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MASH

Titel: MASH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hooker
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Patienten. Vielleicht warteten sie, bis der Schmerzlose aus dem OP kam; vielleicht auch bluteten sie nach einer Extraktion und vertrieben sich die Zeit, bis die Blutung restlos gestillt war. Auch aus anderen Quartieren kamen Spieler, weil sie wußten, daß es in der »Schmerzlosen Poker- und Zahnschinder-Klinik« immer Zerstreuung für sie gab.
    Es ist daher nicht verwunderlich, daß Captain Waldowski im ganzen Umkreis bekannt und der beliebteste Mann der Einheit war. Zum Unterschied zu den meisten anderen Ärzten hatte er vor seiner Einberufung bereits eine große Privatpraxis gehabt, von der er besser gelebt hatte, als die jungen Militärärzte es sich träumen ließen. Er war ein ungemein umgänglicher Mann und fast nie allein.
    Abgesehen von der Leitung der Poker- und Zahnklinik waren sein liebstes Hobby die Frauen. Da er ledig war, wäre es das Nächstliegende für ihn gewesen, sich mit sämtlichen Krankenschwestern einzulassen und den Fleischmarkt in Seoul zu konsumieren, aber das fand er unter seiner Würde. Wenn er von seinen in der Heimat gemachten Erfahrungen sprach, wurde klar, daß er ein überaus erfolgreicher Weiberheld war. Zur Zeit war er, wenn sein Gedächtnis nicht trog, mit drei schicken Mädchen verlobt.
    Nun ist diese Art von Prahlerei zwar in jeder militärischen Organisation so gang und gäbe, daß niemand sie ernst nimmt. An seinen Behauptungen aber zweifelten nicht mal die größten Skeptiker.
    Der Schmerzlosschinder war unbestritten der best ausgerüstete Zahnarzt unter allen amerikanischen Zahnmedizinern. Er war Eigentümer und Benutzer des Stolzes von Hamtramck. Nicht selten kamen Offiziere und Mannschaften der ganzen Umgebung unter dem Vorwand, die Duschen zu benützen, ins 4077er MASH. In Wahrheit aber trieb sie die Hoffnung, einmal dieses Naturwunder mit eigenen Augen zu sehen. Dr. Waldowskis Gehilfe, ein Corporal Jones, kassierte sogar fette Trinkgelder dafür, daß er manchen Soldaten verriet, wann der Captain zu baden beabsichtigte. Dann standen Offiziere und Mannschaften unter den Brausen und glotzten neidvoll und sehnsüchtig den Stolz von Hamtramck an. Eines Tages sprach ein Corporal aus Mississippi aus, was jeder bei sich dachte:
    »Den möchte ich mal sehen, wenn er steht!«
    Leider wurde der Schmerzlosschinder durchschnittlich einmal im Monat von tiefer Melancholie befallen. Dieser Zustand dauerte nie kürzer als vierundzwanzig Stunden und selten länger als drei Tage. Die Tätigkeit an der Klinik nahm dann zwar ihren gewohnten Verlauf, aber wenn Walt nicht gezwungen war zu arbeiten, lag er untätig in seinem Schlafsack und starrte Löcher in die Luft. Radar O'Reilly konnte das Herannahen dieser Depressionen natürlich immer um Tage voraussagen und die Patienten warnen, aber es war Hawkeye Pierce, der als erster Wind vom tiefsten Schwermutsanfall des Captains bekam.
    An jenem Nachmittag hatte Hawkeye zwölf Stunden pausenloser Arbeit
    hinter sich. Als er endlich frei war, ging er ins Brausezelt. Langsam zog er sich aus. Das Stethoskop fiel ihm aus der Hosentasche und er hing es neben seine Hose an einen Nagel. Dann trat er unter die Brause, genoß das warme Wasser und gab sich wohligen Wunschträumen von Crabapple Cove hin.
    Allmählich kehrte er wieder in die Wirklichkeit zurück und ging zur Bank, wo er seine Kleider gelassen hatte. Captain Walter Waldowski, der Schmerzlosschinder, hockte nackt auf dieser Bank. Hawkeyes Stethoskop hing an seinem Hals. Seine Miene drückte tiefste Bestürzung aus. Er horchte den Stolz von Hamtramck ab.
    »Was ist los, Walt?« fragte Hawkeye.
    »Ich glaube, er ist tot«, antwortete Walt. Mit schlafwandlerischen Schritten ging er zur nächsten Brause. Das Stethoskop baumelte noch von seinen Ohren.
    Am gleichen Abend kam der Schmerzlosschinder in den Sumpf und setzte sich. Sie boten ihm einen Drink an, den er teilnahmslos annahm.
    »Ich glaube, ich muß es euch sagen«, kündigte er an.
    »Was denn?«
    »Ich werde Selbstmord begehen.«
    Einen Augenblick schwiegen alle. Schließlich richtete sich Trapper John von seiner Pritsche auf und drückte Walt innig die Hand.
    »Du wirst uns fehlen, Walt«, sagte er. »Hoffentlich wirst du in deinem neuen Quartier glücklich.«
    »Sag, Walt, vererbst du mir deinen Plattenspieler?« erkundigte sich Duke.
    »Wann trittst du die Reise an?« fragte Hawkeye. »Du solltest Henry vorbereiten, damit er sich nach einem Ersatz umsieht.«
    Der Schmerzlosschinder hockte wie betäubt auf seinem Stuhl und antwortete

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