Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
Widerspruch zu dem, was er ihr gerade klargemacht hatte. Die einzigen Worte, die ihren Gefühlen einen Namen gaben …
Sanft senkte Martu seine Hand auf ihre Schulter. »Ich würde dich gern umarmen und festhalten«, sagte er. »Da wir aber beide nackt sind, ist das keine gute Idee.«
Als sie seinen Arm so vor sich sah, konnte sie nicht mehr an sich halten. Sie berührte seine Stacheln. Zögerlich. Er ließ es zu, und sie tastete von einem Stachel zum nächsten, bis an seinen Ellbogen und wieder zu seinem Handgelenk zurück. Er schloss die Augen, atmete zitternd aus.
»Ich liebe dich«, flüsterte sie.
27 Ein Kinderspiel?
D er Dschungel schlief, auch das Feuer lag in den letzten Zügen. Ferin war froh um die Dunkelheit, unter deren schützendem Mantel sich so gut verbergen ließ, was sie bedrückte. Sie saß dicht neben Martu und starrte in die Flammen, die kleiner und kleiner wurden, wie auch ihre gemeinsame Zeit schrumpfte. Am nächsten Tag würde er abreisen. Er hatte es ihr am Morgen eröffnet, und seither war ihr Herz schwer wie ein Felsen. Bald würde sie unter seinem Gewicht zusammenbrechen.
Die vergangenen drei Tage waren wie ein nicht enden wollender Traum an Ferin vorübergeglitten, ausgefüllt mit langen Spaziergängen, intensiven Gesprächen, noch intensiveren Küssen und dem Gefühl, in Martu jemanden gefunden zu haben, der sie voll und ganz verstand. Und nun würde sie ihn wieder verlieren …
Die meisten Pheytaner hatten sich bereits zum Schlafen zurückgezogen, nur Nolina, Akur und Tamir waren noch mit ihnen am Dorfplatz. Martu streichelte Ferins Rücken. Sie lehnte sich an ihn, sog mit jedem Atemzug seinen Duft ein, sorgsam darauf bedacht, ihn in ihrem Gedächtnis abzuspeichern, bevor er sich für immer verflüchtigte.
»Ich werde euch morgen verlassen«, sagte Martu an Tamir gewandt, »und möchte mich noch einmal für eure Gastfreundschaft bedanken.«
Tamir nickte, er wirkte nicht überrascht. »Ich verstehe. Das ist sehr schade. Für Ferin. Für euch beide.«
Martu blieb still. Was gab es dazu auch zu sagen? Er drückte Ferin einen Kuss auf die Stirn, und sie nahm seine Hand in ihre.
Die Vertrautheit zwischen ihnen war inzwischen für alle offensichtlich geworden, doch Ferin ahnte, dass die meisten ihrer Freunde nicht so genau wussten, wie sie mit dieser ungewöhnlichen Beziehung umgehen sollten. Sie hatte verständnisvolle und mitleidige Blicke geerntet, ebenso wie nachsichtiges Kopfschütteln oder misstrauisches Gemurmel hinter ihrem Rücken. Nichts davon machte ihr etwas aus, sollten die anderen doch denken, was sie wollten. Was sie allerdings tief getroffen hatte, war Rhys’ abweisende Art. Seit ihrem Gespräch im Wald und seiner gestammelten Entschuldigung verhielt er sich ihr gegenüber wie ein Fremder, nie kam ihm auch nur ein Lächeln oder ein Scherz über die Lippen, kein nettes Wort. Sie war noch nicht hinter den Grund für sein Verhalten gekommen.
Ihre Runde wurde von raschen Schritten unterbrochen, ein Schatten näherte sich: Sobenio. Der magische Stein zeichnete einen exakten Kreis aus kaltem Licht auf seine Brust.
»Wo ist der Läufer?«, wollte er wissen. Trotz gedämpfter Stimme war seine Besorgnis unüberhörbar.
»Schlafen gegangen«, gab Tamir zurück. »Warum?«
»Soll herkommen, ich brauche ihn.«
Nolina stand auf. »Kannst du nicht etwas freundlicher sprechen? Jedes Mal, wenn es um Rhys geht …«
»Nicht jetzt, Nolina. Wecke ihn, schnell!« Das kam mit unmissverständlicher Dringlichkeit, und Nolina lief los. Akur und Tamir erhoben sich, Ferin schälte sich aus Martus Arm.
»Was ist denn?«, fragte Tamir.
»Merdhuger. Die Garde.« Wie beiläufig huschten Sobenios Finger zum Stein, der unter der Berührung noch stärker aufglomm. »Ich habe sie gesehen, an die neunzig Mann.«
Ferin sprang auf. »Gesehen?«
»Ich hatte eine Vision.«
»Der Stein arbeitet für dich? Das ist ja großartig!«, rief sie.
»Ja, großartig. Sie werden angreifen«, schnaubte er und versetzte Ferins Begeisterung einen erheblichen Dämpfer.
Nolina kehrte in Rhys’ Begleitung zurück. Auch Martu war aufgestanden, er hielt sich ein wenig abseits.
»Rhys«, sagte Sobenio. »Lauf los und …«
»Ich werde nichts dergleichen tun«, fauchte Rhys. »Du hast mir nichts zu befehlen.«
Sobenio hatte sich gut im Griff. »Die Garde zieht gegen Pheytan«, sagte er kühl. »Also, falls dir etwas an diesem Zuhause liegt, tust du, was ich sage. Lauf los und überzeuge dich davon, dass
Weitere Kostenlose Bücher