Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
konnte. Ihr Ziel war das gleiche geblieben, nur der Weg dorthin war ein anderer geworden. Und wieder schienen die Masken der Schlüssel zu allem zu sein, wie ein Fluch, der über ihrem Leben lag. Konnte es ihnen wirklich gelingen, diese magischen Geschöpfe zu zerstören? Waren Sobenios Kräfte ausreichend? Würde er an sich glauben?
Aus dem Haus hörte sie Stimmengemurmel, dann Hanneís melodisches Lachen. Wie einfach das Leben für sie sein musste, und wie glücklich sie in ihrer Unwissenheit war! War sie nicht zu beneiden? Sie ahnte nichts von Kampf und Tod und nichts von Unterdrückung und Leid.
Rhys trat neben sie, und diesmal war es Ferin, die seine Hand suchte. Sie fühlte sich ihm näher als zuvor. Tief verbunden. Sollten sie das alles heil überstehen, entschied sie, dann würde sie mit ihm leben, mit ihm Kinder haben. Lernen, ihn zu lieben.
Rhys nickte zum Haus hinüber. »Möchtest du deine Mutter und Schwester besuchen?«
»Nein. Lass uns gehen.«
Sie verließen den Hof, und als Ferin das Tor hinter sich schloss, fühlte es sich wie ein Schlussstrich an. Sie würde nicht in ihr altes Leben zurückkehren. Nie mehr.
Der Rückweg durch die engen Gassen kam ihr unendlich lang vor. Sie hasteten so schnell wie möglich hinunter in Richtung Stadtmauer, immer darauf bedacht, sich unauffällig zu verhalten. Hell erleuchtete Fenster glitten an ihnen vorbei. Hier lebten Pheytaner, friedlich und ahnungslos. Und nur einige Häuser weiter die Merdhuger. Nicht ganz so ahnungslos, in scheinheiliger Eintracht mit ihren unterdrückten Nachbarn. Wie sehr die Idylle trog!
Wieder bogen sie in eine Gasse ab, weit konnte es nicht mehr bis zum Tor sein. Danach durch die Barackensiedlung und zurück auf der Straße bis zur Mine. Wenn wir nur schon dort wären!, dachte Ferin. Sie war müde und hungrig, sie wollte sich ausruhen und sich zumindest für ein paar Stunden in vermeintlicher Sicherheit wiegen. Zum letzten Mal.
Auf einmal gab ihr Rhys einen Stoß, so dass sie mit der Schulter gegen eine Haustür krachte. Die Beine rutschten ihr weg, und sie landete auf dem Hinterteil. Benommen blieb sie in der Nische des Hauseingangs sitzen und schaute zu Rhys hoch, der mit gezücktem Dolch stocksteif in der Mitte der Gasse stand.
»Was …?«, hob sie an, doch er zischte ihr ein »Scht« zu.
Von weiter oben waren Schritte zu hören. Schnelle, schwere Schritte. »Stehen bleiben, Kontrolle!«, rief jemand. »Garde!«
Ferin schoss in die Höhe, in ihrem Magen kribbelte die Panik.
Rhys rührte sich nicht. »Bleib hier versteckt, und wenn sich die Gelegenheit bietet, dann läufst du weg«, raunte er ihr zu, ohne sie anzublicken. Der Lichtschein des Fensters gegenüber fiel auf sein Gesicht, seine Wangenmuskeln zuckten.
Was zum Henker hatte er vor?
»Bist du verrückt?«, wisperte Ferin, als sie endlich begriff. »Nein! Du bist viel schneller als ich. Du musst weglaufen, ich finde niemals allein zurück.«
»Ich werde sie aufhalten, du läufst«, beharrte er. »Du findest den Weg schon. Berichte Tamir, was wir herausgefunden haben.«
Die Männer näherten sich im Laufschritt. »Garde, Kontrolle! Sofort umdrehen!«
Rhys atmete tief ein und spannte die Muskeln an, bereit, sich den Gardisten zu stellen. Widerstand regte sich in Ferin. Er wollte wirklich kämpfen, um ihr die Flucht zu ermöglichen! Das war Irrsinn, da lief etwas grundfalsch ab.
»Nein, Rhys«, flüsterte sie. »Tu das nicht. Bitte! Du kannst ganz leicht entkommen. Sie werden dir nachlaufen, vielleicht sehen sie mich gar nicht.«
»Das will ich nicht riskieren. Du bist die Heilerin, ich bin nur der Läufer. Du musst überleben, du bist wichtiger als ich.«
»Eben, du bist der Läufer. Dann lauf, locke sie von hier weg! Unterdessen kann ich es zum Stadttor schaffen.«
Er überlegte.
»Bitte!«, flehte sie. »Dir darf nichts geschehen, ich brauche dich.«
Ein Lächeln flog über seine Lippen. »Und ich liebe dich.«
»Sie missachten die Ausgangssperre!«, tönte es nun schon ganz nah. »Was tun Sie hier …?« Ein Fluch löste die Worte ab – Rhys war losgelaufen. »Ihm nach, den erwischen wir!«
Ferin drückte sich tief in den Schatten des Eingangs. Drei Gardisten stürzten an ihr vorbei, ohne sie zu bemerken. Sie wartete ab, bis die Schritte verklungen waren, dann eilte sie hinterher. Am Ende der Straße stand sie vor einer Hauswand. Hier musste sie wohl oder übel abbiegen. Sie wandte sich nach rechts, in der Hoffnung, dass sie ihr Orientierungssinn
Weitere Kostenlose Bücher