Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
erwarteten. Sie schob Jastas Hand bestimmend zur Seite und wusch mit dem nassen Tuch das Blut weg. Ein tiefer, etwa daumenlanger Riss prangte auf ihrer Schläfe.
»Machst du das eigentlich absichtlich?«, fragte Ferin. »Damit ich auch etwas zu tun bekomme?«
Selbst in dieser Lage hatte Jasta eine spitzzüngige Antwort parat. »Einer muss ja dafür sorgen, dass du Fortschritte machst. Au! Pass doch auf!«
»Das hast du dir selbst zuzuschreiben.« Und nicht zum ersten Mal. Jastas Wutausbrüche und die damit verbundenen Verletzungen hatten ihren festen Platz im täglichen Ablauf. Ob es sich nun um Schnittwunden, Blessuren oder Zerrungen handelte, Jasta ließ nichts aus. Wahrscheinlich sollte ich ihr auch noch dankbar sein, dachte Ferin mit einem zynischen Lächeln . Ein besseres Übungsobjekt kann man sich nicht wünschen.
Doch so sehr sie sich auch anstrengte – es war ihr noch keine Heilung gelungen. Ansatzweise ja, mehr nicht. Sie schaffte es mittlerweile ganz gut, die pulsierenden Energieströme in sich hervorzurufen, aber die Anforderung, sie in einen anderen Körper fließen zu lassen, führte sie an eine Grenze, die sie nicht überschreiten konnte. Sobenio hatte jedes Mal eingreifen müssen, und er machte kein Hehl aus seinem Ärger über ihren Misserfolg.
»Na denn«, murmelte Ferin. »Auf ein Neues.«
Sie drehte Jastas Kopf zur Seite, legte die linke Hand über die Wunde, die rechte zur Hälfte darüber, und atmete Ruhe in ihren Körper. In Gedanken malte sie die entsprechenden Bilder. Heilströme, die wie Nadeln durch die Hautlappen sausten, Wundränder, die sich schlossen. Sie fühlte das Kribbeln, versenkte sich tiefer in ihre geistige Welt.
»Heilung durch den Geist …«, drang Sobenios Flüstern an ihr Ohr.
»Kraft durch den Geist«, übernahm sie ganz automatisch. Das Kribbeln verstärkte sich. »Heilung durch den Geist, Kraft durch den Geist, Heilung …«
»Wird das noch was?«, zeterte Jasta.
»Sei still, Jasta!«, fuhr Ferin sie an und unterdrückte den heftigen Wunsch, die kleine Pheytana auf der Stelle zu erwürgen. Ihre Kehle war in verlockender Reichweite. Wenn Jasta sich schon nicht selbst umbrachte, sie würde es mit Freuden erledigen.
»Wie denn? Es wird immer schlimmer! Bohrst du etwa einen Dolch in meinen Kopf?«
Der Schmerz! Den hatte sie völlig vergessen. Ferin warf einen Blick auf Sobenio, dessen tadelndes Gesicht Bände sprach.
»Heilung schmerzt eben«, sagte sie und bemühte sich, Jastas Schmerz über ihre Hände aufzunehmen.
Es gelang nur zum Teil. Sie spürte zwar das Brennen, im nächsten Moment war es aber auch schon fort. Nicht aufgeben! Noch einmal. Atmen. Bilder malen. Den Schmerz aufnehmen. Konzentration. Wille. Sie schüttelte resignierend den Kopf. Es war zu viel. Kaum hatte sie ein Gefühl dafür entwickelt, wie es funktionieren könnte, entglitt ihr einer der vielen Splitter, die sie zu einem Ganzen zu verbinden versuchte, und sie musste von Neuem beginnen.
»Bist du endlich fertig?«, grummelte Jasta.
Ferin ließ die Hände sinken. Ihre Vermutung wurde bestätigt, als sie sich die Wunde besah: Es hatte sich nichts getan. Die Blutung war zwar gestoppt, aber der Riss klaffte weiter wie ein flacher Halbmond mit gezackten Rändern auseinander.
»Kann jetzt bitte«, sagte Jasta mit wütendem Zähnefletschen, »jemand«, es war sonnenklar, wen sie damit meinte, »etwas Sinnvolles tun, bevor ich hier Wurzeln schlage?«
Sobenio bedeutete Ferin mit einem müden Kopfnicken, Platz zu machen. Sie rutschte zurück und schlang enttäuscht die Arme um die Beine. Wieder gescheitert.
Der Magier machte sich daran, Jastas Wunde zu schließen. Er murmelte einen Heilungszauber und vollführte mit der rechten Hand kleine Kreisbewegungen über ihrem Kopf. Vier, vielleicht fünf Atemzüge später war es erledigt.
»Danke.« Jasta setzte sich auf. Eine rote Narbe zierte ihre Schläfe.
Ferin schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter. Wie konnte Sobenio behaupten, ihre Fähigkeiten würden die seinen eines Tages übersteigen? Sie konnte noch nicht einmal einen Kratzer heilen!
»War wohl nichts«, meinte Jasta, und es klang sogar ein wenig mitfühlend.
Ferin seufzte. »Nein. Bei dir auch nicht.«
»Besten Dank für den Hinweis.« Jasta sah sie verdrossen an. »Ich hatte die Blamage gerade erfolgreich verdrängt.« Allzu lang hielt sie sich aber nicht mit Enttäuschung auf. »Wann darf man denn mit einem positiven Ergebnis rechnen?«, fragte sie spitz.
»Da redet die
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