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Masken der Lust (German Edition)

Masken der Lust (German Edition)

Titel: Masken der Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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ihr der Magen zuschnürte, und ein Anflug von Übelkeit überkam sie. Sie hätte sich denken können, dass er einen Jemand hatte.
    «Ist dein Hotel in der Nähe, Sarah?»
    «Ja, nur –» Hotel, ha! Signora Dolcettis schäbige Pension geizte mit Charme, wenn auch nicht mit Insektenvielfalt. «Ich bin in einer kleinen Herberge gleich um die Ecke abgestiegen.» Das klang schon viel besser.
    «Mein Onkel wird bald zumachen. Er wird dich dorthin begleiten. Ich wollte, ich könnte es selbst tun.»
    Sarah starrte ihn mit offenem Mund an. Vielleicht hatte er ja doch keinen Jemand.
    «Fangen wir also morgen am Ca’ Rezzonico an. Was wäre eine gute Zeit?»
    «Z-zehn», stammelte sie.
    «Dann treffen wir uns draußen vor dem Gebäude. Bis dann. Ciao, Sarah.» Er ging davon, ohne sich umzusehen, zog einen Regenschirm aus einem Keramikständer und rief seinem Onkel zu, dass er ihn wiederbringen werde. Die Tür schwenkte auf, und er war fort.
    Die graue Katze im Fenster sprang hinunter und folgte ihm, bis die Dunkelheit beide verschluckt hatte.

    Kaum hatte sie den Weg zu ihrer Pension zurückgelegt – Signor Morelli war so überaus nett gewesen, sie zu Fuß dorthin zu begleiten, obwohl sie wusste, dass Venedig erstaunlich sicher war, selbst im Karneval –, zog sie sich bis auf die Unterwäsche aus und ließ sich in das durchgelegene Bett sinken. Dann fuhr sie «Old Faithful» hoch, ihren Laptop, und wartete ein paar Minuten. Wahrscheinlich gab es ungefähr neun Millionen Google-Treffer bei einem so geläufigen Namen wie Marco. Trotzdem tippte sie ihn in die Suchmaske ein und hängte die naheliegendsten Bezüge an, die ihr einfielen: film geldgeber venedig biennale .
    Die vertrauten blauen Überschriften erschienen, und davon gleich eine ganze Reihe. Sie öffnete die erste Seite. Da war er. Kein Nachname. Etwas jünger. Mit einer hinreißenden Frau am Arm, die italienisch aussah. Schwarzblaue Augen, rabenschwarzes Haar und auffallend dralle Brüste, die echt aussahen. Sarah schaute an sich hinunter. Stretch und Spitze halfen, dennoch war sie in dieser Abteilung keinesfalls so reichhaltig bestückt wie seine Begleitung.
    Na schön, das Foto war vor ein paar Jahren bei einer internationalen Veranstaltung gemacht worden, die er ausgerichtet hatte. Sarah hoffte, dass er nicht mehr mit dieser Frau zusammen – gar mit ihr verheiratet – war. Sie wechselte von einer Website zur nächsten. Es sah nicht danach aus. Es machte Spaß, mehr über Marco herauszufinden.
    Keine negativen Inhalte. Auch nichts sonderlich Genaues. Die meisten Einträge stammten aus Zeitschriftenarchiven. Er besaß einen Palazzo, er war reich, er produzierte Bühnenstücke und Veranstaltungen wie die Party heute Nacht, er war unverheiratet, er unterstützte die Künste und trat dabei in die Fußstapfen seiner Eltern, wohlhabende Sammler und Opernliebhaber, die den Wiederaufbau der völlig ausgebrannten La Fenice mitfinanziert hatten. Vor ein paar Jahren waren sie gestorben. Er hatte keine Geschwister.
    Sie klickte die letzte Seite weg, die sie sich angeschaut hatte, und war dankbar, dass sich die Wirklichkeit mittlerweile zu jeder Stunde des Tages überprüfen ließ. Marco gehörte in eine ganz andere Liga als sie. Natürlich sollte es keine Rolle spielen, wie reich er war, aber das tat es. Und es gab noch anderes zu berücksichtigen. Zum einen hatte er eine Menge Freundinnen gehabt.
    Na und? Sie suchte nichts Langfristiges. Mit Glück würden sie bis zu dem Datum auf ihrem Rückflugschein zusammen sein.
    Wenigstens hatte Marco einen vielseitigen Geschmack. Er war schon mit Brünetten, Rotschöpfen und einer blauhaarigen venezianischen Punkrockerin gegangen. Und die hatte nun überhaupt keine Oberweite gehabt. Es war ihr anzusehen, denn auf dem Foto trug Rockerina unterhalb des Halses nichts als Nippelringe und einen mikroskopisch kleinen Schottenrock.
    Sarah warf noch einen Blick auf ihre eigenen ungepiercten, hübsch gerundeten Brüste. «Seht mir ja keck aus. Wir haben Erfolgsaussichten.»

    Die verrückte Karnevalszeit war noch lange nicht vorbei, und die Touristen schliefen noch die Sause der vergangenen Nacht in ihren Hotels überall in Venedig aus. Heute Abend würden sie sich wieder auf den Straßen drängen, ihre Kostüme von gestern geflickt oder sich stattdessen neue besorgt haben und Masken dazu. Zu dieser Jahreszeit ließ sich in Venedig ein Piratenkostüm wahrscheinlich leichter erwerben als ein Laib Brot.
    Sarah freute sich, Marco in Jeans und

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