MASKENBALL UM MITTERNACHT
die Erde und schwang sich aus dem Sattel. „Wir müssen Ihren Hut suchen.“
„Mmm“, stimmte Callie halb betäubt zu. Es fiel ihr schwer, an etwas anderes zu denken als an das Prickeln ihrer geschwollenen Lippen, das seltsam schwere Sehnen in ihrem Busen … das drängende Pulsieren zwischen ihren Schenkeln.
Sie blickte zu ihm auf, und Bromwell stockte der Atem. Ihr Gesicht war gerötet, ihre Lippen rosig und feucht, ihre dunkelbraunen Augen glühten fiebrig. Eine Haarlocke hatte sich gelöst und kringelte sich an ihrer Wange. Das Bild einer Frau, die im Liebesspiel unterbrochen worden war. Das Verlangen in ihm bäumte sich auf wie ein wildes Tier.
Einen Augenblick lang konnte er nicht sprechen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, und schließlich stieß er zwischen den Zähnen hervor: „Callie, sehen Sie mich nicht so an, sonst verliere ich das letzte bisschen Verstand, das ich noch habe.“
Blinzelnd verdrängte Callie ihren sinnlichen Tagtraum. Ihr Blick schärfte sich, ihre Lippen kräuselten sich zu einem aufreizenden Lächeln. Dann wandte sie sich ab, glättete den Rock ihres Kostüms und nahm die Zügel der Stute auf.
Gemeinsam schlenderten sie den Weg zurück, den sie entlanggaloppiert waren, und schwiegen. Beide waren sich deutlich bewusst, was soeben geschehen war. Das sinnliche Verlangen, das ihr Blut in Wallung gebracht hatte, war zu mächtig, um ein beiläufiges Gespräch zu führen. Callie nestelte an ihrem Haar, versuchte, lose Strähnen festzustecken, und Bromwell nahm ihr die Zügel ab, damit sie beide Hände benutzen konnte. Dabei streiften seine Finger die ihren, und bei dieser flüchtigen Berührung flammte die Glut zwischen ihnen wieder auf.
Als sie die Hügelkuppe erreichten, entdeckten sie die Gesellschaft in der Ferne, die an einer windgeschützten Stelle am Waldrand Halt gemacht hatte. Kutscher und Stallbursche hoben einen Picknickkorb von der Gepäckablage des Landauers.
Callie atmete erleichtert auf, dass ihr noch ein paar Minuten gegönnt waren, um sich zu fassen, bevor sie musternden Blicken ausgesetzt wäre. Gleich darauf entdeckte sie ihren Hut im Gras, den Bromwell aufhob und ihr mit einer schwungvollen Geste reichte.
„Ist mein Haar einigermaßen in Ordnung?“, fragte sie bang, als sie die lange Nadel fand, die gottlob noch im Hut steckte. Sie befestigte das kecke Gebilde im Haar und zog den kurzen feinen Schleier in die Stirn.
„Sie sehen entzückend aus“, antwortete er zärtlich lächelnd.
„Sehen Sie mich nicht so an“, tadelte sie und erwiderte sein Lächeln. „Man wird mit Sicherheit wilde Spekulationen anstellen, was wir getan haben könnten.“
„Vermutlich schöpft man Verdacht. Aber wir waren nicht lange genug weg, um viel angestellt zu haben. Und ich kann Ihnen versichern, weder meine Schwester noch mein Vetter werden ein Wort darüber verlieren.“
„Francesca und die Radbournes reden auch nicht darüber“, ergänzte Callie. „Und Mr. Swanson ist so sehr in Ihre Schwester verschossen, dass er wohl kaum etwas bemerkt hat.“
Er lachte leise. „Vermutlich haben Sie recht. Wäre nur noch Miss Swanson, die wohl noch zu jung und naiv ist, um sich etwas dabei zu denken.“
Sie setzten ihren Weg schweigend fort, bis Bromwell wieder das Wort ergriff. „Ich hoffe sehr, Sie halten mich nicht für einen Tölpel ohne Manieren. Normalerweise neige ich nicht dazu, junge Damen aus dem Sattel zu zerren.“
„Ach ja?“, murmelte sie und warf ihm einen verstohlenen Seitenblick zu. „Ich hatte allerdings den Eindruck, Sie hätten Übung darin.“
Um seine Mundwinkel zuckte ein Anflug von Belustigung. „Sie sind ein unartiges Mädchen. Ich versuche, mich gebührend bei Ihnen zu entschuldigen.“
„Das ist nicht nötig. Ich … ehm … war ja nicht ganz unbeteiligt.“ Callie brachte es nicht über sich, ihm direkt ins Gesicht zu sehen. Ihre Wangen glühten ohnehin schon vor Verlegenheit.
Er sah sie erstaunt an, und sie hob den Blick. Seine markanten Wangenknochen waren gerötet, und Callie dachte zunächst, ihre Worte hätten ihn in Verlegenheit gebracht, doch dann bemerkte sie den Glanz in seinen Augen und wusste, dass sie erneut sein Verlangen geweckt hatte.
„Teuerste Lady Calandra …“, murmelte er. „Sie machen aus mir noch einen Hanswurst.“
„Ich?“, fragte Callie verdutzt. „Wie käme ich dazu?“
„In Ihrer Nähe bin ich ständig drauf und dran …“ Er stockte.
„Was denn?“, fragte Callie verwirrt.
„Bin ich ständig
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