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Masken der Lust (German Edition)

Masken der Lust (German Edition)

Titel: Masken der Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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siehst sie nie wieder.»
    «Sie will zurückkehren. Dieses Opfer muss ich wohl bringen», sagte Marco. «Ich hoffe es aber nicht», fügte er rasch hinzu.
    «Rede nicht von Opfern», erwiderte Veronica ruhig. «Es ist nicht gerade typisch für dich, edel zu sein. Du lebst allein für dein Vergnügen.»
    In Marcos Augen blitzte ein dunkles Feuer auf. «Veronica, du hast gesagt, du würdest uns helfen.»
    «Ich helfe euch doch.»
    Sarah bemerkte den unterschwelligen Groll in Veronicas Äußerungen. Es war mehr als ein Unterton – eher ein Orchester. Diese beiden waren einander noch immer irgendwie verbunden, wenn auch nur im Zorn. Sie konnte nichts daran ändern.
    «Moment mal», sagte Sarah und hob die Hand. «Ich gehe nicht ohne dich zurück, Marco.»
    «Es könnte sein, dass du das musst», schnauzte er und funkelte Veronica an. «Ich werde schon irgendwie zurückfinden. Ob mit oder ohne die Hilfe von Freunden. Vertrau auf mich.»
    «Vertrauen – oh, ich glaube kaum, dass wir das jetzt erörtern sollten», sagte Sarah.
    Marco blickte wieder auf das Buch in seinen Händen. «Sag einfach den Spruch auf, Sarah. Sollte er wirken, wäre die Tat vollbracht.»
    Veronica strich sich das lange weiße Haar aus dem Gesicht und glättete es mit beiden Händen, als müsse sie sich beruhigen. Ihre chartreusegrünen Augen brannten sich in Sarahs. «Ja. Er hat recht.» Sie entriss Marco das Buch der Zaubersprüche und warf es Sarah zu.
    Sarah blickte von ihr zu Marco. Die Stimmung zwischen den dreien war hochgespannt, elektrisch geladen, als würden er und Veronica einander im nächsten Augenblick an die Gurgel gehen. Auf einmal wollte sie nichts lieber, als das Zelt zu verlassen. Sie las den Spruch laut vor … und taumelte durch die Zeit.

    Ihre Kleider waren fort. Sie war in einer Gondel. Ein netter Herr bedeckte sie mit einem gestreiften Pullover und verscheuchte irgendwelche Leute.
    Leute in Turnschuhen. Leute mit Gürteltaschen. Sie hatte es geschafft. Doch wo war Marco? Zwei mächtige Einschläge im Wasser dicht an der Gondel brachten das Boot zum Schaukeln und den Gondoliere dazu, auf den Kai zu springen.
    Sie sah einen schwarzbehaarten Kopf hustend und spuckend auftauchen. Gott sei Dank. Er war durchgekommen. Doch was oder wer hatte das zweite Aufklatschen verursacht?
    Sarah sah ins Wasser, und dort wirbelte weißes Haar, während der dazugehörige Kopf langsam aufstieg. Dann kam Veronica Suona mit geschlossenen Augen an die Oberfläche.
    Weder spuckte noch prustete sie. Dafür war sie zu vornehm. Und anders als Sarah und Marco hatte sie die Zeitreise vollständig bekleidet überstanden, obwohl ihre schweren Gewänder sie beinahe ertränkt hätten.
    Veronica schlug die Augen auf und streckte eine Hand aus, um sich an der Gondel festzuhalten. «Ich hatte keine Ahnung, dass der Spruch auf alle drei von uns wirken würde», sagte sie verwundert. Sie sah sich mit klatschnassem Kopf nach einem vorbeituckernden Müllkahn um. «Igitt. Ist das meine Begrüßung?»
    Marco, der noch immer im Wasser dümpelte, spuckte wieder aus. «Wenn dir die Zukunft nicht zusagt, kannst du wieder zurückkehren, Veronica.»
    Sarah stöhnte leise auf, war aber noch zu betäubt, um sich zu bewegen. Sie rieb sich den Kopf und rätselte, ob sie ihn sich unterwegs angestoßen hatte. Marco schwamm zum Kai hinüber und stemmte sich splitternackt aus dem Kanal. Mit seinen großen Händen presste er sich das Wasser aus den Haaren und schaute wütend drein. Eine kleine Gruppe schaulustiger Frauen versammelte sich und machte Bemerkungen, die er geflissentlich überhörte.
    «Nun, da wären wir», sagte er zu Sarah. «Du, ich und Veronica.»
    Der Gondoliere sagte etwas zu Marco. Dieser nickte, half Sarah aus dem Boot und zog ihr den Pullover über.
    «Was hat er gesagt?»
    «Er bot an, mir seinen Hut zu leihen.»
    «Okay. Ich verstehe zwar nicht, warum, aber okay.»

Siebtes Kapitel
    Sie gingen durch die Straßen von Venedig, Sarah in dem gestreiften Pullover, der eben lang genug war, um als Kleid durchzugehen, und Marco nackt bis auf den Hut des Gondoliere, den er sich vor den Schritt hielt. Die neugierigen Blicke übersahen sie. Fast alle schienen anzunehmen, sie hätten die ganze Nacht auf einer Karnevalsfeier verbracht und würden nun heimgehen, um auszuschlafen.
    Sarahs Blick streifte das Datum einer liegen gebliebenen Zeitung. Genau, wie sie gedacht hatte. Sie waren lediglich ein paar Tage fort gewesen. Marco hatte es dem Gondoliere überlassen,

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