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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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war noch nicht abgeschlossen. Ich war sechzehn und damit der jüngste Turaná seit Beginn der Aufzeichnungen.«
    Sechzehn … Ihr wurde ganz kribbelig zumute. »Und dann bist du nach Merdhug gekommen?«
    »Ja. Zusammen mit Watov. Es war meine erste Reise – und für lange Zeit meine letzte.«
    »Wie das?«
    Martu schluckte hart. »Ich übertrat den Kodex. Mehrmals.«
    »Inwiefern?«, fragte Ferin vorsichtig. »Ich dachte, der Kodex betrifft nur die Nitas?«
    »Nicht nur. Unter anderem verbietet er jede Einmischung in fremde Kulturen. Es darf keinen engeren Kontakt zu den Menschen des jeweiligen Landes geben, keine Freundschaft oder dergleichen. Tja, und in genau diesem Punkt verstieß ich gegen die Regeln. Ich begegnete einem Mädchen und … kam ihr näher, als ich durfte.« Er schaute sie so intensiv an, dass sie sich abwenden musste. »Als Watov davon erfuhr, reisten wir ab.«
    Von Ferins Lippen löste sich ein schwaches Seufzen. Sie war dieses Mädchen gewesen.
    »Watov war ziemlich enttäuscht von mir«, erzählte er weiter. »Als Mitglied des Großen Rates konnte er die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Ich kam vor das Tribunal, wurde aus Conféas verbannt und in die Berge geschickt. Kishahán nannte es der Rat. Das ist eine Zeit der Meditation, der Selbstfindung und Reinigung, die so mancher Turaná freiwillig wählt, um seine Erlebnisse zu verarbeiten, sich von den Reisen zu erholen und Abstand zu gewinnen. Für mich aber war es eine Strafe, nichts anderes. Ein Jahr lang lebte ich in einer Hütte. Allein. Mit einer Ziege.«
    »Ein Jahr lang? Ohne je einen Menschen zu sehen?« Ferin sah ihn bestürzt an. Er hatte die Einsamkeit erlebt, genau wie sie. Aus einem verqueren Grund fühlte sie sich beinahe schuldig, der Auslöser für sein Leid gewesen zu sein.
    »Watov bequemte sich zu mir herauf«, sagte Martu. »Ein einziges Mal. Er erwischte mich in meiner schwächsten Stunde. Ich flehte ihn an, mir das Kishahán zu erlassen, mich mitzunehmen, mich zu einem Turseída zu degradieren. Es wäre kein Problem gewesen, ich bin ein guter Kämpfer. Ich hätte sogar eine Adáhr wählen dürfen …«
    »Eine … was?«
    »Adáhr, das bedeutet Seelenpartner. Jeder Novjengo sucht diesen einen bestimmten Partner, mit dem er lebt und sich fortpflanzt. Es ist die einzig wahre Liebe, eine tiefe Verbundenheit zweier Seelen. Einmal geschlossen, währt der Bund für das ganze Leben.«
    »Oh. Darfst du das denn sonst nicht? Eine Partnerin wählen?«
    »Nein.« Erneut bannte er ihren Blick. »Nicht als Turaná. Wir leben in Enthaltsamkeit – so verlangt es der Kodex.«
    Enthaltsamkeit … Ihre Gedanken, eben noch tastend und fragend, falteten sich zusammen wie Flügel. Keine Liebe. Nur Stille im Herzen.
    »Watov sagte kein Wort, er drehte sich um und ging. Danach wurde es noch schlimmer, ich wäre fast daran zerbrochen.«
    Martu schaute an Ferin vorbei über die Lichtung. »Es ist so wunderschön hier. Diese Farben! Lebte ich im Dschungel, würde ich diesen Platz jeden Tag besuchen, bloß um die Farben in mich aufzusaugen. Meine Heimat ist lange nicht so farbenprächtig.« Ein Zucken wischte über sein Gesicht. »Besser gesagt, das Land, das nun unter der Herrschaft der Arsader steht.«
    Ferin spürte, wie seine Trauer und sein Schmerz über den Verlust in ihre Seele sickerten. Und nickte hilflos, weil ihr nichts einfiel, was ein wenig Trost spenden konnte.
    Er behalf sich mit einem Lächeln. »Als es vorbei war, kehrte ich nach Conféas zurück. Ich erneuerte meinen Schwur: Treue dem Orden und Gehorsam dem Kodex. Der Rat traute mir nicht so recht und beauftragte mich mit Dienst in der Veste. Ich übernahm die Ausbildung der Schüler, unterrichtete sie in Kampf und Meditation, Lesen und Schreiben und trichterte ihnen ein, dass der Kodex das Maß aller Dinge sei. Bis der Rat mir eines Tages doch wieder die Freigabe für eine Reise erteilte, allerdings unter Watovs Aufsicht. Es verschlug uns nach Arsad. Und damit nahm das Unglück seinen Lauf.«
    Er ballte die Hand um ein Grasbüschel, riss es mitsamt der Wurzel aus und warf den Klumpen gegen einen Baumstamm. »Dajen, so war das!«, rief er. »Unseretwegen kamen sie nach Vjeng. Jemand beobachtete uns, entweder bei der Ankunft oder bei der Abreise. Und sah die Nita.«
    »Die Nita?«, hakte Ferin nach, froh darüber, zum Kern des Rätsels vorgestoßen zu sein. »Was ist damit?«
    »Das ist komp…«
    »Kompliziert. Jaja. Ich will es trotzdem wissen.«
    »Also schön.« Er

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