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Masken der Lust (German Edition)

Masken der Lust (German Edition)

Titel: Masken der Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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herangekommen waren, drehte sich Veronica um, und Sarah sah bestürzt, dass ihr Gesicht jugendlich und faltenfrei war. Sie war außerordentlich schön. Ihre langen Wimpern waren schwarz wie Gagat und rahmten Augen von eigenartigem Grün ein, beinahe … Chartreuse. Wie die Katze.
    «Ombra.»
    Veronicas volle Lippen rundeten sich zu einem schwachen Lächeln. «Ah, ja. Meine treue Gehilfin. Ich habe sie zu Marco geschickt, damit er über sie wacht.»
    Sarah hatte gar nicht gemerkt, dass sie den Namen der Katze laut ausgesprochen hatte.
    «Kommt herein.» Veronica seufzte. «Es wird eine lange Nacht werden.» Sie schlug eine Bahn des Zelts zurück, das mit leichten Teppichen ausgelegt war.
    Ihre Dienstboten sehen stark und kräftig genug aus, um all das allein getragen zu haben, dachte Sarah.
    Veronica machte es sich auf den Teppichen gemütlich und lud sie mit königlicher Geste ein, es ihr gleichzutun. «Ich nehme an, dass ihr gegessen habt. Ich würde euch ja Tee anbieten, aber eure Körper müssen so leicht wie möglich sein. Die Rückkehr ist schwieriger.»
    Da Marco nicht gewillt zu sein schien, sie anzusehen, sprach Veronica zu Sarah. Ihre Stimme war ruhig. «Hat er dir alles erklärt?»
    «Nein. Ich weiß nicht, was du tun wirst, Veronica», platzte es aus ihm heraus. «Du hast mir das Buch zwar gezeigt, es mir aber nicht überlassen wollen. Werden wir keinen Zauberspruch daraus anwenden?»
    «Es gibt keinen eigentlichen Rückkehrspruch.» Sie zog das Buch aus einer tiefen Seitentasche ihres Kaftans und nahm es in beide Hände. «Ihr kennt es.»
    Sarah war sprachlos. Genau wie beim ersten Mal, als sie es gehalten hatte, glommen die Buchstaben auf dem Einband. Als sie es nun wiedersah, begriff sie, dass es eine magnetische Anziehungskraft ausübte, gleich, wo es sich befand. Sie faltete die Hände, um es nicht Veronicas Griff zu entreißen.
    «Ich dachte, sie könnte denselben Spruch rückwärts sprechen», sagte Marco.
    Veronica schüttelte den Kopf. «So wäre der Zauber nur stark genug für einen von euch.»
    Selbst in Anbetracht all dessen, was sie durchgemacht hatte, kam Sarah diesem merkwürdigen Gespräch nicht auf den Grund. Sie unterhielten sich über Zaubersprüche, so wie Leute in ihrer und Marcos Zeit sich etwa über elektronische Mauterhebung auf der Autobahn unterhielten.
    Sarah wäre vor Neugier beinahe gestorben. Trotz der gespannten Atmosphäre redeten Marco und Veronica wie Menschen miteinander, die sich schon sehr lange kannten, und waren gleich zur Sache gekommen. Sie konnte die ältere Frau schlecht bitten, ihre Wissenslücken auszufüllen, und hatte das Gefühl, dass Marco dies niemals tun würde, selbst wenn sie ihn zu irgendeinem Zeitpunkt heute Nacht allein für sich haben würde.
    Veronica lächelte verhalten und sah keinen von beiden an, während sie auf Marcos Entgegnung wartete. Es war offensichtlich, dass die Zauberin eine Frau war, die für sich blieb. Wie eine Katze.
    Sarah fiel der mitfühlende Blick ein, den Ombra ihr geschenkt hatte, und war mehr den je von diesem Zusammenhang verwirrt. Veronicas kleine Gefährtin war recht freundlich gewesen. Sarah hatte angenommen, dass Marcos Exgeliebte sie bei ihrem ersten Aufeinandertreffen als Gegenspielerin betrachten würde, aber die Ältere schien über solchen Dingen zu stehen, war distanziert und in sich ruhend.
    Veronica legte das Buch der Zaubersprüche vor sich auf den Teppich und förderte aus einer anderen Tasche eine Pergamentrolle ans Licht. Sie öffnete den Knoten, worauf sich der Bogen entrollte. Ein Pentagramm war daraufgemalt.
    «Das müssen wir verwenden – den fünfzackigen Stern im Kreis. Er wird eure Herzen beschützen, wenn ihr in der Zeit voranfliegt.»
    Es war das gleiche Pentagramm, das Sarah im Arcana gesehen hatte – in dem Buchladen mit dem seltsamen Inhaber. Nur hatte Marco es wenig beachtet. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass es etwas derart Machtvolles war.
    Sarah sah in seine Richtung. Er hatte das Buch mit den Zaubersprüchen aufgehoben, ohne Veronica um Erlaubnis zu bitten, und drückte die Seite mit dem Spruch flach, den sie, Sarah, vorgelesen und der die Grenzen der Zeit aufgelöst hatte.
    Marco las ihn sorgfältig durch, ohne ihn laut auszusprechen. «Sie sollte es versuchen, Veronica. Sie muss zurückkehren, selbst wenn ich bleibe. Falls der Spruch versagt, werden wir morgen früh das Pentagramm anwenden.»
    «Die Damen zuerst, hm? Wirst du bleiben? Am Ende sitzt du in diesem Jahrhundert fest und

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