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Masken der Lust (German Edition)

Masken der Lust (German Edition)

Titel: Masken der Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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entschlossen. So ist er schon immer gewesen. Ich konnte ihn nicht halten. Hätte es gar nicht versuchen dürfen.»
    Sarah wollte, sie könnte sich in eine Katze verwandeln und sich fortstehlen.
    «Jemand Jüngeres zu lieben ist sehr schwierig.»
    Sarah schaute zum Ober auf, der den Wein und das Essen gebracht hatte. Sie war für die Unterbrechung dankbar, doch Veronica winkte ihn fort, als er alles abgestellt hatte.
    Sarah hob ihr Glas und nippte daran. Angenehm trocken. Sie wusste, dass sie den Wein brauchen würde, um ein solches Gespräch durchzustehen. «Ich bin jünger als Marco. Um einige hundert Jahre.»
    Veronica schmunzelte auf zufriedene Weise. «Ja.» Sie setzte dem Teller Antipasti mit einer Gabel zu, spießte ein Artischockenherz auf und schob es sich zwischen die vollen Lippen. Sie kaute langsam und mit sichtlichem Genuss. «Er hat es nicht anders verdient.»
    «Darf ich etwas sagen?»
    «Gewiss.» Veronica wählte einen weiteren Bissen.
    «Ich weiß nicht, was zwischen euch war, aber du musst die Vergangenheit loslassen.»
    Die Ältere seufzte und schob den Teller Antipasti zu Sarah hinüber. «Natürlich hast du recht. Aber ihn wiederzusehen … hat so vieles zurückgeholt.»
    Sarah wählte eine hauchdünne Scheibe Salami. Sie schmolz in ihrem Mund, ein himmlischer Geschmack.
    «Er war sehr jung und gefiel daher vielen Frauen – es war bald vorbei mit uns. Ich hätte es bleiben lassen sollen, wie gesagt. Aber es gibt sehr wenige Zauberer in meinem Alter. Und sie sind viel übler als sterbliche Männer, wenn sie älter werden.»
    Sarah trank ihren Wein und aß dazu. Abendliche Schatten krochen allmählich über die Gebäude und die schöne alte Brücke.
    «Jedenfalls wünsche ich dir Glück», sagte Veronica.
    Sarah blickte auf, war von dem zärtlichen Tonfall der anderen Frau überrascht. Sie konnte nicht sprechen. Sie hatte eine Olive im Mund, und die hatte einen Kern.
    «Die Liebe ist es wert. Er liebt dich wirklich, wie er noch nie eine andere geliebt hat. Wenn du ihn haben willst, gehört er dir.»
    Veronica griff nach ihrem Weinglas und leerte es. «Ich glaube, dass der Wein im achtzehnten Jahrhundert besser war.» Sie tupfte sich die Lippen mit der Serviette ab, legte sie beiseite und erhob sich zugleich. «Ciao. Du wirst die Rechnung übernehmen müssen.»
    «Mrmpf.» Sarah nahm den Kern aus dem Mund, um zu antworten, aber Veronica war schon davongegangen – oder davongeglitten.
    Sie war froh, dass sie zuvor in ihre Herberge gegangen war, um sich umzuziehen und alles an sich zu nehmen, was die moderne Frau brauchte, um mit Marco auszugehen. Sarah sah in ihre Handtasche und zog ein kleines Bündel Euros hervor. Da hatte Marcos Verflossene sie also auf der Rechnung sitzenlassen. Irgendwie störte es sie nicht weiter. Veronica tat ihr leid.
    Überhaupt Marco, rund eine Stunde war verstrichen. Wahrscheinlich war er inzwischen zurück und hielt sich irgendwo in der Nähe seines Palazzo auf.
    Sie musste packen und brauchte eine ordentliche Mütze Schlaf. Ihr Flug ging um Mitternacht. Er hatte sie zum Flughafen Marco Polo begleiten wollen, doch sie hatte abgelehnt. Sarah wollte keine Liebesnacht, bei der eine große graue Es-könnte-unser-letztes-Mal-sein-Wolke über ihnen hing.

    Vom Flughafen Marco Polo nach Rom waren es erträgliche anderthalb Stunden. Doch kaum war sie gelandet, brach ein rekordverdächtiger Sturm mit sintflutartigem Regen los, der alle Flugzeuge am Boden festhielt. Nicht einmal Gepäck wurde angenommen, also behielt sie ihres bei sich.
    Sarah rechnete beinahe damit, dass Marco aufkreuzen, die Verantwortung für das fürchterliche Wetter übernehmen und sie in ein traumhaftes Hotel in Rom entführen würde. Doch nein. Mit Tausenden anderen erduldete sie ewiges Schlangestehen, um Papiere stempeln zu lassen, etwas zu essen zu ergattern und auf eine freie Toilettenkabine zu warten. Wer konnte, war gegangen, und die Gestrandeten wanderten mit unglücklichen Gesichtern in der Halle umher. Sarah kaufte sich einen neuen Koffer mit Rollen und leerte ihren Seesack, der bereits an den Nähten aufplatzte, darin aus. Sie warf ihn weg, nahm sich Zeit zum Umpacken und wickelte den Pullover des Gondoliere um ihren Laptop. Als sie versucht hatte, ihn zurückzugeben, hatte er abgewunken und gemeint – Marco hatte übersetzt –, der Pullover habe Glück, ihr so nah zu sein.
    Eine Angestellte der Fluglinie verkündete, dass nun Decken und Kissen ausgegeben würden, und Sarah stellte sich auch

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