Maskenball
seine Scheibenwischerbewegung von vorhin. »Tickst du nicht sauber? Was sollte das? Das wievielte Mal ist das schon, dass du die Kollegin anmachst?«
»Entschuldige bitte, von ›anmachen‹ kann ja nun wirklich nicht die Rede sein. Ich finde es nur blöd, dass sie immerzu solche Sprüche ablässt. Das steht ihr nicht zu, so über mein Alter herzuziehen. Weder dienstgradmäßig, noch so. Dazu kennen wir uns überhaupt nicht gut genug.«
»Möchtest du sie denn näher kennenlernen?« Eckis Frage klang irgendwie listig.
»Quatsch, Ecki. Das junge Ding ist nun mal überhaupt nicht mein Fall. Wie kommst du überhaupt darauf?«
»Och, nur so.« Ecki sah Frank vielsagend an.
»Du spinnst. Konzentriere dich lieber auf deine Arbeit, statt solche dummen Theorien in die Welt zu setzen.«
»Jaja, schon gut. Welche Theorien meinst du eigentlich?«
Frank drückte seine Nase in Lisas Kissen und atmete tief ein. Der Baumwollbezug war warm und roch nach ihrer Haut. Wäre doch die ganze Welt ein einziger warmer Kissenbezug! Er war froh, endlich neben ihr liegen zu können. Er fühlte sich zufrieden und schwer. Zärtlich legte er seinen Arm über ihren Bauch. »Ich kann schon etwas fühlen. Es bewegt sich.«
Lisa drehte sich langsam zu ihm und küsste seine Nasenspitze. »Es ist dein Kind, das du da spürst, mein Kommissar.«
»Unser Kind, und es wird bestimmt das schönste Kind auf der Welt.«
»Mindestens, denn ich bin die Mutter.«
Frank lachte leise und streichelte sanft ihre Wange. »Gib bloß nicht so an. Erinnere dich an meine Babyfotos. Da kannst du sehen, dass ich für seine Schönheit verantwortlich bin.« Frank drückte ihren Kopf an seine Brust. »Ich bin so glücklich, Lisa. Ich liebe dich.«
Ihre Augen waren sanft und voller Zärtlichkeit. »Ich dich auch, Borsch. Ich dich auch.« Lisa drehte sich langsam auf den Rücken und ächzte leise. »Oh, Mann, so ist es besser.«
Frank sah seine Freundin besorgt an. »Ist alles okay?«
»Alles okay, es ist nur, ich werde langsam rund, und dann liegt es sich nicht mehr so leicht auf der Seite. Ich komme mir schon vor wie eine pralle Leberwurst.« Lisa kicherte leise.
»Auf jeden Fall bist du die schönste Leberwurst, ich meine, Schwangere, die ich kenne.«
»Borsch, du bist ein gemeiner Hund.« Sie stupste ihn.
»Aua.«
»Männer sind so wehleidig. Hoffentlich bekommen wir eine Tochter. Frauen sind einfach härter. Ich kenne da ein englisches Sprichwort: Frauen sind wie Teebeutel – erst wenn es heiß wird, merken sie, wie stark sie sind.«
»Du und deine Sprüche. Hauptsache, das Kind ist gesund.«
Lisa nahm seine Hand und drückte sie fest. »Natürlich. Erzähl mir lieber, wie dein Tag heute war.«
»Beschissen. Dieser Dr. Köhler ist weiter auf der Flucht. Verhoevens Sohn ist wie vom Erdboden verschwunden. Er ist auf der Insel nirgends aufzutreiben und sitzt sicher irgendwo ganz in der Nähe warm und trocken und reibt sich die Hände. Und dann ist zu allem Übel ja auch noch Karneval. Das ganze Präsidium dreht am Rad, einschließlich Ecki. Egal, wen du anrufen willst, niemand ist im Büro, entweder haben die Kollegen dienstfrei oder sind im Urlaub. Und Samstag haben wir den Auftritt in Niederkrüchten. Zu allem Übel sitzt mir auch noch die Presse im Nacken. Die Senioren in dieser Stadt sind angeblich in heller Aufregung. Die Angst vor dem Rentnerkiller geht um.«
»Gibts denn nichts Neues aus der Hardterwald-Klinik? Oder von Bean? Etwas muss doch schließlich bei eurer Arbeit herauskommen.«
»Lieb, dass du dir solche Gedanken machst.« Frank schnaubte ärgerlich. »Bean, von dem habe ich seit Tagen nichts mehr gehört. Der hockt angeblich mit seiner Viola Kaumanns über den Listen mit den Todesfallen der Leute über sechzig. Aber vermutlich verbringt er die halbe Zeit damit, seiner Kollegin schöne Augen zu machen.«
»Sei nicht so ungerecht mit ihm. Du weißt selbst, wie mühsam solch eine Arbeit sein kann. Sei doch froh, dass die beiden sich die Mühe machen.«
»Ja ja ja, schon gut. Es ist nur …« Er zögerte.
»Was ist, nur?«
»Diese Kaumanns geht mir auf die Nerven.«
»Warum?«
Die Wendung des Gespräches war Frank peinlich. »Na ja, sie reitet ständig auf meinem Alter herum.«
»Was meinst du?«
»Sie hat mir heute einen Seniorenratgeber aus der Apotheke mitgebracht. Die spinnt doch. Was bildet die sich ein?«
»War doch bestimmt nur ein Scherz unter Kollegen.«
»Von wegen, Scherz. Und außerdem muss sich das Greenhorn die
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