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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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Haut. Jastas Worte nagten an ihr. Sie fühlte sich keineswegs schuldig, jedenfalls nicht so, wie Jasta es gemeint hatte. Im Gegenteil, hätte diese nicht so ein Theater gemacht, wäre wohl alles anders gekommen. Der Leutnant wäre nicht über Jasta hergefallen, Ferin hätte nicht eingreifen müssen, und Gamón … Gamón wäre nicht niedergestochen worden. Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände. Und trotzdem ließ sich nicht abstreiten, dass sie in gewisser Weise mit verantwortlich war. Im Grunde waren sie alle verantwortlich, jeder zu seinem Teil. Sogar der Hauptmann, als er sie mit den beiden Gardisten allein gelassen hatte.
    Ferin seufzte, sie wollte nicht länger darüber nachdenken. Sie konnte die Schuld ebenso gut auf sich nehmen, sie musste das Gewicht ohnedies nicht mehr lange schleppen. Der Tod würde sie von allem befreien.
    Die Dunkelheit senkte sich nun vollends über die Landschaft und hüllte alles in ihren schwarzen Mantel. Der Wagen rumpelte dahin, ihre Fahrt nahm kein Ende.
    »Wisst ihr«, sagte Gamón ganz unvermittelt, »das mit dem Leben ist … seltsam. Ich hätte nicht gedacht, dass man es spürt.«
    »Hm?«, machte Jasta. »Du sollst doch nicht sprechen.«
    »Dass man das Leben spüren kann. Und … den Tod.«
    Jasta stieß den Atem zischend aus. »Was redest du da?«
    »Man lebt einfach so vor sich hin. Jeder tut das. Keiner denkt … darüber nach, dass es auch anders sein kann. Dass es einen Unterschied gibt. Zwischen dem Leben und dem Tod.«
    »Ich glaube, er hat Fieber«, erklärte Jasta an Ferin gewandt. »Er spricht nur Unsinn.«
    »Und irgendwann ist es vorbei. Man kann spüren, wenn es so weit ist. Das hätte ich nicht gedacht. Ich meine …«, er atmete tief ein, »… wenn man das … früher spüren könnte, dann würde man anders leben.«
    In Ferin breitete sich ein flaues Gefühl aus. Sie blickte auf Gamón hinunter, konnte seine Gesichtszüge im Finstern kaum erkennen. Nur seine Augen glänzten. Ein beständiges Blinken, unterbrochen durch seine Wimpernschläge. Sie hatte plötzlich das Bedürfnis, ihn zu berühren, seine Haut zu fühlen. Sie legte ihm die Hand an die Wange.
    Er nickte. »Du hast gute Hände. Gute Haut.«
    Jasta schniefte deutlich hörbar, und Ferin fragte sich, ob sie weinte.
    »Ich denke, ich habe falsch gelebt«, sprach Gamón weiter. »Diese Maske. Ich wollte sie nicht haben. Aber sie ließ mich nicht los, da konnte ich … gar nichts tun. So viele Jahre habe ich gegen sie gekämpft, habe gewartet und gehofft, aber nichts. Ziemlich mächtig, diese Maske.«
    »Die Merdhuger …«
    »Ja, weißt du«, unterbrach er Jasta, »es gibt immer eine Entschuldigung. Für alles, was uns begegnet. Dabei … liegt es doch nur an dir selbst.«
    »Nein, das ist nicht wahr!« Jastas Stimme übertönte das Rattern des Wagens.
    »Doch, doch«, flüsterte er. »Das ist wohl wahr. Es sind nicht die Merdhuger. Du bist es, du allein. Du musst es nur sehen. Ich war einfach zu schwach. Nicht stark genug für diesen Kampf. Hätte ich das früher erkannt, hätte ich ihn aufgegeben. Die Maske akzeptiert und gut mit ihr leben können. Aber so …«
    Gamón schwieg. Unter Ferins Hand war sein Gesicht ganz kalt. Die Kälte kroch über ihren Arm in ihren Körper.
    »Du zitterst schon wieder, mein Mädchen«, murmelte Gamón ihr zu. »Du musst besser auf dich achtgeben. Nicht so viel zittern. Das ist nicht gut für dich. Und atmen. Vergiss nicht … zu atmen.«
    Ferin wollte antworten, brachte aber nur ein »Mhm« heraus.
    »Man kann das Leben spüren.« Gamón stöhnte auf. »Es jagt durch deinen Körper. Jeden Tag. Aber du gewöhnst dich daran und vergisst, es zu spüren. Dabei ist es so deutlich. So ein großer Unterschied, das hätte ich nicht gedacht. Und es ist kurz. Der Tod dauert viel länger … als das Leben. Es ist vergänglich. Nur ein Augenblick. Und jetzt … ist es vorbei.«
    »Hör bloß auf!«, schimpfte Jasta. »Ich kann dein Gerede nicht mehr hören.«
    Er lachte heiser. »Das musst du auch nicht mehr …«
    Ferin hörte ihn noch einmal stöhnen, dann war da nur noch der matte Glanz seiner Augen. Keine Wimpernschläge mehr.
    Der Wagen hielt an. Es war still. Ein Atemzug. Noch einer. Ein dritter. Ferin stoppte ihr Zählen und hielt den Atem an. Ganz lange, bis ihre Lungen schmerzten. Sie wollte nie wieder einatmen, doch ihr Körper holte sich automatisch, was er brauchte. Vergiss nicht zu atmen.
    Jastas Brüllen brach wie eine tosende Welle durch die

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