Maskenball
dass sowohl Verhoeven als auch Breuer seine Patienten waren. Einen Zusammenhang zwischen seinen Forschungen und dem gewaltsamen Tod der beiden Rentner schloss Köhler allerdings kategorisch aus. Er fühlte sich völlig unschuldig und sah sich als Opfer von Missverständnissen und übler Nachrede.
»Ist dir eigentlich aufgefallen, dass Köhler nicht ein einziges Mal darauf bestanden hat, dass wir seine Frau informieren? Das ist doch merkwürdig, oder? Wenn ich irgendwo zu Unrecht festgehalten werde, würde ich doch sofort meine Angehörigen informieren wollen.Und warum ruft Köhler nicht doch seinen Anwalt an? Das ist doch seltsam.« Ecki nahm den Löffel aus dem Becher und zeigte mit ihm auf Frank. »An Köhler und dieser Firma CombinoMed ist etwas faul. Das kannst du mir glauben. Köhler spielt auf Zeit. Er wartet auf irgendjemanden oder irgendetwas. Ich bin gespannt, was Bean noch alles herausfindet. Ich glaube nicht an das selbstlose und hehre Bild des Arztes, der nur der Wissenschaft und der objektiven Forschung verpflichtet ist. Wenn Köhler nichts zu verbergen hätte, würde er sich völlig anders verhalten.«
»Ohne neue Erkenntnisse von Bean sind wir aufgeschmissen. Er sollte sich doch auch beim BKA schlaumachen. Wo steckt er überhaupt? Wir haben letztlich nichts gegen Köhler in der Hand. Und wir werden ihn nicht mehr lange hier festhalten können. Böllmann haut uns unter Umständen den Fall um die Ohren. Mit dem Wenigen, was wir haben, werden wir vermutlich bei keinem Haftrichter durchkommen.«
»Ich sage dir, der Schlüssel zu den Morden liegt bei Köhler. Köhler ist unser Mann. Wir werden seine mysteriösen Unterlagen schon knacken. Und genau genommen hat Köhler für keinen der Morde ein Alibi. Und dass er ausgerechnet bei der Einreise nach Holland gestellt wird, kurz nach dem Anschlag auf Hecker und dem Verschwinden von Engels, ist doch sehr verdächtig, findest du nicht?« Ecki steckte sich nachdenklich den Teelöffel in den Mund.
»Schon. Aber was ist, wenn Köhler die Wahrheit sagt und er tatsächlich nur ein paar Unterlagen aus der Klinik holen wollte?« Frank sah auf den Laufstall und auf den Plüschteddy, der immer noch nutzlos auf dem Rücken lag und an die Bürodecke starrte.
Ecki nahm den Löffel wieder aus dem Mund und legte ihn neben den Becher. »Wenn er zu Hause war, dann müssen wir seine Frau fragen. Sie muss sein Alibi bestätigen. Wenn er denn überhaupt eines hat. Wir wissen doch noch nicht einmal, wann er aus den Niederlanden zurückgekommen ist. Er kann sich doch schon seit Tagen hier in der Gegend aufgehalten haben. Wie sollen wir das überprüfen? Angeblich hat er ja sämtliche Tankquittungen nicht aufgehoben.«
Frank verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf und lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück. »Er muss unbemerkt in die Klinik gekommen sein. Denn sonst hätten die Schwestern oder seine Kollegen ihn doch bemerkt. Andererseits, die Unterlagen, die die Kollegen in Köhlers Auto gefunden haben, könnten auch schon länger in seinem Wagen gelegen haben. Und du hast recht, wer weiß, ob er überhaupt zu Hause bei seiner Frau war. Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns.« Frank nahm die Arme runter und beugte sich vor. »Köhler muss jeden Augenblick zurück sein. Was sollen wir mit ihm machen? Laufenlassen? Oder sollen wir uns einen Haftbefehl besorgen?«
»Warten wir auf den Anruf von Böllmann. Wer weiß, vielleicht ist er ja ganz unserer Meinung. Wenn er will, kann er den Haftrichter schon überzeugen. Das wäre nicht das erste Mal, dass wir einen Haftbefehl trotz gefährlich dünner Argumentation durchkriegen. Ich würde es lieber sehen, wenn Köhler unter unserer Kontrolle bliebe. Mit ›Gefahr im Verzug‹ könnten wir ihn zumindest für ein paar Tage aus dem Verkehr ziehen.«
Frank hatte einen Entschluss gefasst. »So machen wir es. Immerhin ist ja auch Engels noch nicht aufgetaucht. Wer weiß, ob der alte Mann nicht, unter Umständen sogar von Köhler selbst, irgendwo festgehalten wird. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Wir müssen Engels finden. Wir müssen auch auf den alten Hecker acht geben. Wer weiß, ob der Täter nicht noch versucht, sein Werk zu vollenden.« Er trank seinen Becher leer und schüttelte sich. »Bäh, schon ganz kalt.«
»Du meinst, Johannes Paul Hecker braucht Polizeischutz?« Ecki sah auf seinen Teebecher.
»Genau das meine ich.«
Ecki griff zum Telefonhörer. »Ich kümmere mich darum.«
Es klopfte, und nahezu im gleichen
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