Maskenball
einen Mordversuch aufzuklären haben.«
»Ich verstehe immer noch nicht – zwei Morde? Und ein Mordversuch? Was habe ich damit zu tun?« Helmut Köhlers Gesicht wechselte schlagartig die Farbe. Der Mediziner wurde kreidebleich. »Ist etwas mit meiner Frau und dem Jungen?«
»Nein. Ich frage Sie, warum sind Sie jetzt in die Niederlande eingereist, wo Sie doch angeblich schon ein paar Tage an der See gewesen sein wollen? Das passt doch überhaupt nicht zusammen.« Franks Blick war nicht mehr freundlich, sondern ernst und konzentriert.
»Wieso? Ich, ach so, das.« Dr. Helmut Köhler war um Fassung bemüht. »Also, das ist ganz einfach. Ich wollte in die Klinik. Ich habe dort ein paar Unterlagen abholen wollen. So ganz ohne Arbeit wollte ich doch nicht sein. Ja, und dann wollte ich auf dem Rückweg an die See ursprünglich eigentlich noch schnell bei meiner Frau vorbei. Ich wollte nach Astrid und dem Kleinen sehen.« Köhler sah erst Ecki, dann Frank an. »Ehrlich.«
»Was sind das denn für Unterlagen, die Sie angeblich so dringend brauchen?« Ecki hatte einige weiße Blätter, die unter einem Stapel Akten lagen, zu sich gezogen und sah Köhler erwartungsvoll an.
»Warum wollen Sie das denn wissen?« Köhler legte seinen Mantel auf den Stuhl neben sich. Erwartungsvoll sah er Ecki an.
»Beantworten Sie doch einfach meine Frage. Welche Unterlagen wollten Sie holen? Was war Ihnen so wichtig, dass sie extra ihren Urlaub unterbrechen, den weiten Weg von der Küste zurück nach Mönchengladbach machen, um dann wieder Richtung Küste zu verschwinden?«
Helmut Köhler sah wieder von einem zum anderen. »Wieso? Ich weiß wirklich nicht, was Sie meine Arbeit angeht? Warum interessieren Sie sich für meine Arbeit? Ich will jetzt endlich wissen, was das Ganze soll. Was werfen Sie mir eigentlich vor?«
Bevor Frank antwortete, sah er kurz Ecki an, der zustimmend nickte. »Herr Dr. Köhler, ich will ganz offen zu Ihnen sein. Zwei Ihrer ehemaligen Patienten sind ermordet worden. Außerdem ringt gerade ein drittes Opfer mit dem Tod. Der alte Mann ist mit Spiritus Übergossen worden und liegt mit lebensgefährlichen Verbrennungen in einer Duisburger Spezialklinik. Wir haben noch nicht mit dem Mann sprechen können, da er im Koma liegt. Möglicherweise war auch er Patient von Ihnen. Und schließlich ist erst gestern ein Mann aus einem Seniorenheim verschwunden.«
»Um Gottes willen.« Mehr brachte Köhler nicht heraus. Er rang sichtlich um Fassung.
Entweder ist Köhler völlig unschuldig oder ein begnadeter Schauspieler, dachte Frank.
»Was habe ich damit zu tun? Wie kann ich Ihnen helfen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas Schreckliches passiert.«
»Es gibt Gerüchte, dass Sie Experimente mit Medikamenten machen. Medizin an alten, wehrlosen Menschen ausprobieren. Was sagen Sie dazu, Herr Köhler?«
»Wer behauptet so etwas? Das ist eine Lüge, eine infame Lüge!« Dr. Helmut Köhler sprang auf und griff wieder nach seinem Mantel. Köhlers Stuhl flog krachend gegen den Laufstall. »Das muss ich mir nicht bieten lassen! Ich gehe jetzt! Sie können mich nicht länger festhalten! Sie werden von meinem Anwalt hören.«
Die Tür ging auf, und zwei Beamte in Uniform standen im Raum. »Wir kommen gerade an Ihrem Büro vorbei. Brauchen Sie Hilfe?«
»Nein, schon gut, danke, Kollegen. Wir kommen zurecht.« Frank nickte den Beamten zu, die sich daraufhin zurückzogen. »Herr Köhler, bitte, beruhigen Sie sich. Und nehmen Sie wieder Platz. Mein Kollege hat lediglich von Gerüchten gesprochen. Lassen Sie uns die Angelegenheit wie erwachsene Menschen besprechen.«
Köhler blieb stehen. »Was liegt gegen mich vor?«
»Wir haben den Eindruck, dass Sie in unseren Ermittlungen eine zentrale Rolle spielen.« Ecki deutete auf Köhlers Stuhl. »Setzen Sie sich wieder. Wir stoßen im Zusammenhang mit den Ermittlungen immer wieder auf Ihren Namen. Ausgerechnet zum Zeitpunkt der Morde verschwinden Sie spurlos. Ihre Frau weiß nicht, wo Sie sich aufhalten. Und in der Klinik gibt es Anhaltspunkte dafür, dass Sie Ihre Aufgabe als Arzt in besonderer Weise interpretieren, um es mal vorsichtig auszudrücken.«
Köhler setzte sich langsam. Erst jetzt schien ihm der Ernst der Lage bewusst zu werden. »Kann ich vielleicht doch einen Kaffee bekommen? Mit etwas Milch, bitte?«
»Leider kann ich Ihnen nur einen schwarzen Kaffee anbieten.« Frank stand auf, um einen neuen Becher vom Regal neben der Tür zu nehmen.
»Macht nichts.«
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