Masken der Lust (German Edition)
begreifst also, dass übertrieben viel Siehst-du-was-und-weg-ist-es im Spiel war? Und dass es mich nervös macht?»
Marco hob die Hände. «Das meiste von dem, was du gesehen hast, ist noch da. Warte, bis ich angezogen bin. Du kannst deine Räume aufsuchen und deine Sachen abholen, dann werden wir ausgehen, frühstücken und umherspazieren –»
Die Wirklichkeit hob ihr garstiges Haupt, und zwar schnell. «Ein Zimmer. Keine Räume. Ich habe ein schäbiges kleines Zimmer mit vielen Krabbeltieren gemietet.»
«Pah. Pack deine Sachen. Hättest du nicht lieber eine Suite im Gritti? Es ist das prächtigste Hotel in Venedig. Ich brauche nur anzurufen –»
Sarah wippte ungeduldig mit dem Fuß. «Sieh mal, nicht, dass ich mich nicht gern dumm und dämlich verwöhnen lasse. Und danke für alles, was du getan hast. Es ist erstaunlich gewesen. Du hast meinen Verstand regelrecht aus den Angeln gehoben.»
«Hmm.» Er schmunzelte bedächtig. «Du hast dasselbe für mich getan.»
«Aber ich bin – nicht wie du, Marco. Ich kann mir keine Fünf-Sterne-Hotels leisten und nicht so viel Abrakadabra machen wie du.»
«Soll ich etwa gewöhnlich werden für dich?» Seine grobe Frage verdutzte sie. «Das kann ich nicht.»
«Nun, nein. Aber ich glaube nicht –»
Er legte ihr seine Hände auf die Schultern und blickte sie zärtlich an. «Sarah, du selbst bist nicht im Mindesten gewöhnlich. Mir scheint, als wüsstest du das nicht.»
Seine gottverdammten bestrickenden Augen nahmen sie doch jedes Mal wieder gefangen. Es war einfach unmöglich, dass er sie mehr als irgendeine andere Frau begehrte. Trotzdem war er unglaublich romantisch. Sarah schluckte heftig. Sie wollte ihm nicht glauben. Was immer geschehen war, wie immer er es nennen wollte, es war v-o-r-b-e-i.
«Marco, in ungefähr vierundzwanzig Stunden werde ich ein Flugzeug zurück nach New York besteigen. Ich muss fort –», sie musste eigentlich gar nichts tun, fühlte sich aber gezwungen, es zu behaupten, «– weil ich hier weg muss. Um mich einfach mal hinzusetzen und nachzudenken.»
Wie kam es nur, dass sich das Richtige immer so unangenehm anhörte? New York im Februar war bitterkalt. Und auch der Valentinstag stand bevor. Sie würde ihn allein verbringen.
«Darf ich dich anrufen? Darf ich dir Mails schreiben?»
«Das halte ich für keine gute Idee.»
«Keinerlei Verbindung?»
«Nein. Und auch kein Abrakadabra. Wir sollten – müssen – zur Wirklichkeit zurückkehren. Keine Zeitreisen. Keine Zaubertricks.»
«Bist du sicher?»
Sie nickte schnell. «Ich bin mir sicher.»
«Warum nicht?» Er machte mit der Hand eine beiläufige Geste. «Wir könnten in der Zeit reisen, wohin du willst.»
«Nein, ich will nicht. Und fuchtele nicht so mit der Hand herum. Das sieht schwul aus.» Sie wusste, dass sie ohne guten Grund an ihm herummeckerte, konnte aber nicht anders.
Er runzelte die Stirn. «Das bin ich aber nicht.»
«Okay», räumte sie ein. «Nennen wir’s europäisch.»
«Gibt es einen Unterschied zwischen schwul und europäisch aussehen?»
«Manchmal nur einen sehr feinen.»
Er verzog das Gesicht. «Rockerina meinte dasselbe zu mir. Sie war –»
Sarah tat, als tippe sie auf einer imaginären Tastatur. «Ich habe online ein Foto von euch beiden gesehen. Sie ist Sängerin in einer Punkband. Eine deiner vielen Freundinnen.»
«Stimmt. Du sagtest ja, dass du nachgeforscht hast. Selbst damals hast du mir nicht getraut.»
«Vertrauen. Das ist eine sehr wichtige Sache.»
«Ich habe dir vertraut, Sarah.»
«Du hattest nichts zu verlieren. Was soll ich sagen? Mir war es zu dem Zeitpunkt egal. Ich hatte es bloß auf eine fabelhafte Nummer abgesehen. Rums, bums, bums. Ooh, ooh, ooh. Schnelle Dusche, Taxi rufen.»
«Wie amerikanisch. Wie unromantisch.» Er schenkte ihr einen unglaublich italienischen Schmachtblick.
Sarah widerstand ihm. «Fang gar nicht erst an.» Sie wechselte das Thema. «Da wäre noch eine Sache. Was ist mit Veronica?»
Marco schaute finster drein. «Ach, die kann zur Hölle fahren.»
«Ist das nicht ein wenig harsch?»
Marco seufzte auf. «Veronica würde sich dort wie zu Hause fühlen.»
Sarah schüttelte langsam den Kopf. «So schlecht ist sie auch nicht. Weißt du, sie hat Ombra aufgetragen, mir in den Schoß zu hüpfen und mich zu trösten, als ich deinetwegen weinte.»
Marco bemühte sich, nicht allzu erfreut auszusehen. «Du hast meinetwegen geweint?»
«Vor der Feier in deinem Palazzo, ja, habe ich. Ich hatte
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