Maskenball
besser im Griff haben, werden Sie den wahren Mörder nie finden.«
Frank überhörte den Angriff. »Meine Kollegen überprüfen gerade sämtliche Todesfälle der vergangenen fünf Jahre auf Hinweise, die zu Ihrer Klinik führen könnten. Ich kann Ihnen jetzt schon verraten, dass es noch eine Menge Fragen an Sie gibt, Herr Doktor.«
Köhler zuckte nur mit den Schultern.
»Erzählen Sie mir von Ihren Studien.« Frank versuchte eine andere Taktik.
»Sie dürfen sich nicht aufregen, das ist ganz schlecht. Nervosität und Gereiztheit, keine gute Kombination beim Kombinieren.«
Frank versuchte, den ironischen Zug um Köhlers Mund zu übersehen. »Seit wann betreiben Sie diese Studien und zu welchem Zweck?«
Köhler drehte sich unvermittelt zu Frank um. »Seit fünf Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema. Aber da gibt es nicht viel zu erklären. Erstens werden Sie es nicht verstehen, und zum anderen unterliege ich der Schweigepflicht. Wenn das Ergebnis meiner Arbeit vorzeitig bekannt wird, bin ich meine Forschungsgelder los.« Köhler reckte sich auf seinem Stuhl und drückte den Rücken durch. »So ist das nun mal, wenn man mit der Industrie zusammenarbeitet und auf die finanzielle Unterstützung aus der Wirtschaft angewiesen ist. Die Zeiten ändern sich. Das Wohl der Forschung ist heutzutage gekoppelt an Umsatz und Rendite, mit der Freiheit des Geistes hat das nur noch wenig gemein. Kann ich jetzt gehen? Ich habe Ihnen alles erzählt.«
Köhlers lässige Art brachte Frank fast zur Weißglut. Er musste sich beherrschen, um nicht loszubrüllen und zwang sich, freundlich zu bleiben. »Sie erforschen den Zusammenhang von Klinikaufenthalt und Veränderung der Selbstwahrnehmung der Patienten. Welche Medikamente setzen Sie dabei ein? Und gibt es Nebenwirkungen dieser Präparate? Haben diese Medikamente womöglich unkalkulierbare Nebenwirkungen?«
»Herr Kommissar«, Köhler klang jetzt fast väterlich, »wie kommen Sie auf solche Vermutungen? Sie zitieren doch nur irgendwelche Klischees, statt mich mit harten Fakten zu konfrontieren.« Köhler wollte sich wieder zum Fenster drehen, hielt aber inne. »Nein, Herr Borsch. Meine Medikamente haben keine Nebenwirkungen, und ich musste auch keine unliebsamen Zeugen irgendwelcher gemeiner krimineller Machenschaften oder teuflischer Menschenexperimenten beseitigen. Verhoeven und Breuer waren meine Patienten und sind umgebracht worden. Das sind Fakten. Aber ich habe sie nicht getötet und auch nicht versucht, Hecker umzubringen. Auch das ist Fakt. Und nun lassen Sie mich bitte gehen, ich möchte mich wieder um meine Arbeit kümmern, Herr Kommissar. Suchen Sie Ihren Mörder anderswo.«
Frank wusste, dass er ihn würde gehen lassen müssen. Einen wirklichen Beweis für Köhlers Schuld hatte er nicht. Aber er wollte auch nicht vorschnell aufgeben. »Sagen Sie, warum haben Sie angegeben, dass Sie auf dem Weg an die Küste nach Ihrer Familie sehen wollten, dort aber gar nicht aufgetaucht sind?«
»Auch wenn es Sie nichts angeht, ich habe mich einfach kurzfristig anders entschieden. Reicht das?«
»Nein.«
»Sie sind wütend, Herr Kommissar. Wut ist ein schlechter Ratgeber. Glauben Sie mir, schlechte Gefühle bringen Sie nicht weiter. Sie müssen ruhiger werden, Herr Borsch. Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, Herr Kommissar, dann sollten Sie etwas für Ihr Wohlbefinden und Ihr inneres Gleichgewicht tun. Sonst werden Sie nicht alt. Sie müssen lernen, mit Ihren Gefühlen umzugehen. Haben Sie Familie, Herr Kommissar?« Köhler beugte sich vertrauensvoll vor und war jetzt ganz behandelnder Arzt.
»Warum haben Sie Ihre Frau nicht angerufen? Sie macht sich Sorgen um Sie. Und wollen Sie Ihren Sohn nicht sehen? Er braucht Sie. Was ist passiert, dass Sie sie doch nicht sehen wollten? Wo waren Sie stattdessen? Köhler, wo haben Sie sich in den vergangenen Tagen versteckt? Und warum? Sie müssen doch zugeben, dass Ihr Verhalten höchst merkwürdig, wenn nicht sogar äußerst verdächtig ist.«
»Wie gesagt, ich wollte meine Familie nicht beunruhigen. Und, um es ganz deutlich zu sagen, wie ich mit meiner Familie umgehe und wie das Verhältnis zu meinem Sohn ist, das geht Sie überhaupt nichts an. Ich bin es satt, von Ihnen weiter so drangsaliert zu werden.«
»Jetzt reichts, Köhler. Ich werde dafür sorgen, dass Sie in Untersuchungshaft gehen. Ich spreche gleich mit dem Staatsanwalt, und dann sehen wir uns vor der Untersuchungsrichterin wieder. Und ich kann Ihnen versprechen, sie hat
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