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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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Pfütze und roch an der klebrigen Flüssigkeit – Blut, Blut, Blut. Rhys’ Blut. Sie würgte an dem Kloß in ihrer Kehle.
    Als Nächstes wurde ihr bewusst, dass sie an einer Hauswand lehnte und auf das gegenüberliegende Stadttor starrte. Sie hatte keine Erinnerung daran, wie sie dorthin gekommen war. Das Tor war mit einem Balken verriegelt, in dem gemauerten Häuschen daneben brannte Licht. Der wachhabende Gardist döste, sein Kinn war ihm auf die Brust gefallen.
    Ferin ging hin und klopfte an die Tür. Ein Stuhl wurde zurückgeschoben, ein Schlüsselbund klimperte, der Gardist sperrte auf und öffnete. Sie zögerte nicht. Kühle Berechnung führte ihre Hand, als sie den Dolch in seine Gurgel stieß. Er schwankte und kippte ohne einen Laut nach hinten. Sie sah, wie er im Todeskampf zuckte, wie sein Blick brach, wie er endlich still lag. Sie empfand nichts, keine Wut, keine Reue, keine Schuld.
    Eine Weile plagte sie sich damit, den Mann wieder in den Sessel zu hieven. Sie zog den Dolch aus seinem Hals und reinigte die Klinge erneut an ihrem Kleid. Den Kopf des Gardisten senkte sie nach unten, so dass es wirkte, als ob er schliefe. Sie schloss die Tür hinter sich, sperrte ab und versteckte die Schlüssel im Schlitz zwischen Stadtmauer und Wächterhaus.
    Der Balken vor dem Tor war schwer, und sie konnte ihn nur mit Mühe hochheben, doch schließlich schwang das Tor geräuschlos auf. Sie schlüpfte durch den Spalt, drückte den Torflügel wieder zu und fixierte ihn mit einem Stein.
    Wie ein Geist huschte sie durch die Barackensiedlung. Sie schaute nicht nach links noch nach rechts, sondern taumelte wie blind durch die Dunkelheit. Irgendwann erreichte sie den Stadtrand, ließ die Hütten hinter sich, eilte weiter und weiter und weiter. Folgte unbeirrt der mahnenden Stimme, die ihr Denken kontrollierte: Lauf zurück zur Mine und erzähle Tamir, was passiert ist.
    Viel später kletterte sie über eine Geröllhalde. Steine kollerten unter ihren Füßen weg. Sie hielt inne und blickte sich um. Der Mond hüllte Berghänge und Felsformationen in mattes Licht. Ein gutes Stück über ihrem Kopf war ein Felsvorsprung.
    »Straße«, murmelte sie und stieg den steilen Abhang empor. Wie war sie überhaupt hier hinuntergekommen? Ihre Hände griffen und die Füße traten in einem fort, ohne dass sie etwas dazu hätte tun müssen. Durch ihren Verstand brandete der eine Satz, wieder und immer wieder: Lauf zurück zur Mine …
    Nach einer halben Ewigkeit versperrte ihr auf einmal eine Felswand den Weg. Verzweifelt trommelte sie mit den Handflächen dagegen und schrie. Jemand musste sie hören, musste einfach, wo sie doch Hilfe brauchte. Hilfe … Etwas Glattes, Warmes legte sich über ihren Mund, und sie glaubte zu ersticken. Der Knoten in ihrer Kehle war zu einem Stein angewachsen.
    »Ferin! Ferin, beruhige dich.«
    War das Akur?
    »Akur?«, schluchzte sie und war so froh, dass er da war. Unsagbar froh. »Akur! Akur …«
    »Ja, ich bin hier. Alles ist gut. Wo ist Rhys?«
    »Rhys?« Schmerz wallte heiß durch ihre Brust. »Weiß nicht.«
    »Komm!« Er fasste ihr stützend unter den Arm. »Du musst gehen, Ferin. Gehen.«
    Folgsam setzte sie einen Fuß vor den anderen, ihre Beine waren weich wie Butter. Akur führte sie durch den Stollen, die Fackel in seiner Hand warf dämonische Schatten an die Felswand – weit aufgerissene Mäuler, Fangzähne, Pranken.
    Ihr war plötzlich übel. »Wo sind die Tiger?«, lallte sie.
    »Wovon redest du?«, fragte Akur verwundert. »Hier sind keine Tiger. Ich glaube, du musst dich dringend ausruhen.«
    Der Gang verbreiterte sich zur Höhle, und als sie eintraten, sprangen die Rebellen auf. Tamir, Sobenio, Jasta, Elmó und all die anderen – besorgte Gesichter, wohin sie auch blickte. Natürlich, sie wollten wissen, was passiert war. Dunkel erinnerte Ferin sich daran, dass sie ihnen etwas Wichtiges mitteilen musste, nur … was?
    Worte wehten herbei. Sie bemühte sich redlich, sie zu verstehen, doch sie hatten keine Bedeutung für sie. Bis jemand auf sie zuschoss, sie an den Schultern packte und so fest schüttelte, dass ihre Zähne klackerten. Jasta. Ferin hob halbherzig die Arme und kassierte einen Fausthieb auf die Nase, der sie zu Boden schickte. Schroffes Gestein bohrte sich in ihre Seite, Blut rann ihr über Mund und Kinn, sie war nahe daran, sich zu übergeben. Das Verwirrende war, dass sie sogar fand, den Schlag verdient zu haben. Sie wusste bloß nicht, weshalb.
    Sobenio kauerte sich

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