieder. Ich war bei der Besprechung dabei, Charlie, und ein Teilnehmer hat erzählt, dass die Leute alle dreizehn Monate ein neues Handy kaufen. Dreizehn Monate. Sie werfen das geliebte alte Telefon weg, weil es etwas gibt, was neuer ist. Sexier. Und das ist das andere. Die oben haben Ihre Beine gesehen. Sie finden, dass sie ein gewisses Etwas haben … eine eigene Ästhetik. Sie haben nicht versucht, echte Beine nachzuempfinden. Das ist der Unterschied. Sie haben etwas anderes gemacht. Etwas Eigenständiges. Ich meine, das ist wie mit der Kunst. Ein Paradigmenwechsel. Denn, nichts für ungut, ich möchte niemanden beleidigen, aber normale Prothesen wirken irgendwie unheimlich. Irgendwie tot. Daher gibt es die Überlegung – alles langfristig, ohne konkrete Vorgaben –, die besseren Körperteile zu Modeaccessoires zu machen. Ist das unmöglich? Vielleicht würde jemand einen künstlichen Zahn kaufen, weil er schöner aussieht. Oder ein künstliches Ohr. Wenn wir Sportler finanziell unterstützen, einige von diesen … Paralympioniken, könnten sie zu Vorbildern werden. Zu Objekten der Begierde sozusagen. Sie sind fit, sie sind funktionsfähig, sie sind aktuell. Sie sind die Zukunft. Die Marketingleute haben darauf hingewiesen, dass wir uns

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