Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
sie. »Fest geschlafen.«
»Nein. Schön. Ich mag es, wie du schläfst.«
»Was kann man daran mögen, wie jemand schläft?«, wunderte sie sich. Noch mehr wunderte sie sich über seinen wachen Gesichtsausdruck. Blässe und Augenringe waren verschwunden, er war rasiert – hatte er sich an Sobenios Sachen vergriffen? – und roch nach Kynrinde. Und er lächelte.
»Habe ich dich erschreckt?«, fragte er mit einem Anflug von Reue in der Stimme. »Tut mir leid.«
Erschreckt? Nein, gar nicht. »Bist du schon länger wach?«
»Ja. Ich war draußen und habe deinen Freund getroffen.«
»Sobenio? Er war hier?« Ächzend wand Ferin sich unter Martus Kopf hervor. Ihr tat alles weh. Auf den Brettern zu liegen war weit unangenehmer, als den Erdboden unter der Matte zu fühlen. »Hast du mit ihm gesprochen?«
Er richtete sich ebenfalls auf und blieb mit gekreuzten Beinen auf der Matratze sitzen. Ihr Blick fiel auf seine bloßen Füße, wanderte über seine Knöchel, wo das Leder unter den Hosenbeinen hervorblitzte. Bandagiert. Aber keine Stiefel, dachte sie. Er hatte also nicht schon wieder vor, sich davonzustehlen.
»Aber ja. Ich bin nicht unhöflich.« Er wirkte fast beleidigt. »Er hat Brot, Früchte und Wasser und diese herb schmeckende Rinde vorbeigebracht, aber ich glaube, das war nur ein Vorwand. In Wahrheit wollte er sehen, ob du noch lebst.«
»Wie kommst du darauf?«
»Er war nervös.« Martu setzte ein schelmisches Grinsen auf. »Hatte wohl Angst, ich hätte dir etwas angetan.«
Ferin verschlug es die Sprache. Heute fand Martu es offenbar amüsant, dass ihm jemand zutraute, sich an ihr zu vergreifen.
»Ich habe ihm gesagt, dass du noch schläfst und dass es dir gut geht. Aber er war erst zufrieden, als er sich persönlich davon überzeugt hatte. Stand einfach nur da und schaute dich an. Ich habe ihn gefragt, ob ich mir Messer und Seife leihen dürfe, und er meinte, das sei keine schlechte Idee.«
Das klang irgendwie nicht nach Sobenio.
»Ach, und er hat erzählt, dass heute Abend eine neue Hütte fertig sein wird. Was heißt das?«
Der Magier wollte wohl in sein Haus zurück, es war ihm nicht zu verübeln. »Dass du eine eigene Hütte zum Schlafen bekommst«, erklärte sie. »Sofern du … noch bleibst.«
Sein Lächeln wich einer düsteren Miene.
»Du bist hier willkommen«, sagte sie schnell, weil ihr der Gedanke, dass er ging, schwer auf der Seele lag. Viel zu schwer. »Und du solltest dich noch erholen und fürs Erste mal einen Tag ohne Zusammenbruch durchhalten.«
»Jaja, ich habe unsere Vereinbarung nicht vergessen.« Martu grinste. »Und? Wirst du mir heute mehr über deine Träume erzählen?«
»Und? Wirst du mir heute endlich das Geheimnis der Nita verraten?«, hielt sie dagegen.
Eine steile Falte entstand zwischen seinen Augenbrauen. Er schwieg.
Ferin nickte. »Das dachte ich mir. Wenn du mir nicht sagen willst, was es damit auf sich hat und wie du in den Dschungel gekommen bist, kann ich es nicht ändern. Doch die Fragen werden bleiben, und mit ihnen kommen die Spekulationen, die alles verdrehen. In meinem Kopf wirst du dadurch zu einem anderen Menschen, als du bist. Das ist schade, denn ich wollte alles über dich erfahren, damit ich begreife, aus welchem Grund du mich Tag und Nacht begleitest.«
Martu beugte sich ein Stück zu ihr herab, Licht blitzte in seinen Augen auf, und für einen Herzschlag schien sich die Welt langsamer zu drehen. »Ferin, Heilerin der Pheytaner, irgendwie bist du in mein Leben geraten. Und vielleicht …« Er streckte den Arm nach oben aus, die magische Kugel flog von ihrem Platz unter dem Dach ganz von selbst in seine Hand. »Vielleicht soll es so sein. Ich werde dir sagen, was du wissen willst. Du darfst mich alles fragen. Nur«, er zog ein übertrieben leidendes Gesicht, »können wir zuerst essen?«
25 Nähe
N ach dem Essen waren sie nach Rhivar aufgebrochen, weil Martu sehen wollte, wo Ferin und Sobenio ihn gefunden hatten. Um zu verhindern, dass man sie vermisste und womöglich nach ihnen suchte, hatte Ferin Nolina über ihr Vorhaben informiert, was ihr ein tiefgründiges Lächeln von Seiten der jungen Pheytana beschert hatte. Sie hatte verlegen zurückgelächelt und sich gefragt, ob Nolina die neuen Gefühle wahrnahm, die sie in sich selbst bemerkte. Das Klingen ihres Herzens, die wohlige Anspannung, diese Vertrautheit, die sie in Martus Nähe verspürte. Gefühle, mit denen sie nichts anzufangen wusste und die nicht länger aus Träumen
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