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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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gehört das Wohnhaus hier. Hecker war«, Steven verbesserte sich, »Hecker ist einer meiner Mieter. Wissen Sie schon, wie es ihm geht?«
    Frank musterte den Mann aufmerksam. Der Mann mochte gegen Ende vierzig sein und hatte eine kräftige Statur. Nach Franks Einschätzung trug der Bäcker deutlich zu viele Kilos mit sich herum. Ein wohl genährter Handwerker, der seinen Berufsstand auch äußerlich ansehnlich zur Schau trug, dachte Frank. Steven trug über einer karierten Hose eine eng anliegende weiße Jacke. Seine Füße steckten in bequemen Sandalen. Frank und Ecki stellten sich vor und baten Steven in Heckers Wohnungsflur.
    »Was wissen Sie über Herrn Hecker? Hat er Angehörige? Seit wann lebt er bei Ihnen im Haus?« Ecki hatte schon sein Notizbuch gezückt.
    »Herr Hecker wohnt schon, glaube ich, seit dreißig Jahren bei uns im Haus. Meine Eltern haben schon an ihn vermietet. Er ist alleinstehend. Herr Hecker hat immer pünktlich seine Miete bezahlt. Wir haben all die Jahre keine Probleme mit ihm gehabt.«
    »Alleinstehend, sagen Sie? Hat Herr Hecker oft Besuch gehabt?«
    »Soweit ich weiß, selten. Er hat sehr zurückgezogen gelebt.« Steven versuchte, einen Blick in Heckers Wohnzimmer zu werfen. »Es riecht nach Brennspiritus. Brennspiritus zum Grillanzünden.«
    »Woher wissen Sie das so genau?«, wunderte sich Frank.
    »Ich bin seit mehr als dreißig Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, müssen Sie wissen. Da hat man mit den Jahren so seine Erfahrungen mit Brandbeschleunigern.« Steven fuhr sich mit einer Hand über sein schütteres Haar. »Ich mache mir wirklich Sorgen um Herrn Hecker. Er ist ein sehr angenehmer Mieter, wissen Sie. Das ist heutzutage wirklich nicht leicht, gute Mieter zu bekommen.«
    »Aber Sie haben nichts mitbekommen, diese Nacht? Keinen Streit oder Ähnliches?«
    »Nein, überhaupt nicht.« Steven sah auf seine Armbanduhr. »Ich bin von einem Feuerwehrkameraden angerufen worden. Aber da kamen auch schon Ihre Kollegen und der Rettungswagen. Normalerweise fange ich um diese Uhrzeit mit meiner Arbeit an. Sagen Sie, wann kann ich in die Wohnung? Wir müssen die angekohlten Textilien entsorgen, sonst kriegen wir den Gestank nie hier raus.«
    Frank zog die Augenbrauen hoch. »Ich fürchte, das wird noch ein Weile dauern. Erst muss die Spurensicherung mit der Arbeit fertig sein. Und dann müssen wir den Tatort frei geben. Wann das ist, kann ich Ihnen nicht sagen. Das kann, wie gesagt, noch dauern.«
    »Mir fällt ein, Herr Steven«, Ecki schaltete sich wieder in das Gespräch ein, »war Ihr Mieter in jüngster Zeit krank? War er in ärztlicher Behandlung. Möglicherweise im Krankenhaus?«
    Wilfried Steven sah verwundert von einem zum anderen. »Nein, nicht dass ich wüsste. Warum fragen Sie?«
    »Nur so. Sagen Sie, was hat …«, Ecki blätterte in seinen Aufzeichnungen, »was hat Johannes Paul Hecker eigentlich früher gemacht? Was war er von Beruf?«
    »Hecker hat als Schuster gearbeitet. Zuerst in einer kleinen Fabrik in Uedem und später in einer Werkstatt in Lobberich.«
    »Schuster, hm. Hat Herr Hecker Kinder?«
    »Nein, hat er nicht. Seine Frau und er haben sich, soviel ich weiß, immer welche gewünscht. Aber es hat wohl nie geklappt. Seine Frau ist schon ein paar Jahre tot. Ich glaube, sie hat sehr darunter gelitten, dass sie ohne Nachkommen sterben musste.«
    »Liest Herr Hecker gerne?« Ecki schrieb eifrig in sein schmales Büchlein.
    »Ich weiß nicht. Was meinen Sie?« Steven schien Eckis Frage zu verwirren.
    »Ich meine, liest Herr Hecker gerne in Gedichtbänden?«
    »Das weiß ich nicht. Wie gesagt, er lebt sehr zurückgezogen. Über seine Lesegewohnheiten weiß ich nun wirklich nichts. Eigentlich kenne ich Herrn Hecker nur als unbescholtenen Mieter, der pünktlich seine Miete überweist.«
    »Schlimm genug.«
    »Bitte? Ich verstehe nicht.«
    »Schon gut.« Ecki sah Frank an. »Ich glaube, wir können Herrn Steven jetzt in seine Backstube entlassen. Sonst sind die Brötchen nicht rechtzeitig gar. Was meinst du?«
    Frank nickte. »Im Moment brauchen wir Sie nicht mehr. Die Kollegen informieren Sie, wenn sie mit der Arbeit hier fertig sind. Komm Ecki, lass uns fahren. Wir haben noch eine Menge Arbeit. Auf Wiedersehen, Herr Steven, Sie hören bestimmt noch von uns.«
    Unten auf der Straße war mittlerweile wieder Ruhe eingekehrt. Die Nachbarn waren in ihren Häusern verschwunden, auch der Rettungswagen war abgezogen worden. Nur der Streifenwagen und der VW-Transporter der

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