Maskenball
kommen gerne. Aber wann, das weiß ich noch nicht.« Frank überlegte kurz. »Das soll jetzt nicht wie eine Absage klingen, aber ich muss auch ein bisschen Rücksicht auf Lisa nehmen. Sie kann ja jetzt nicht mehr so ohne weiteres irgendwo hin.«
Schrievers zog die Augenbrauen hoch. »Sie ist doch nur schwanger.«
»Eben.«
»Ja, aber das bedeutet doch nicht, dass sie krank ist, Frank!«
»Na, man kann nie wissen. Lisa muss sich schonen.«
»Man merkt, dass du zum ersten Mal Vater wirst. Früher sind die Frauen noch bis zum Tag der Geburt aufs Feld gegangen und haben hart gearbeitet. Und nach der Geburt waren sie dann wieder direkt draußen.«
»Jaja, früher. Da sind die Frauen auch noch im Wochenbett gestorben. Nee, lieber Heinz-Jürgen, besser kein Risiko eingehen.«
Schrievers sagte nichts und schüttelte nur den Kopf.
»Nimms nicht persönlich, Heinz-Jürgen. Der ist im Moment nicht ganz zurechnungsfähig.« Ecki drehte seinen Kopf ein Stück zur Seite und machte mit einer Hand Scheibenwischerbewegungen vor seinem Gesicht und grinste dabei.
Schrievers grüßte wortlos und verließ schlurfend das Büro. Eckis Solidaritätsbekundung hatte ihm nicht wirklich über seine Enttäuschung hinweghelfen können.
»Warum gibst du ihm so einen Korb, Frank? Schrievers ist doch ein netter Kerl. Und er hat doch recht. Wann haben wir das letzte Mal mit Gertrud und Heini zusammengesessen? Das ist doch schon eine Ewigkeit her. Außerdem kocht Gertrud hervorragend. Ich liebe ihre Eintöpfe.«
»Mag sein. Aber ich weiß genau, was dahinter steckt.«
»Und?«
»Gertrud und Heini wollen mit uns eine Senioren-WG aufmachen. Auf einem Bauernhof, am liebsten. Mit Rundumbetreuung.«
»Und, was ist daran so schlimm?« Ecki sah seinen Freund mit einer Mischung aus Spott und Unverständnis an.
»Hallo? Ich bin doch noch keine fünfzig und soll mir jetzt schon einen Platz zum Altwerden suchen? Ich glaubs nicht. Außerdem werde ich bald Vater. Da denke ich doch noch nicht übers Altersheim nach. Ecki, das musst du doch verstehen!«
»Es ist nie zu früh, Herr Borsch.«
Frank fuhr herum. Viola Kaumanns hatte das Büro betreten, ohne das Frank es bemerkt hatte.
»Na, wenn es um das Alter geht.« Ihre grünen Augen blitzten spitzbübisch, als sie ihm eine Broschüre hinhielt. »Da, habe ich extra für Sie mitgenommen, als ich in meiner Apotheke war.«
Ecki warf nur einen kurzen Blick auf das schmale Heft und brach dann in schallendes Gelächter aus. »Die Rentner-Bravo.«
»Was?«
»Na, die Apothekenumschau, die Rentner-Bravo.«
»Was soll das?« Frank drehte das Heft hin und her. »Seniorenratgeber« stand auf dem Titel, der eine fast weißhaarige Frau zeigte, die in sportlicher weißer Bluse und in Jeans auf einem Ledersofa saß, vor sich auf dem niedrigen Tisch ein aufgeklapptes Laptop.
»Ich dachte nur, da stecken ein paar gute Tipps drin.« Viola Kaumanns zeigte beim Lesen breit grinsend auf den Titel. »Lust auf Neues. Lebenslang lernen. Was ist Heimat? Vier Leser geben eine persönliche Antwort. Mit vielen Rätseln.«
»Hören Sie, Frau Kaumanns, ich weiß nicht, warum Sie meinen, Sie müssten mich ständig mit der Nase auf mein Alter stoßen. Finden Sie das lustig?«
Viola Kaumanns lief im Gesicht rot an. Aber sie ließ sich ihren Ärger über Franks schulmeisterliche Art nicht anmerken. »Mein Gott, Herr Borsch, ich wollte nur einen kleinen Scherz machen, nichts weiter. Und schließlich ist Karneval. Ich muss Ecki wohl falsch verstanden haben, als er Sie mir als lockeren und lustigen Typen beschrieben hat.« Sie straffte sich und streckte die Hand aus. »Kann ich bitte das Heft zurück haben? Ich will es meinen Eltern mitbringen.«
Frank gab ihr die Apothekenzeitschrift. »Na ja, Karneval. Ich verstehe. Haben Sie trotzdem an Ihren Listen arbeiten können?«
Ecki seufzte im Hintergrund. Er hatte die ganze Zeit die Luft angehalten. Frank konnte aber auch ätzend sein.
»Natürlich, Herr Borsch, ich sitze bis über beide Ohren in der Arbeit. Wenn Herr Paulert mir nicht helfen würde, wäre ich nächstes Jahr noch nicht fertig. Aber ein wirkliches Ergebnis kann ich Ihnen noch nicht präsentieren. Tut mir leid.« Sie sah zu Ecki hinüber, der ihr verständnisvoll zunickte.
»Na, dann lassen Sie sich nicht aufhalten.« Frank ärgerte sich, dass ihm sein Tonfall eine Spur zu väterlich geraten war. »Und viel Glück.«
Als Viola Kaumanns den Raum verlassen hatte, sah Ecki seinen Freund direkt an und wiederholte
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