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MASKENBALL UM MITTERNACHT

MASKENBALL UM MITTERNACHT

Titel: MASKENBALL UM MITTERNACHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CANDACE CAMP
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liebte ihn über alles. Also gab unser Stallmeister mir Reitunterricht und später mein Bruder Sinclair.“ Sie wandte sich Bromwell zu. „Deshalb ist mein Bruder so … fürsorglich mit mir. In vieler Hinsicht war er mir Vater und Bruder zugleich, und es fällt ihm schwer, die Rolle des Beschützers abzulegen.“
    „Ich mache Ihrem Bruder keinen Vorwurf, seine Schwester zu beschützen“, antwortete Bromwell. „Dafür habe ich Verständnis, denn auch ich tue alles, um meine Schwester zu beschützen.“
    Während seiner Rede wanderte sein Blick zu Daphne hinüber, die auf dem breiten Feldweg, den sie erreicht hatten, immer noch neben dem offenen Landauer herritt. Sie lachte über eine offenbar witzige Bemerkung von Mr. Swanson, den Kopf in den Nacken gelegt. Ihr schwarzes strenges Reitkostüm ohne Zierrat betonte ihren südländischen dunklen Typ vortrefflich. Nun beugte Lady Daphne sich aus dem Sattel und klopfte Mr. Swanson vertraulich auf die Schulter. Der junge Mann errötete bis zu den Wurzeln seiner sandfarbenen Haare, während seine Schwester ein verdrießliches Gesicht zog. Gideon, der seinen Mitreisenden keine Beachtung schenkte, kritzelte etwas in ein schwarz gebundenes Notizbuch.
    Callie, die so manche Geschichten über Lord Radbournes Missachtung gesellschaftlicher Gepflogenheiten gehört hatte, verkniff sich ein Lächeln und wandte sich wieder ihrem Begleiter zu, dessen Stirn sich verdüstert hatte.
    „Viele Leute verkennen Lady Daphne“, erklärte er nun. „Dabei hat sie ein überaus warmherziges und lebhaftes Naturell.“
    „Sie scheint sehr freundlich zu sein“, bestätigte Callie, die nicht recht wusste, was sie sagen sollte. „Und sie ist sehr schön.“
    „Ja. Darauf ist sie auch sehr stolz. Aber sie hat unter ihrer Schönheit auch viel zu leiden gehabt. Frauen sind oftmals neidisch und … scheuen sich, Freundschaft mit ihr zu schließen.“
    Callie rief sich die wenig schmeichelhaften Bemerkungen Francescas über Lady Swithington ins Gedächtnis. War der schlechte Ruf, den die Dame genoss, durch Missgunst übertrieben? Verzerrt? Flirtete sie nur gern? Callie wusste, wie rasch man sich die Kritik des ton zuziehen konnte. Und eine schöne Frau gab zu Eifersüchteleien Anlass, zumal bei Geschlechtsgenossinnen, die von der Natur weniger begünstigt waren.
    Andererseits mochten Bromwells Worte auch als Verteidigungsrede eines liebenden Bruders zu werten sein. Liebe machte Menschen häufig blind für die Fehler anderer. Und immer wieder tauchte Daphnes hasserfüllter Blick vor Callies innerem Auge auf. Was hatte er zu bedeuten? Jedenfalls stand er im krassen Gegensatz zu ihren liebenswürdigen schmeichelhaften Worten und dem honigsüßen Lächeln, die sie Callie zugedacht hatte.
    Wo immer auch die Wahrheit liegen mochte, Callie respektierte Bromwells Loyalität.
    „Haben Sie noch mehr Geschwister?“, fragte sie.
    „Nein. Wir beide wuchsen gemeinsam auf und standen einander sehr nahe. Mein Vater war der Meinung, die Kinder aus der Nachbarschaft seien uns nicht ebenbürtig und kein guter Umgang. Und die Kinder adeliger Familien wohnten zu weit entfernt, um Freundschaft mit ihnen zu schließen. Meine Schwester ist ein paar Jahre älter als ich …“ Er zwinkerte Callie scherzhaft zu. „Wobei ich mich hüten würde, eine diesbezügliche Bemerkung in ihrer Gegenwart zu machen. Jedenfalls war ich durch den Altersunterschied kein wirklicher Spielgefährte für sie, und außerdem musste sie ständig auf mich aufpassen. Später, als ich sieben oder acht war, interessierte sie sich mehr für hübsche Kleider und Frisuren, als mit mir Käfer und Schmetterlinge im Garten zu sammeln. Als ich elf wurde, hatte sie ihr Debüt in London und heiratete kurz darauf.“
    „Das klingt, als seien Sie häufig allein gewesen.“
    Er nickte. „Ja, ziemlich oft. Aber das störte mich nicht, ich war immer schon ein Einzelgänger.“
    „Ich hatte zwar auch keine gleichaltrigen Spielkameraden, aber ich verbrachte viel Zeit mit unserer Dienerschaft und meiner Kinderfrau, mit der Köchin, den Stubenmädchen. Meine Großmutter rümpfte häufig die Nase darüber.“
    „Ihre Mutter vermutlich auch, nehme ich an“, stellte Bromwell fest.
    Callie zog die Schultern hoch. „Meine Mutter beschäftigte sich nicht sehr mit meiner Erziehung.“
    Er sah sie verblüfft an. „War sie lieblos?“ Nach kurzem Überlegen fügte er hinzu: „Tut mir leid, das sollte ich nicht fragen.“
    „Nein, nein, seien Sie unbesorgt. Es

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