Masken der Begierde
reden?“
Violet schüttelte den Kopf und bezwang den Drang, sich in Lucas’ Arme zu flüchten.
„Bitte, Isadora, es ist eine delikate Angelegenheit …“, begann Robert.
„Lord Pembroke weiß um meine wahre Identität“, unterbrach sie ihn.
Zögernd sah Robert zu Lucas. „Nun gut, das erleichtert das Ganze vermutlich“, stimmte Robert zu.
Lucas überkreuzte seine Arme vor der Brust. „Was führt Euch den weiten Weg von London hierher und vor allem: Woher wusstet Ihr, wo Violet zu finden ist?“
„Vom Viscount of Hampstead“, erklärte Robert und sah Violet an.
Ihr wurde kalt. Dieser Widerling! Doch weshalb war er zu Robert gegangen und nicht zu ihrem Vater?
„Aber weshalb kam Hampstead zu Euch, Comberley?“, erkundigte sich Lucas mit zusammengekniffenen Augen.
Nun wünschte sich Violet, sie hätte doch allein mit Robert gesprochen.
„Der Viscount wurde als Erstes bei Maximilian Cantrell, dem Duke of Wexington, vorstellig. Doch Isadoras ehemaliger Verlobter zeigte kein Interesse an ihrem Verbleib, stattdessen verwies er die ehrlose Kröte an mich. Wexington meinte, der Verführer der Lady sei eher an dieser Information interessiert.“
Roberts Empörung verriet Violet, dass Hampstead ihm für das Schweigen über ihre Verführung bereits einen ordentlichen Betrag abgepresst hatte. Ihr Mitleid für Robert hielt sich in Grenzen.
Lucas versteifte sich neben ihr. Seine Hand umschloss Violets Oberarm schmerzhaft. Violet überspielte ein Aufstöhnen über den festen Griff mit einem Hüsteln.
„Und was wollt Ihr hier?“, fragte sie Robert.
Roberts Miene verdüsterte sich, als er Lucas einen kurzen Blick zuwarf. „Nun, ich hoffte auf deine Vergebung und“, er stockte einen Moment, „ich glaubte, es bestünde eine Chance, dich nach einem Umweg über Gretna Green zur Rückkehr nach London bewegen zu können.“ Seine Augen flehten förmlich um ihre Zustimmung. Doch so sehr sie sich noch letztes Jahr nach einer derartigen Wendung der Dinge gesehnt hätte, so wenig reizte sie diese Idee nun.
Dennoch konnte sie sich ihre Überraschung nicht verkneifen. „Weshalb kommt Ihr jetzt auf diesen Gedanken?“, wollte sie erstaunt wissen.
Robert kreuzte seine Arme hinter dem Rücken und sah zu Boden. „Ich musste Mut fassen. Als ich beschlossen hatte, dich zu fragen, warst du spurlos verschwunden. Niemand konnte oder wollte mir sagen, wo ich dich finden würde.“
Violet schloss ihre Hand über Lucas’, die immer noch ihren Oberarm umklammerte. Sie verspürte Bedauern darüber, dass Robert so unschlüssig gewesen war. Er hatte sie zur Frau begehrte, aber nicht um sie gekämpft. Lucas hingegen würde für die Menschen, die er liebte, durchs Feuer gehen.
„So großmütig Euer Antrag auch sein mag …“, begann Violet, als ihr Lucas ins Wort fiel.
„Miss Delacroix“, er warf ihr einen schnellen Seitenblick zu und verbesserte sich, „Lady Isabel steht in meinen Diensten, und ich bestehe darauf, dass sie ihren Arbeitsvertrag erfüllt.“
Robert starrte Lucas an und hielt seinem flammenden Blick stand. „Das kann ich mir vorstellen“, knurrte Robert.
Die beiden Männer belauerten sich, und Violet nutzte die Gunst des Moments und befreite sich aus Lucas’ Klammergriff.
Lucas lenkte seine Aufmerksamkeit auf sie. „Miss Delacroix“, Unheil verkündend verdüsterte sich sein Blick, „auf ein Wort.“ Er nickte Robert zu. „Macht es Euch gemütlich, Comberley. Wir stoßen sofort wieder zu Euch.“
Lucas drängte Violet aus dem Arbeitszimmer hinüber in die Bibliothek und schob die Tür hinter ihnen zu. In seinem Nacken kräuselten sich blonde Strähnen, und unter dem schwarzen Abendsmoking spannten sich die Muskeln seiner Schultern. Er stützte sich an der Tür ab.
Sie räusperte sich, blinzelte und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen, während Lucas sich langsam umdrehte. Er funkelte sie ungeduldig an.
„Du möchtest vermutlich wissen, wer Robert ist?“, fragte Violet unbehaglich.
„Du hast uns vorgestellt“, entgegnete Lucas unwirsch. „Mich interessiert, was er dir bedeutet.“
Violet sah sich nach einer passenden Sitzgelegenheit um, bevor sie sich auf einem eleganten Biedermeierstuhl niederließ. Sie faltete ihre Hände im Schoß.
„Die traurige Wahrheit ist, dass Robert mein Geliebter war“, gestand sie.
Lucas verschränkte seine Arme vor der Brust und wartete schweigend. Violet schluckte. Dass er gewillt schien, sie anzuhören, gab ihr Mut.
„Ich dachte, Robert liebe mich
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