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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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war an ihrer Miene deutlich abzulesen. „Du weißt, warum.“
    Damit hoffte Lucas, jeden Protest im Keim erstickt zu haben. Er warf Miss Delacroix einen drohenden Blick zu.
    „Lucas“, Allegras Ton bekam einen quengelnden Klang, „Lucas, das kann nicht dein Ernst sein!“
    Er wandte sich seiner Schwester zu. Allegras Miene verdüsterte sich, und das vorgeschobene Kinn kündigte den Wutausbruch an, der nun über Lucas hereinbrechen würde. „Das kannst du nicht von mir verlangen! Ich will nicht auf immer und ewig in diesem scheußlichen Gemäuer eingesperrt sein. Du hast mir versprochen, dass mit einer Gesellschaftsdame alles anders würde!“ Allegra setzte die Tasse unsanft auf den Unterteller und stellte beides so heftig auf den Tisch, dass der Löffel davonhüpfte.
    Lucas knirschte mit den Zähnen. Die Verwirrung, die Miss Delacroix ausstrahlte, tat ihr Übriges, dass er um seine Fassung rang.
    „Dein Benehmen ist nicht das einer jungen Lady. Mäßige dich, Allegra.“ Seine eigene Teetasse gesellte sich nicht minder lautstark zu Allegras auf den Couchtisch.
    Seine Schwester stampfte mit dem Fuß auf.
    „Ich denke gar nicht daran!“, schrie sie. Eine Locke fiel ihr in die Stirn, und sie blies sie zornig aus dem Gesicht. „Du bist ein elender Lügner, Lucas St. Clare!“ Damit stürmte sie zur Tür hinaus und rannte beinahe Jeremy über den Haufen, der in diesem Moment eintreten wollte.
    Man hörte Allegra laut fluchend durch die Halle laufen. Lucas’ Ohren summten. Kaum ein Monat im Haus, und schon bekam Miss Delacroix hautnah einen von Allegras seltenen, aber heftigen Wutausbrüchen mit.
    Jeremy stand im Raum und räusperte sich verlegen.
    Gereizt wie ein Stier starrte Lucas den Butler an. „Jeremy?“
    Der distinguierte Dienstbote verneigte sich. „Sir, Mr. Neil St. Clare beliebt, Euch die Aufwartung zu machen“, näselte er.
    Lucas schnippte einen unsichtbaren Fussel von seinem Ärmel und inspizierte den anderen Arm, um einige Augenblicke Zeit zu gewinnen. Ausgerechnet diesen Tag suchte sich Cousin Neil für einen seiner Besuche aus. Lucas nickte Jeremy zu. „Lass ihn herein.“
    „Sehr wohl, Mylord.“ Der Butler verließ den Raum lautlos.
     
    Violet entschied, dass es besser wäre, sich um Allegra zu kümmern. Überdies war sie nicht erpicht darauf, herauszufinden, ob sie den angekündigten Mr. St. Clare aus ihrem früheren Leben kannte. Der Name war ihr fremd. Zwar erwies sich der ton als weitläufig, doch bestimmte Mitglieder des Hochadels waren berühmt, berüchtigt oder beides. In welche Kategorie Isabel Dorothea Waringham einzuordnen wäre, vermochte Violet nicht zu erraten, und sie wollte es ganz sicher nicht herausfinden. Sie erhob sich, bereit, den Raum zu verlassen.
    Lord Pembrokes scharfer Blick traf sie und nagelte sie förmlich fest.
    „Ihr bleibt. Ich stelle Euch meinen Cousin Neil vor“, wies er sie an.
    „Ich will nach Allegra sehen. Ich bin für ihr Wohlergehen zuständig, Lord Pembroke“, fügte sie überflüssigerweise hinzu.
    „Ihr bleibt hier“, wiederholte er rigoros.
    „Sir“, protestierte Violet. Sie straffte ihre Schultern.
    „Ihr bleibt. Ihr müsst Neil unbedingt kennenlernen. Er wohnt in der Nachbarschaft und besucht uns des Öfteren.“
    Täuschte sie sich, oder wirkte Lucas besorgt? Sie entschied, zu verweilen und sich im Hintergrund zu halten. Zudem besann sie sich darauf, dass es Lucas St. Clares Geld war, das ihr Überleben sicherte, und gab nach. Sie setzte sich auf die Chaiselongue. Lucas nickte ihr zu, und diesmal registrierte sie die Erleichterung in seinem Blick.
    Die Tür öffnete sich, und Jeremy ließ einen sichtlich wohlsituierten Herrn eintreten. Sein schütteres Haar wies einige wenige weiße Haare auf, die über das gesamte Haupt verstreut waren. Seine schmalen Augen blickten unruhig umher, und seine Nase wirkte, als wittere er einen schlechten Geruch.
    Erleichtert bemerkte Violet, dass ihr der Mann gänzlich unbekannt war. Er beachtete sie nicht, wohl, weil er in ihr eine Angestellte erkannte. Damit war sie für die bornierten Mitglieder der gehobenen Schicht kaum mehr als ein Möbelstück.
    „Lucas, mein Bester.“ Er trat auf Lucas zu und schüttelte seine Hand, ehe er ihm den edlen Holzkasten überreichte, den er mitgebracht hatte.
    Lucas klopfte auf die Kiste. „Meine Zigarren?“
    Neil St. Clare nickte. „Von Cronley and Smithson. Ich kenne deine Vorlieben, Cousin.“ Er zwinkerte und zog eine Flasche aus seiner Jackettasche. „Und

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