Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
gebracht.«
»Na klar. Und wer hat ihn entkommen lassen?«
Gemeinsam hoben sie Gamón vom Pferd und trugen ihn zum Wagen. Gerade als sie den alten Pheytaner über die Kante hievten, tauchte Hauptmann Laquor auf und bremste sein Pferd an der Längsseite des Wagens aus vollem Galopp ab.
»Mist«, zischte einer der Gardisten noch, da erschallte auch schon Laquors scharfe Stimme: »Was ist hier los?«
Cobar richtete sich auf. »Melde gehorsamst, er wollte flüchten, Hauptmann.«
»Flüchten? Gerade er?« Verwundert schüttelte der Hauptmann den Kopf. »Geht es vielleicht ein wenig präziser, Soldat?«
Hanish ergriff das Wort. »Wir hatten Probleme mit der kleinen … Hexe. Da hat er sich aus dem Staub gemacht.«
Der Hauptmann ließ seinen Blick über Jasta gleiten, dann über Ferin. Jasta grub ihre Fingernägel in ihre nackten Unterschenkel, als könnte sie so ihres Zorns Herr werden. Ferin wollte etwas sagen. Irgendetwas. Doch als sie Jastas Kopfschütteln bemerkte, biss sie die Zähne zusammen und sagte nichts. Ganz klar waren ihr Jastas Beweggründe nicht. Weshalb wollte sie die Wahrheit verschweigen? Es konnte nicht in ihrem Sinne sein, die Gardisten zu schützen.
Dem Hauptmann war Ferins Zögern offensichtlich aufgefallen, er sah sie forschend an. Sie senkte den Kopf, erwartete, dass er sie ansprach, doch er wandte sich wieder seinen Männern zu. »Was ist mit ihm?«
»Er ist bewusstlos. Ein Stich mit dem Degen, Hauptmann Laquor. Nicht tief.«
Der Hauptmann saß ab und kletterte auf den Wagen. Er kniete neben Gamón nieder, schob sein Hemd hoch und besah sich die Wunde. Drehte den Verletzten auf den Bauch und wieder zurück, griff an seinen Hals, kontrollierte die Atmung.
»Nicht tief?«, brauste er auf. »Nicht tief! Das ist ein glatter Durchstich! Von hinten! Wer ist dafür verantwortlich?«
Leutnant Hanish räusperte sich. »Ich, Haupt…«
Cobar fiel ihm ins Wort. »Wir beide, Hauptmann. Ich ließ ihn entkommen, und Hanish hat ihn verfolgt.«
Laquors Gesicht färbte sich rot vor Zorn. »Unfähige Tölpel! Das wird Folgen haben!«
Die Männer schwiegen.
Der Hauptmann wies auf den leeren Beutel. »Geben Sie den Gefangenen Wasser! Dann fahren wir los. Verdammt, wir haben nicht einmal etwas dabei, um ihn zu versorgen.« Er sprang vom Wagen und führte seinen Monolog fort, während er auf sein Pferd stieg. »Dunkel wird es auch schon. Gibt es eigentlich nur Holzköpfe bei der Garde?«
Der gefüllte Wasserbeutel landete zu Ferins Füßen, dann setzte sich das Gefährt in Bewegung. Sie rutschte zu Gamón hinüber und fuhr sacht über seine Stirn, die schweißnass war. »Gamón … Gamón?«
Jasta hockte sich neben sie. »Das ist nur deine Schuld!«, zischte sie.
»Was?«, rief Ferin empört. »Meine Schuld?«
»Natürlich. Du hast doch den Gardisten vom Wagen gestoßen.«
»Ich wollte dir helfen!« Sie konnte nicht glauben, dass sie sich vor Jasta rechtfertigen musste.
»Ich brauche keine Hilfe. Von niemandem. Schon gar nicht von dir.«
»Aber …«
»Halt den Mund! Gib ihm lieber Wasser.«
Jasta hob Gamóns Kopf auf ihre Oberschenkel. Er öffnete die Augen, blickte verwirrt um sich. Ferin hielt ihm den Beutel an die Lippen, und er trank in hastigen Schlucken.
»Habt ihr … gerade gestritten, ihr Mädchen?«, stöhnte er und wollte sich aufsetzen.
»Nein«, sagte Jasta leise. »Es ist alles in Ordnung. Bleib liegen.«
Er sank zurück. »Ich habe euch doch gehört. Das ist nicht gut. Ihr solltet nicht streiten.«
»Und du sollst dich ausruhen und nicht so viel reden.« Jasta riss ein Stück Stoff von ihrem Unterkleid und hielt es Ferin hin. »Wasser.«
Ferin träufelte ein wenig darauf.
»Mehr!« Jasta packte ihre Hand und kippte den Beutel, bis das Tuch triefend nass war. Sie legte es Gamón auf die Stirn.
Er lächelte sie dankbar an. »Du bist doch nicht so übel, meine Kleine. Aber … schreien solltest du nicht so viel. Das ist nicht auszuhalten, dein Gebrüll.« Erschöpft schloss er die Augen.
»Jaja«, sagte Jasta. »Schon gut.«
Ferin hielt Jasta das Wasser hin. »Dein Gesicht.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht so wichtig.«
Ferin machte den Beutel zu und legte ihn weg. Mit den Zähnen löste sie den Knoten vom Verband an ihrem Handgelenk und wickelte das Tuch ab. Es war wie immer, von der Verletzung war fast nichts mehr zu sehen. Nur zwei Narben erinnerten an die Schnitte, morgen würden auch sie verschwunden sein.
Grübelnd rubbelte sie über die frisch verheilte
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