Masken der Lust (German Edition)
Pullover vor dem Ca’ Rezzonico auf sie warten zu sehen. So standen sie sich mit einer gewissen Gleichheit gegenüber. Er winkte ihr zu, als sie sich über die Reling des Vaporetto lehnte und das Haar aus dem Mund schob, um seinen Namen zu rufen. Das Wetter hatte sich nicht sonderlich gebessert, doch der Schnee war spurlos durchgezogen, und der Himmel zeigte ein eintöniges Grau.
Er nahm sie bei der Hand und half ihr, von Bord zu gehen. Die Berührung war elektrisierend. Doch abgesehen davon trat er genauso gelassen auf wie in Abendgarderobe.
Ihr Blick fiel unwillkürlich auf seine Jeans, die über seinem kräftigen Schenkel aufgerissen war, eben weit genug für einen flüchtigen Blick auf seine lohfarbene Haut. Hmmm. Lohfarben war gut. Kräftig war sogar noch besser. Sonst fiele es schwer, beim Anblick von dürren weißhäutigen Männerbeinen in sexuelle Begeisterungsstürme auszubrechen, egal, wie großartig der Rest von ihm sein mochte.
Im Inneren des stattlichen Gebäudes zog sie ein Faltblatt aus einem Ständer und klappte es auf, aber er nahm es ihr weg und steckte es sich in die Gesäßtasche.
«Das brauchst du nicht. Gebrauche einfach deine Augen.»
Sie folgte ihm, sah ihm zuerst auf den muskulösen Hintern und schaute sich dann die Umgebung an. Das Ca’ Rezzonico war angefüllt mit Kunst aus dem achtzehnten Jahrhundert.
Die Motive wechselten, aber Maskeraden waren sehr beliebt. Die Galane waren alle gleich gekleidet in schwarze Umhänge, Kniebundhosen und Strümpfe, die Kleider der Damen waren hinreißend schön und vielfältig. Tief ausgeschnitten, überließen sie nur sehr wenig der Vorstellungskraft.
«Ich hätte nichts dagegen, so etwas zu tragen», sagte Sarah und bewunderte eine Frau, die in einem feinen schwarzen Satinkleid gemalt war. Das Mieder war äußerst tief ausgeschnitten und hauteng, der Rock stand vorn offen und enthüllte die sahneweiße Spitze darunter.
«Was für eine civetta . Du könntest ihre Cousine sein», sagte Marco.
«Was ist eine civetta ?»
«Eine kokette Frau. So ein Kleid sähe fabelhaft an dir aus», entgegnete Marco. «Hast du Lust, noch einmal auf einen Maskenball zu gehen, Sarah? Einen formelleren, nicht so wie letzte Nacht. Ich habe mehrere Einladungen.»
Sie blieb wie angewurzelt stehen. «Ich habe kein richtiges Kleid.»
Er lächelte. «Dem lässt sich abhelfen.»
Wie abhelfen? Hatte eine glamouröse Verflossene haufenweise Ballkleider und tanzfestes Schuhwerk in seinem Schrank zurückgelassen? Bei der Vorstellung furchte sie die Brauen.
Marco grinste, als habe er ihre Gedanken gelesen. «Ich kenne eine Modeschöpferin, die mitunter Ballkleider an Freundinnen von mir verleiht. Sogar für private Feiern, denn ihr ist klar, dass sie vor dem Eingang fotografiert wird und die Bilder veröffentlicht werden.»
Wie überaus exklusiv. Es bedeutete, dass sie fotografiert werden würde, als wäre sie jemand Prominentes. Beängstigende Aussicht. Ihr Haar und Make-up müssten makellos sein, und das war eine Menge Arbeit. Sie schenkte ihm ein höfliches Lächeln und war sich nicht recht im Klaren, was sie antworten sollte. Sie wollte ja sagen.
«Sag mir einfach Bescheid, falls du hingehen möchtest.» Marco blieb vor einem Gemälde von Longhi stehen, Ausstellung eines Nashorns , das eine Gruppe von Männern und Frauen in Kostümen und Masken zeigte, die sich das wundersame Untier ansahen. «Die scheinen ihm ziemlich gleichgültig zu sein», sagte Marco schmunzelnd. «Sieh mal, es frisst Heu.»
Sie betrachtete das Gemälde genauer. «Es ist kein besonders großes Nashorn. War das ein Junges?»
Er sah es sich näher an. «Ah – da bin ich überfragt. Könnte sein.»
Einige aus der kleinen Gruppe von Venezianern auf dem Gemälde trugen Masken, fiel Sarah auf. «War das zur Karnevalszeit?»
Er warf einen Blick auf das Schild an der Wand. «Ich denke schon, ja. Aber viele Venezianer trugen auch zu anderen Zeiten Masken, wenn sie auf die Straße gingen, besonders der Adel. Verkleidet konnten sie ein Stelldichein mit einer Geliebten oder eine ungeplante erotische Begegnung mit einer Fremden haben. Ihre Namen blieben geschützt – es war ganz schlechter Stil, einen Maskenträger beim Namen zu nennen.»
«Verstehe. Wie geschaffen für verheiratete Männer.»
Er lachte leise. «Solche Freuden waren nicht nur den Ehegatten vorbehalten. Eine Ehefrau wurde im Venedig jener Tage als tugendhaft angesehen, wenn sie nur einen Liebhaber hatte.»
«Wirklich?» Sarah
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