MASH
M. P.?« brüllte er. »Ihr habt im Zelt zu bleiben, bis die Wache aus Seoul hier ist und euch abführt.«
»Meinen Sie die Küstenwache?« fragte Duke unschuldig.
Henry zitterte vor Wut. Er bewegte die Lippen, brachte aber keinen Ton hervor.
»Was für M. P., Henry?« erkundigte sich Hawkeye. »Hat einer durchgedreht? Wir haben den ganzen Tag geschlafen. Klären Sie uns auf.«
»Festhalten!« japste Henry. In seiner Empörung vergaß er völlig, daß außer einigen Krankenschwestern niemand in der Kantine war.
Niemand rührte sich.
»Ihr habt doch euren Colonel gehört«, sagte Duke zu den Schwestern.
»Haltet uns fest.«
»Ich will alles durchprobieren«, sagte Trapper John.
»Ich bin geiler als ein Kater mit drei Eiern«, stimmte Hawkeye ihm bei.
»Macht die Tische frei, damit es losgehen kann.«
In diesem Moment trat Dago Red ein.
»Ihr kommt mit«, befahl er. Er schob und zerrte sie aus der Kantine und trieb sie zurück zum Sumpf. Zutiefst enttäuscht hielt er ihnen dort eine Strafpredigt, redete ihnen gut zu und verlangte, daß sie sich bei Schüttel-Sammy entschuldigen sollten.
»Red«, sagte Hawkeye, »ich spreche jetzt völlig im Ernst. Ich werde mich bei Schüttel-Sammy nicht entschuldigen. Quacksalber kotzen mich an, bei den Ärzten genauso wie bei den Himmelspiloten und den verschiedenen Halbnarren, die sich für Seelenretter halten. Also reden wir nicht mehr davon.«
Weiter kamen sie nicht, denn die Kanadier hatten tatsächlich die Höhe angegriffen. Sanitätsautos und Hubschrauber schafften Dutzende von Verwundeten herbei. Augenblicklich vergaß das Sumpftrio die Auseinandersetzung über das Menschenopfer und begab sich in den OP. Daß man sie nicht daran hinderte, überraschte niemand. In den folgenden vier Tagen schufteten sie fast ununterbrochen. Von der Opferungszeremonie des letzten Sonntags wurde nicht mehr gesprochen.
Nach fünf Tagen war das Schlimmste vorbei, das Vorbehandlungszelt stand leer und es trafen auch keine weiteren Verletzten ein. An einem strahlend schönen Vormittag um halb zehn stärkte sich das Sumpftrio mit einem Drink und warf sich anschließend in seine saubersten Klamotten.
Beim Sergeant der Kleiderkammer liehen sie sich Handschellen aus und ließen sich von drei Soldaten, mit denen sie befreundet waren, aneinanderfesseln und mit aufgepflanztem Bajonett bewachen. Sie kauerten vor Colonel Blakes Zelt auf der Erde, ließen eine Flasche hin und her gehen und sangen den Gefangenenchor mit selbstverfaßtem Text:
Einmal möcht ich Colonel sein in dieser miesen Welt. Doch ich bin nur ein armes Schwein, das Henry nicht gefällt.
Colonel Blake kam aus seinem Zelt, um zu sehen, was los war.
»Hallo, Henry!« brüllte Hawkeye. »Dürfen sich Offiziere Bienen in die Strafanstalt einladen?«
In Augenblicken großer Erregung begann Colonel Blake manchmal zu stottern.
»Ihr v-v-verrückten Halunken, h-h-haut schleunigst ab. Ich bekomme keinen Ersatz für euch, aber wenn ihr mir nicht aus den Augen geht, lasse ich euch e-e-erschießen, so wahr m-m-mir Gott h-h-helfe!«
5
Captain Walter Koskiusko Waldowski aus Hamtramck, Michigan, Kieferchirurg im 4077. MASH, war ein ausgezeichneter Zahnarzt. Er behandelte Hunderte von Soldaten, deren Überzahl lieber unbewaffnet einen koreanischen Unterstand gestürmt hätte, als sich zu einem Zahnarzt zu wagen.
Aber zu ihm hatten sie Vertrauen. Selbst daheim in den Staaten kannte der Großteil des medizinischen Personals kaum einen Zahnarzt, der so gewandt wie er gebrochene Kiefer mit Drahtklammern zusammenpaßte und Zähne zog. Der Beiname »Schmerzloser Schinder« ergab sich dadurch ganz von selbst. Von wem er stammte, war nicht mehr festzustellen.
Der Schmerzlosschinder leitete die einzige wirklich populäre Zahnklinik des Fernostkommandos, oder zumindest von Korea. Diese Klinik besaß einen richtigen Pokertisch. Außerdem gab es einen kleinen, tragbaren Billardtisch, einen riesigen Vorrat an Bier und anderen Getränken und natürlich auch einen zahnärztlichen Behandlungsstuhl. Zu Zeiten maximalen chirurgischen Einsatzes setzte das ewige Pokern hie und da kurzfristig aus.
Das geschah jedoch äußerst selten, denn wenn es am meisten zu tun gab, wurde auch am intensivsten gepokert. Es kam oft vor, daß die Spieler ajle fünfzehn Minuten wechselten, aber gespielt wurde immer. Manche versuchten, sich damit zu entspannen, um schlafen zu können. Andere pokerten, um sich wach zu halten. Immer aber waren einige der Spieler
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