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Masken der Lust (German Edition)

Masken der Lust (German Edition)

Titel: Masken der Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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jederzeit Strähnen anschweißen lassen – und mit Dukaten bezahlen –, die im Palazzo waren. Aber nicht in diesem Palazzo in dieser Zeit, sondern in dem anderen in der anderen Zeit. Doppelter Mist. Sarah wusste, dass ihre Gedanken auf Hochtouren liefen. Es würde sehr, sehr lange dauern, bis sie aus allem schlau wurde, was sich da zugetragen hatte.
    Doch irgendetwas musste sie sagen. Sie hielt es schlicht. «Wow. Was für ein Abenteuer.»
    «Sarah, wir haben diesen Raum nie verlassen. Das ist die offizielle Version.»
    Sie nickte langsam. «Schon, ja. Ich werde es niemandem erzählen. Es gibt auch niemanden, dem ich es erzählen könnte.»
    «Gut.»
    Er ließ sich auf das Bett fallen und streckte sich aus. Ihm schien behaglich zumute zu sein, doch ihr fehlte bereits die flauschige Steppdecke aus kastanienbraunem Samt, auf der sie traumhaften Sex gehabt hatten. Der Raum war zu Schwarz-Weiß zurückgekehrt – Decken, Polster, Fotos. Alles war genauso wie zuvor, ehe sie den Zauber ausgesprochen hatte.
    Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster, in dem sie die gespenstischen Nachtschwärmer gesehen hatte. Hinter der Scheibe war nichts als der leere Himmel, als sei die Erscheinung fortgebrannt worden.
    «Bist du sicher, dass es dir bessergeht?»
    Marco starrte unverwandt zur Zimmerdecke hoch. Sie folgte seinem Blick, nur, um sicherzugehen, dass sie sich nicht verwandelte. Die Decke war in Ordnung. Sie war einfach da.
    «Wir müssen reden. Über Veronica. Und noch ein paar andere Dinge.»
    «Schon gut», sagte Sarah müde. «Ich finde nicht, dass man seine früheren Beziehungen erklären muss. Das macht das Leben nur komplizierter.»
    Er stieß einen gewaltigen Seufzer aus, der tief aus seinem Bauch zu kommen schien. «Sie hat mich eingeführt.»
    «Brr. Das muss ich nicht wissen. Ich will das nicht wissen.»
    «Und dann wollte sie nicht weitermachen. Es ist eine lange Geschichte. Sie sagte, ich sei zu jung und –»
    Sarah verdrehte die Augen. Es ärgerte sie, dass sie in den allerletzten Minuten ihrer Zeit in einem anderen Jahrhundert herausgefunden hatte, dass er doch ein Zauberer war. Sie hatte ihn doch rundheraus gefragt, ob er einer sei, und er hatte verneint.
    Sie scherte sich nicht darum, mit wem er rumgemacht hatte. Wenigstens nicht besonders, hängte sie in Gedanken an.
    «Marco, was ich wirklich richtig hasse, sind Geschichten über ‹Mein erstes Mal›, vor allem die langen.»
    «Verstehe. Ich kann dir die Kurzfassung erzählen.»
    «Was dagegen, wenn ich duschen gehe?»
    «Keineswegs.»
    Sie stand auf und ging ins Badezimmer, streifte den Pullover des Gondoliere ab und hängte ihn an einen Haken. Sie war fester Absicht, das heiße Wasser bis auf den letzten Tropfen und alle Handtücher zu verbrauchen, und tat genau das. Um Zeit zu schinden, rasierte sie sich die Beine, cremte ihre Haut ein, zupfte hier und da an ihren Augenbrauen herum und putzte sich die blendend weißen Zähne. Mit einem zum Turban gewundenen Handtuch um ihr nasses Haar und mehreren Handtüchern um die Körpermitte, spähte sie hinaus.
    Marco lag noch immer auf dem Bett und betrachtete die Zimmerdecke.
    Es gab ein paar Einzelheiten, die sie geklärt wissen wollte, um nicht auch in Trübsal zu versinken. «Ähem, könnten wir darauf zurückkommen, dass du zu jung warst?», fragte Sarah.
    «Sicher.»
    «Wie alt bist du?»
    «Vierhundertzweiundzwanzig.»
    Sie war einfach zu müde, um von dieser ungeheuerlichen Behauptung überrascht zu sein. «Für dein Alter siehst du toll aus, Marco.»
    «Danke schön.»
    «Und wie alt ist Veronica?»
    «Sechshundertfünf.»
    Sarah ging ins Badezimmer zurück. «Dann seid ihr beide alt genug, um es besser zu wissen.»
    «Vielleicht. Sie wollte mich nicht, ließ aber auch nicht von mir ab.»
    Sarah fand einen Nagelknipser. Sie setzte sich auf den Wannenrand, nahm einen Fuß hoch und untersuchte ihre Zehen. Sie hielt inne, im Begriff, mit dem Nagelknipsen zu beginnen. «Warum?»
    «Sie hat heutzutage nichts Besseres zu tun, als mir auf die Nerven zu gehen. Ihre Kräfte schwinden, und das Zaubergeschäft ist nicht mehr das, was es mal war.»
    «Das brauchst du mir nicht zu sagen. Wahrscheinlich ist es durch Outsourcing weggezaubert worden.» Schnipp, schnipp. «Wahrscheinlich war das meine beste Pointe des Jahres.»
    Marco schwieg. Dann lachte er. «Jetzt habe ich es kapiert.»
    «Du bist ein bisschen langsam, nicht wahr?»
    Er stand vom Bett auf und stellte sich in die Tür zum Badezimmer, ließ seine

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