Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
dich.«
»Sehr rücksichtsvoll, danke«, gab sie trocken zurück. Sie riss sich zusammen. »Und die Tiger?«
Rhys schickte ihr einen vielsagenden Blick. »Sagen wir so: Wir haben eine stille Vereinbarung. Sie halten sich an Ruzas und Nargschweine, keiner hat je ein Pferd gerissen.«
»Du meinst, sie wissen, dass die Pferde zu uns gehören? Das würde ein gewisses Maß an Intelligenz voraussetzen.«
»Was spricht dagegen?«
»Ich weiß nicht.« Ferin schüttelte den Kopf. »Es sind Raubtiere. Sie gehorchen ihrem Instinkt.«
»Du hast immer noch Angst vor ihnen«, sagte Rhys leise. »Aber das musst du nicht. Du weißt doch, im Notfall …«, er zupfte ihr ein Ästchen aus dem Haar und schnippte es zur Seite, »… bin ich da. Ich passe auf dich auf.« In seiner Stimme schwang eine eigentümliche Wärme mit, dann wurde sie neckisch. »Du darfst dir meine Hände jederzeit ausleihen. Für diverse Übungen mit dem Dolch oder um deine Schreie zu ersticken …«
»Oh!« Sie versetzte ihm einen Stoß gegen die Schulter. »Du … du eingebildeter …!«
Schalk blitzte in seinen Augen. »Ja? Ich kann nichts dafür – die Verwandtschaft.«
»Wie wäre es mit einer neuen Ausrede? Diese hier zieht nicht mehr, dafür kenne ich dich zu gut.«
»Zu Befehl.« Er grinste und deutete eine kleine Verbeugung an.
Nebeneinander schritten sie auf den Zaun zu. Rhys legte wie selbstverständlich seinen Arm um ihre Schulter. Und Ferin genoss es. Die Umarmung, seinen Geruch – Leder, Wald, ein wenig Schweiß. Ihm nahe zu sein war wie nach Hause zu kommen und in den Schutz und die Geborgenheit einer Familie zurückzukehren.
»Ihr stammt aus Laigdan?«, fragte sie. »Du und Jasta?«
»Nein. Ursprünglich nicht. Sondern aus Ovjest, das ist eine kleine Stadt südlich von Jirab. Aber als mein Vater dann …« Rhys’ Blick verlor sich in dunklen Erinnerungen, sie konnte die Schatten auf seinem Gesicht förmlich wachsen sehen. »Nun, Jasta lebte fortan bei unserer Tante in Laigdan und ich im Dschungel.«
Ein Teil ihres Verstandes warnte Ferin, besser nicht weiterzufragen, doch sie konnte ihre Neugier nicht bezähmen. »Was war denn mit deinem Vater?« Jetzt ist er tot, hatte Jasta gesagt. Ein Haufen Staub.
Rhys blieb die Antwort schuldig. Sie hatten den Korral erreicht und schlüpften durch das Tor, hinter dem sie ein sandfarbenes Pferdehinterteil begrüßte.
»Oh«, entfuhr es Ferin, jeden Gedanken an Rhys’ Vergangenheit vergessend.
Rhys lachte. »Praktisch. Da wartet schon eines auf dich.«
Die fleischige Hand des Königs legte sich auf seine. »Pelton, seht Ihr die Kleine dort? Die mit den roten Backen?«
Für einen kurzen, angeekelten Moment schloss er die Augen, dann musterte er die versammelten Gäste, die hinter der Absperrung das Festmahl der königlichen Familie beobachten durften. Ein sehr eigenartiges Ritual, wie Pelton fand. Was konnte jemanden dazu animieren, anderen Leuten beim Essen zusehen zu wollen? Abgesehen davon war es bestimmt ermüdend, so lange zu stehen. Das Bankett hatte zwölf Gänge, und es dauerte geraume Zeit, bis die Tafel aufgehoben und der Ball eröffnet wurde. Er für seinen Teil hatte nicht vor, diesem Höhepunkt beizuwohnen. Ohnehin war er nur hier, weil es die Amtsgeschäfte verlangten.
Das bewusste Mädchen war in der Menge schnell entdeckt, rotgesichtige Merdhugerinnen waren selten. »Ja, Euer Majestät.«
»Sie hat das Mundwerk einer Marktfrau, aber als Bettgespielin ist sie eine Wucht, sage ich Euch.«
Die Handfläche war nicht nur feucht, sondern regelrecht nass, und Pelton war versucht, sich dem Griff zu entziehen. Thilus’ Distanzlosigkeit widerte ihn an. Er hatte die Angewohnheit, jeden Gesprächspartner anzufassen, ungeachtet dessen, welchen Bekanntschaftsgrad oder Rang dieser verzeichnete.
»Sie ist eine Marktfrau, Hoheit.«
»Ja?«, fragte König Thilus gedehnt. »Ihr erstaunt mich, wie kommt es, dass Ihr darüber informiert seid?«
Pelton blieb ruhig. »Was wäre ich für ein Gán, wenn ich über die Bürger dieser Stadt nicht Bescheid wüsste?«
»In der Tat!« Der König strahlte, als wäre ihm die langersehnte Erleuchtung widerfahren. »Es wäre mir eine Freude, Euch mit dem Mädchen bekannt zu machen.« Thilus senkte die Stimme zu einem Raunen. »Ihr solltet mehr auf Euch achten. Mir scheint, Ihr kommt ein wenig zu kurz, was die Befriedigung fleischlicher Gelüste angeht.« Er deutete auf die übervollen Platten auf der festlichen Tafel und kicherte über sein
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