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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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dem zweiten Sessel nieder. „Du hast vom Duke of Okeham gesprochen bei Tisch. Sollte ich den Duke kennen?“ Seit Tremain den Namen Okeham erwähnt hatte, hatte Lucas das Gefühl, er müsse sich an etwas erinnern.
    Tremain zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, vielleicht hast du den ganzen Skandal um die Tochter des Dukes mitbekommen?“
    Lucas schüttelte den Kopf. Wenn er sich in London aufhielt, besuchte er nur ausgewählte Gesellschaften, und das letzte Mal hatte er sich mehr auf die Munthorpes konzentriert. Der Skandal um die Okehams war unbemerkt an ihm vorübergegangen.
    „Isabel, die Tochter des Dukes, löste die Verlobung mit Maximilian Cantrell, dem Duke of Wexington, noch am selben Abend, als sie verkündet wurde. Die Klatschmäuler des ton waren selten so aufgeregt, denn niemand ließ auch nur verlauten, was der Grund dafür gewesen sein mochte. Aber das war nicht einmal der Höhepunkt der Affäre. In dieser Nacht verließ Lady Isabeldas Haus ihres Vaters und ist seitdem verschwunden.“
    „Interessant“, murmelte Lucas. Der Name der Lady schien ihm vertraut, doch er kam nicht dahinter, wieso. Er wechselte das Thema. „Wie lange wirst du bleiben?“
    Tremain warf ihm einen scheelen Seitenblick zu. „Bis morgen. Man erwartet mich in Lachlan House.“
     
     

Kapitel 6
     
    Ich brauche Informationen.
      Eine Meinung bilde ich mir selbst.
    Charles Dickens
     
    Lucas ließ sich erleichtert in seinen Schreibtischstuhl sinken. Tremain hatte das Haus verlassen, ohne Allegra zu bezirzen oder Miss Delacroix zu verführen. Soweit Lucas es beurteilen konnte, gab es auch kein Dienstmädchen, das mit Tremain zwischen den Laken gelandet war. Er achtete und schätzte den charmanten Schotten, und zuweilen bewunderte er dessen Schlag bei Frauen, doch diesmal war ihm Tremains Anwesenheit nicht nur anstrengend erschienen, sondern gar lästig.
    Er faltete seine Hände, lehnte sich zurück und dachte nach. Seit der Erwähnung der Okehams kratzte etwas in seiner Erinnerung. Kannte er die Okehams? Oder rührte sein Gefühl nur daher, dass er den Skandal eben doch mitgekommen hatte? Ein Geistesblitz ließ ihn nach Violets Empfehlungsschreiben greifen.
    Kurze Zeit später legte er zufrieden nickend die Papiere beiseite.
     
    Allegra drehte sich vor dem Spiegel.
    „Miss Delacroix, dies ist doch das passende Kleid für die Gartenparty, nicht wahr?“, erkundigte sie sich skeptisch. Das cremefarbene Musselinkleid besaß einen geblümten Rock mit Bandstickerei und plissiertem Saum. Das Oberteil war eher schlicht gehalten, erhielt aber modischen Pfiff durch das Spenzerjäckchen. Seidenstrümpfe und flache Halbschuhe rundeten das Gesamtbild ab. Violet griff nach dem schlichten Häubchen, das mit gefältelter Seide bezogen war.
    „Dieses Häubchen gehört dazu“, erklärte Violet.
    Allegra schüttelte angewidert den Kopf. „Auf gar keinen Fall“, widersprach sie.
    „Aber den Parasol möchtest du schon?“, vergewisserte sich Violet.
    „Ich bin mir nicht sicher. Er ist ganz hübsch, aber irgendwie fehlt ihm der Charme.“
    Violet spannte den Schirm auf. Er war schmucklos, cremefarben, und der Griff wies dieselbe Farbe auf wie das Jäckchen. Sie seufzte.
    „Ich fürchte, du hast recht“, gab Violet zu. Sie reichte Allegra den Sonnenschirm, trat ein paar Schritte zurück und musterte ihren Schützling forschend. Nachdenklich hob sie ihre Hand an ihre Wange.
    „In der Kleidertruhe deiner Mutter lagen einige Spitzenbänder. Soll ich einmal nachsehen?“
    Allegra nickte eifrig. „Oh ja bitte, Miss Delacroix.“
    Violet entfernte sich durch die Verbindungstür. Sie ging in ihre Ankleidekammer und zog die Truhe ein Stück hervor, um besseren Zugang zu haben. Der Kleiderkiste entströmte Lavendelduft, als sie den Deckel hob. Sie überblickte die Kleinigkeiten, die sie darin belassen hatte, ehe sie fündig wurde. Als Violet die Spitze herausholte, verhakte sich ein Teil des Stoffes am Boden. Violet beugte sich darüber und begann mit vorsichtigen Griffen, die zarte Spitze zu entfernen. Nachdem es ihr gelungen war, fuhr sie mit den Fingerspitzen über den Boden und ertastete eine Erhebung. Sie drückte darauf, und das Material gab mit einem leisen Klicken nach. Ein Deckel sprang auf. Überrascht besah sich Violet das Geheimversteck. Ein altes, in braunes Leder gebundenes Büchlein lag darin. Sie holte es heraus. Es roch nach Muff und Lavendel.
    „Miss Delacroix? Findet Ihr die Spitze?“
    Violet schreckte auf und legte

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