MASKENBALL UM MITTERNACHT
dieses atemlose Sehnen, das wie eine Spirale in ihr aufstieg, bis sie glaubte zu vergehen.
In seinen Augen entdeckte sie eine Fülle von Empfindungen, die offenbar mit ähnlicher Macht in ihm tobten. Jäh wandte er sich ab und atmete tief. Auch Callie richtete den Blick zur Seite und bemühte sich, eine gleichmütige Miene aufzusetzen, um zu verbergen, wie deutlich ihre Gefühle ihr ins Gesicht geschrieben waren.
„Hier ist die Abzweigung in den Park“, sagte Bromwell unvermutet und klang irgendwie erleichtert.
Callie nickte. Die Ausflügler bogen in den Park ein. Die Landschaft zog sich sanft wogend in die Ferne. Kein Haus war in Sicht, nur weites Land; eingerahmt von Baumgruppen und Sträuchern, zog es sich hügelan bis zu einer Bergkuppe. Keine grünen Wiesen wie im Frühling, sondern die kahlen braunen Äste der Laubbäume ragten in den blassblauen Winterhimmel, und nur Eiben und Lärchen leuchteten wie grüne Farbtupfer. Und dennoch: Die Wintersonne tauchte dieses friedliche Bild unberührter Natur in bleiches Licht und zauberte eine märchenhafte Landschaftsidylle, deren Schönheit durch ein Rudel Rehe am Waldrand vollendet wurde. Die Tiere hoben die Köpfe und äugten zu den Reitern herüber, bevor sie die Flucht ergriffen.
Mit einem herausfordernden Blick zu Bromwell bohrte Callie ihre Stiefelabsätze in die Flanken der Stute, die augenblicklich im Galopp davonsprengte, als habe sie nur darauf gewartet, endlich losstürmen zu dürfen. Bromwell stieß einen Jubelschrei aus und nahm die Verfolgung auf. Beide Reiter jagten den Weg entlang und ließen ihre Gesellschaft weit hinter sich.
Callie genoss den frischen Wind, der ihr ins Gesicht fuhr und an den Haaren zerrte, und freute sich an der Kraft des edlen Pferdes unter ihr. Die wilde Jagd über Stock und Stein vermittelte ihr ein jauchzendes Hochgefühl. Der Wind riss ihr den flotten Jägerhut vom Kopf, der wirbelnd durch die Luft flog und im welken Gras landete. Callie lachte nur, hatte keine Lust anzuhalten.
Bromwell holte auf, und obwohl sie die Stute anspornte, ihr Bestes zu geben, überholte er sie mit einem verwegenen Lächeln und ritt eine Weile vor ihr her. Dann zügelte er seinen Wallach, ließ ihn im Trab und bald im Schritt gehen. Und Callie tat es ihm gleich. Sie hatten die Gruppe weit hinter sich gelassen, die nun in der Talmulde ihren Blicken entzogen war. Und Callie war froh um den Sichtschutz, da Bromwell sein Pferd wendete und zu ihr zurückritt. Bei ihr angekommen, beugte er sich unvermutet aus dem Sattel, schlang einen Arm um ihre Mitte, zog sie hoch und setzte sie vor sich seitlich in den Sattel.
Den anderen Arm schlang er um ihren Rücken, um ihr Halt zu geben. Callie war zu verdutzt, um sich zu wehren. Seine Hand strich über ihre Wange und grub sich in ihr Haar. Seine Brust hob und senkte sich schnell unter seinen heftigen Atemzügen. Er sagte nichts, doch seine Absicht stand ihm deutlich ins Gesicht und in die funkelnden Augen geschrieben.
Mit fliegendem Atem hob Callie ihm ihr Gesicht entgegen. Einen langen Moment verharrten beide reglos, die glühenden Blicke ineinander versenkt. Und dann legte sich sein Mund auf den ihren.
Feuer flammte in Callie auf, drohte sie zu versengen. Sie erbebte in seinen Armen, vor Sehnsucht fiebernd, sein Mund stillte ihren Hunger und verstärkte ihn gleichzeitig. Callie grub ihre Finger in sein Nackenhaar, zog ihn näher an sich. Stöhnend drängte er seine Lippen zwischen die ihren. Er küsste sie, bis sie glaubte, die Sinne würden ihr schwinden.
„Callie … Callie“, raunte er, löste sich widerstrebend von ihrem Mund; seine Lippen hauchten sanfte Küsse an ihre Wange, während seine Hand zärtlich ihren Rücken nach unten strich. „Danach habe ich mich schon den ganzen Tag gesehnt. Gütiger Himmel, danach sehne ich mich seit zwei Wochen.“
Callie lachte leise und barg ihr Gesicht an seiner Schulter. „Ich mich auch.“
Seine Antwort war ein tiefes Stöhnen; er presste sie enger an sich, und sie glaubte, seinem Körper entströme noch glühendere Hitze. Er küsste sie wieder, und seine Hand tastete sich seitlich zu ihrem Mieder.
Doch dann hob er den Kopf. „Wir müssen aufhören. Die anderen holen uns bald ein.“
Er zögerte. Seine Augen verdunkelten sich, und einen Moment glaubte Callie, er wolle sich über seine eigene Warnung hinwegsetzen, doch dann wandte er leise fluchend das Gesicht ab. Nach einem letzten heftigen Kuss ließ er sie von seinem Schoß gleiten, stellte sie auf
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