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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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sie waren es immer noch diesselben liebenswerten Menschen. Es kümmerte sie ebensowenig, wie es Allegra und Lucas nicht interessierte, dass sie für den ton ihren guten Ruf verloren hatte.
    Sie wagte kaum, weiterzudenken. Lucas und sie könnten eine Zukunft haben, sofern sie ihn davon überzeugen konnte, dass Neil ein verräterischer Wurm war. Doch nun, mit dem Wissen, dass Neil über Allegras Verbleib gelogen hatte, musste ihr Lucas einfach glauben.
    Sie konnte kaum erwarten, ihm von alledem zu erzählen. Ihr Herz schlug wie wild. Jetzt, wo sie wusste, dass es Visionen waren, die die St. Clares heimsuchten, fanden sie vielleicht eine Lösung für das Ganze.
    Violet sah aus dem Kutschenfenster und erkannte in der Ferne einen Reiter, der die Felder Richtung Tredayn Castle entlanggaloppierte. Das Pferd schien Lucas bevorzugter Hengst zu sein, und aufgrund der blonden Mähne des Reiters vermutete Violet, dass es Lucas war.
    Sie fragte sich, weshalb er ausritt, es erschien ihr äußerst unpassend. Ob er herausgefunden hatte, dass Allegra nicht bei Lady Pikton war und wusste, wo er Allegra finden würde?
    Als Violet kurz darauf durch die Halle schritt, begrüßte Jeremy sie. Mit unbewegter Miene trat er an sie heran.
    „Miss Delacroix, ich bedauere, dass ich Euch so überfallen muss, doch Seine Lordschaft trug mir auf, Euch dies zu überreichen, sobald ihr heimkehrt.“ Der Butler gab ihr einen versiegelten Brief.
    Verwirrt starrte Violet auf das Büttenpapier. Noch nie hatte Lucas es für nötig gehalten, ihr einen Brief zu schreiben. Immerhin lebten sie zusammen, aßen regelmäßig und sahen sich ständig.
    Jeremy beugte sich vertraulich vor. „Wenn ich frei sprechen darf, Madam …“ Bittend sah er Violet an. Ein Glitzern in seinen Augen beunruhigte sie zusätzlich.
    Sie nickte. „Natürlich, was habt Ihr mir mitzuteilen?“ Ihr Magen begann, nervös zu blubbern.
    „Seine Lordschaft wirkte, nun, seltsam auf mich. Ich kenne den Earl von Kindesbeinen an. Etwas stimmt nicht“, vertraute er Violet an. Er verneigte sich und ließ Violet allein in der Eingangshalle zurück.
    Violet öffnete den Brief an Ort und Stelle. Zitternd vor Aufregung entfaltete sie den Bogen, in der vagen Hoffnung, er enthielte die Nachricht, dass Lucas auf dem Weg zu Allegra wäre. Während sie las, spürte sie, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich.
    „Oh nein, Himmel, nein! Das kann er nicht vorhaben“, schluchzte sie entsetzt und erschrocken zugleich. Der Brief flatterte unbeachtet zu Boden. Sie rannte zu den Ställen hinüber. Vergessen waren Müdigkeit und Erschöpfung, verschwunden die Euphorie über die Entdeckung der visionären Veranlagung der St. Clares. Selbst Allegra wurde im Moment unwichtig.
    „Martin!“
    Der Stallknecht humpelte aus der Box des Hengstes. „Miss, was kann ich für Euch tun?“
    „Ein Pferd“, keuchte Violet. „Ich brauche ein Pferd, so schnell wie möglich.“
    Der Mann starrte sie zweifelnd an. „Wann soll ich es Euch vorbereitet haben?“
    „Gestern“, schnappte sie unbeherrscht. „Gebt mir irgendein Pferd, das mich sicher nach Tredayn Castle bringt.“
    „Möchte nur wissen, was die Herrschaften heute so verrückt macht“, brummelte Martin zu sich selbst. „Erst ist der Lord ein Ausbund an Ruhe und Gelassenheit, und jetzt ist die Miss eingeschnappt wie ein Muli.“ Kopfschüttelnd schlurfte er durch den Stall, hantierte herum und redete dabei unablässig mit sich selbst, in einem sanften, einlullenden Ton, der selbst bei Violet Wirkung zeigte.
    Nach einer Weile kam er mit einer pechschwarzen Stute an den Zügeln zurück.
    „Das ist Indigo Blue“, stellte der Stallbursche das Pferd vor. „Ihr seid hier nie geritten, Indigo Blue wird Eure Unerfahrenheit und Unsicherheit nicht ausnutzen.“
    „Danke, Martin.“ Lächelnd nahm sie die Zügel entgegen und schwang sich mit Martins Hilfe in den Sattel. Als sie sicher saß, knallte der Stallknecht der Stute seine Hand auf das Hinterteil, worauf diese wiehernd einen Satz nach vorn machte und über den Hof schoss.
    Violet ächzte erschrocken und klammerte sich an den Zügeln fest. Das Tier reagierte und wurde langsamer. Violet hätte sich und der Stute gern mehr Zeit gegeben, aber sie wagte nicht, das Tempo noch weiter zu drosseln. Sie durfte keinen Augenblick vergeuden. Die Furcht um Lucas trieb sie an, auch wenn sie ungern ritt, sie konnte nicht aufgeben, ehe sie nicht zumindest versucht hatte, Lucas aufzuhalten.
    Vom Wunsch beseelt, rechtzeitig zu

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