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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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nach, wenn auch nur deswegen, weil sie an diesem Morgen keine Kraft hatte, sich ein Wortgefecht mit Lucas zu liefern. „Dann vielen Dank.“
    Allegra betrachtete Violet nachdenklich.
    „Werden die Kleider auch passen?”, fragte sie ihren Halbbruder.
    „Deine Mutter Bethany hatte vermutlich dieselbe Figur. Und die meisten Kleider hat sie noch nicht einmal getragen.“
    Allegra nickte.
    „Die Kleider haben Zeit. Dein Bruder will mit dir ausreiten, Allegra“, unterbrach Violet die Unterhaltung. „Er ist ein viel beschäftigter Mann und hat nicht den ganzen Tag Zeit, ihr solltet aufbrechen!“
    Lucas’ Miene verdüsterte sich. Da war er wieder, der säuerliche Earl of Pembroke. „Für meine Familie nehme ich mir alle Zeit der Welt.“
    Allegra tätschelte seinen Arm.
    „Miss Delacroix hat recht.“ Sie wandte sich an Violet. „Ihr wollt bestimmt nicht mitkommen?“, vergewisserte sich Allegra.
    Violet schüttelte den Kopf. „Nein danke, Allegra. Ich bin keine besonders gute Reiterin.“
    „Das möchte ich bezweifeln.“ Lucas starrte Violet anzüglich an, und für einen Moment flutete Panik durch ihr Innerstes. War dies eine Andeutung wegen letzter Nacht? Da ihr eine passende Erwiderung nicht einfallen wollte, biss sie die Zähne zusammen und ignorierte ihn.
    „Vielleicht ein anderes Mal?“, fragte Allegra, und ihr Blick wanderte irritiert zwischen Violet und Lucas hin und her.
    Violet lächelte. „Vielleicht.“
     
    Alice, eines der Hausmädchen, betrat Violets Privatgemach, kurz nachdem Allegra zu den Ställen geeilt war. Alice folgten Diener, die zwei Truhen hereintrugen. Auf ein Zeichen des Hausmädchens setzten sie die Kisten ab und verschwanden wortlos.
    Violet dankte der Zofe mit einem warmen Lächeln.
    „Kann ich Euch beim Auspacken helfen?“, erkundigte sich Alice dienstbeflissen.
    „Das ist sehr freundlich von dir, Alice. Aber ich erledige das selbst.“ Violet wartete, bis Alice den Raum verlassen hatte. Dann stürzte sie sich auf die Kisten. In der ersten Box fand sie Kleider für jede Tageszeit und jeden Anlass, in der zweiten waren Hüte, Gürtel, Handschuhe und Leibwäsche verstaut. Eine umsichtige Seele hatte zahlreiche Lavendelsäckchen gegen Ungeziefer und üble Gerüche zwischen die Kleidung gelegt. Mit jedem Teil, das Violet aus der Truhe holte, entströmte Blütenduft.
    Die Mode hatte sich in den letzten Jahren nicht so sehr gewandelt, dass die Teile untragbar gewesen wären. Niemand rechnete damit, an einer Gesellschafterin die modischste Kleidung zu sehen. Zufrieden hob Violet eine cremefarbene Chemise mit Klöppelspitze im gleichen Veilchenblau ihrer Augen hoch. Das Musselinkleid war perfekt für den Nachmittagstee.
     
    Als Lucas und Allegra nach ihrem Ausritt in den Salon kamen, erwartete sie eine völlig verwandelte Miss Delacroix. Statt ihres strengen Haarknotens trug sie eine locker hochgesteckte Frisur, und die violette Spitze an ihrem locker fließenden Gewand betonte ihre Augenfarbe. Lucas rutschte die Klinke aus der Hand, und die Tür fiel krachend ins Schloss. Allegra wandte sich zu Lucas um und runzelte missbilligend die Stirn, ehe sie ihrer Gesellschafterin entgegeneilte.
    „Miss Delacroix, Ihr seht entzückend aus.“ Allegras warmes Lächeln veranlasste Lucas, ein ähnlich nettes Kompliment von sich zu geben.
    „Recht ansehnlich, in der Tat.“ Er nahm Platz und ließ sich Tee eingießen.
    Allegra setzte sich neben Miss Delacroix, und die beiden begannen, miteinander zu plaudern. Lucas beobachtete sie gedankenversunken. Erst als er die Worte Einladung und Lady Pikton vernahm, schenkte er ihnen seine volle Aufmerksamkeit.
    Allegra starrte ihn erwartungsvoll an. „Wir dürfen die Einladung doch annehmen, nicht wahr?“
    Lucas schluckte. Miss Delacroix sah ihn ebenfalls auf diese besondere Art an, mit der Frauen Männer stets willenlos machten. Lucas straffte sich. Er war nicht wie andere, und Allegra erst recht nicht. In erster Linie drehte sich alles darum, Allegra zu schützen. Die Anfälle, die sie heimsuchten, erfassten sie ohne Vorwarnung. Was geschähe, wenn sie einen ihrer Anfälle erlitt und das mitten im Salon der bärbeißigen Clara Sougham, Lady Pikton? Die Lady besaß den Ruf einer Exzentrikerin und steckte überall ihre Nase hinein. Nicht auszudenken, welche Folgen es hätte, erführe die Matrone von Allegras Gebrechen. Allegras Ruf nähme für alle Zeiten Schaden!
    „Nein“, gab er zur Antwort. Allegra öffnete den Mund, der geplante Widerspruch

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