Maskenball
wusste von nichts.«
Lisa legte ihren Kopf an seine Schulter. »Komm, vergiss mal Köhler, wenigstens für ein paar Stunden.« Sie fuhr mit ihrem Zeigefinger sanft an seinem Hals entlang. »Du arbeitest sowieso zu viel. Fahr in deine Wohnung, leg dich in die Badewanne und hör dich durch ein paar CDs. Dann geht es dir bestimmt gleich besser. Und denk an euren Auftritt in Niederkrüchten. Der ist ja auch bald. Das bringt dich auf andere Gedanken.«
Wieder fuhr der Finger an seinem Hals entlang. Frank bekam Gänsehaut. Gleichzeitig war er ein bisschen irritiert, Lisa klang schon ganz wie eine sorgende Mutter. »Jawohl, Mama, ich bin ein artiger Junge. Obwohl, eigentlich möchte ich lieber bei dir bleiben und mit dir kuscheln, meine kleine dicke werdende Mama.«
Lisa schlug Frank leicht auf den Unterarm und lachte. »Von wegen dick. Sieh dich mal an, ich weiß gar nicht, wer von uns schwangerer ist.«
Frank versuchte Lisa hoch zu heben, aber die machte sich absichtlich schwer. »Jaja, hast ja recht. Ich muss wirklich dringend was gegen meine Pfunde tun. Ecki ärgert mich auch schon mit seinen Sprüchen.«
»Frank, bitte, lass mich runter. Ich fühle mich heute wirklich nicht gut. Außerdem, was soll Herr Krüger von uns denken?«
»Was soll er schon denken? Dass wir uns lieben. Schließlich war er auch einmal jung. Das Gefühl dürfte ihm ja nicht unbekannt sein.«
An diesem Abend blieb Frank doch bei Lisa. Heinrich Krüger kam erst spät in Nacht von seinem Besuch zurück.
XX.
»Na, ausgeschlafen?« Ecki hatte gute Laune. Mit Schwung warf er seine Jacke auf den Kleiderhaken neben der Tür. »Dein Teddy liegt ja immer noch hier.«
»Das ist nicht mein Teddy. Das ist, ach, was rede ich überhaupt über das Ding.« Frank schenkte dem Stofftier einen abfälligen Seitenblick. »Heini kann das Ding wieder mitnehmen. Ist doch viel zu groß. Das Baby kriegt doch einen Schaden fürs Leben, wenn wir den Teddy ins Kinderzimmer stellen.« Frank schlug die erste Lokalseite der Westdeutschen Zeitung auf und fuhr mit dem Zeigefinger die Überschrift entlang. »Hier, hast du das gelesen? Polizei tritt auf der Stelle. Was geht in der Hardterwald-Klinik vor?« Frank sah Ecki an. »Möchte mal wissen, woher dieser Laumann seine Infos hat. Irgendwen im Präsidium muss er angezapft haben. Oder hast du mit ihm gesprochen?«
»Nee, kein Wort. Er hat gestern zwar angerufen, aber ich habe ihn an die Pressestelle verwiesen.«
»Wirtz hat ihm auch nichts gesagt. Ich habe ihn eben angerufen.«
»Dann habe ich keine Ahnung. Hat unser Freund Becks denn was in der RP geschrieben?«
»Ausnahmsweise mal nicht.«
»Und? Was steht denn nun in der WZ?« Ecki hatte sich an seinen Schreibtisch gesetzt und damit begonnen, seine Kugelschreiber, Bleistifte und einen Stapel Mappen zu ordnen. Als er mit dem Ergebnis zufrieden war, sah er Frank erwartungsvoll an.
»Nichts wirklich Dramatisches, viel Spekulation. Eigentlich steht überhaupt nichts Neues in dem Artikel.«
»Dann vergiss ihn.«
»Witzbold, du weißt doch selbst, dass spätestens heute Mittag wieder sämtliche Redaktionen anrufen und alles genau wissen wollen. Mich ärgert einfach, dass wir nicht weiterkommen.«
»Zuviel Ärger macht hässliche Falten.« Viola Kaumanns hatte beim Hereinkommen offenbar die letzten Worte mitgehört.
»Nur keine vorschnelle Freude, auch Sie werden alt.« Frank sah seine Kollegin provokativ grinsend an. Viola Kaumanns hatte an diesem Morgen auf ihr rotes Che-Guevara-T-Shirt verzichtet. Stattdessen trug sie ein dunkelgrünes Shirt mit dem Aufdruck »Lästerschwester«.
»Passt zu Ihnen: ›Lästerschwester‹. Sind Sie nicht ein bisschen alt für diese Art Wäsche?« Wäsche, er hatte wirklich Wäsche gesagt, dachte Frank und ärgerte sich über sein eigenes dummes Geschwätz.
Viola Kaumanns sah ihn abschätzend an. »Lieber Herr Borsch, wir können über alles reden. Aber meine Kleidung geht Sie nichts an. Ich mache mich ja auch nicht lustig über Ihre viel zu enge Jeans und die ausgelatschten Turnschuhe. So werden Sie Ihre Jugend bestimmt nicht konservieren können. Sie wirken eher wie ein ewig verklemmter Spießer, der sein Alter nicht akzeptieren will.« Viola Kaumanns strahlte Frank jetzt an.
Nicht schlecht, musste Frank sich eingestehen, die Frau hat wirklich ein lockeres Mundwerk. Aber er würde diese freche Göre schon noch kleinkriegen. Irgendwann würde sich dazu noch die passende Gelegenheit bieten. Er musste an Lisas Zettel denken, den
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