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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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sorgenvollem Blick an. »Herr Kommissar, ich mache mir Sorgen. Bis zu Ihrem Besuch habe ich gedacht, dass Helmut einfach Ruhe brauchte und sich deshalb noch nicht gemeldet hat.«
    »Haben Sie denn keine Ahnung, wohin er wollte? An die holländische oder deutsche Nordsee?«
    »Er wollte an die See fahren. Irgendwo oben in die Nähe von Zierikzee. Das hat er mir gesagt. Nur nicht, wo genau. Er wollte sich in aller Ruhe eine Pension oder ein Hotel suchen.«
    »Mitten im Winter? Wer fährt schon mitten im Winter an die See?« Ecki schüttelte den Kopf.
    »Herbert mag das raue Klima am Meer. Er fotografiert gerne. Wind und Regen machen ihm nichts aus.«
    Frank sah auf seine Uhr. Wenn sie sich beeilten, konnten sie noch kurz zur Hardterwald-Klinik fahren. »Frau Köhler, machen Sie sich keine allzu großen Sorgen. Ihr Mann wird sich bei Ihnen melden. Da bin ich mir ganz sicher. Wir wollten Sie mit unserem Besuch nicht beunruhigen. Bitte informieren Sie uns, sobald Sie Kontakt zu ihm haben. Und vielen Dank für den Tee.«
    Astrid Köhler setzte ihren Sohn wieder in den Hochstuhl und begleitete die Polizeibeamten zur Tür. Als die beiden Ermittler mit ihrem silbergrauen Ford davonfuhren, ging sie ins Wohnzimmer und nahm das schnurlose Telefon in die Hand, das auf dem Couchtisch lag. Hastig tippte sie eine Nummer ein und wartete ungeduldig auf eine Reaktion am anderen Ende der Leitung. In der Küche jammerte Leon nach seiner Mutter. Hastig lief sie zu ihm und behielt dabei den Hörer am Ohr.

    Schweigend fuhren die beiden Kommissare durch Breyell zurück Richtung A 61. Erst in Höhe der Abfahrt Viersen unterbrach Ecki die Stille. »Findest du es nicht merkwürdig, dass Köhler einfach verschwinden kann, ohne dass seine Frau sich ernsthaft Sorgen macht? Scheinbar ist das in Medizinerkreisen so, dass abweichendes oder ungewöhnliches Verhalten von Kollegen oder Partnern nicht weiter auffällt oder diskutiert wird. Oder wie soll ich das bitte verstehen? Du kannst mir sagen, was du willst, da stimmt was nicht.«
    »Du hast recht. Ich glaube auch, dass sowohl dieser Chefarzt Dr. Hübgens und auch Frau Köhler mehr wissen, als sie zugeben. Wir werden uns noch intensiver mit diesem Oberarzt beschäftigen müssen. Ich will wissen, wo und mit wem er studiert hat. Wer seine Kollegen in der Hardterwald-Klinik sind, wer seine Patienten waren und sind. Wo sie herkommen, warum sie behandelt wurden. Ob es während der Dienste von Köhler im Vergleich zu anderen Zeiten in Hardt vermehrt zu Todesfällen gekommen ist. Wir werden die ganze Klinik auf den Kopf stellen, wenn es sein muss. Irgendetwas ist da faul. Oberfaul sogar.«
    »Und ich wette, dass Köhler Verhoeven nicht erst seit seinem Klinikaufenthalt kennt. Schließlich hat Verhoeven in Breyell gewohnt. Das ist doch kein Zufall.« Ecki hatte offenbar immer noch Hunger, denn er zog die Papiertüte mit den Teilchen zu sich, die auf dem Armaturenbrett lag.
    »In der Tat können wir nicht ausschließen, dass es zwischen den beiden mehr Berührungspunkte gibt als üblicherweise zwischen einem Arzt und seinem Patienten. Wenn Köhler sich bis morgen nicht meldet, geben wir eine Fahndung heraus. Kennst du holländische Kollegen oben in Zierikzee?«
    Ecki kaute voller Genuss und war deshalb kaum zu verstehen. »Ich muss mal in meinen Unterlagen nachsehen oder Bean fragen. Wenn ich mich recht erinnere, kam bei unserem letzten Lehrgang einer der Holländer tatsächlich aus Scharendijke oder Renesse.«
    »Na, dann erkundige dich doch mal. Bei der Gelegenheit kannst du gleich dein Niederländisch auffrischen.« Frank hatte noch gut in Erinnerung, dass Ecki vor fast drei Jahren jede freie Minute genutzt hatte, um Niederländisch zu lernen. Damals war im Innenministerium der Aufbau einer deutsch-niederländischen Fahndungsgruppe diskutiert worden. Etliche Modelle waren auf zahlreichen internen Konferenzen vorgestellt worden. Gleichzeitig war vorab in allen Dienststellen entlang der ehemaligen Grenze für einen Wechsel in die grenzübergreifende Einsatzgruppe geworben worden. Das Projekt war letztlich dann doch an den Bedenken der Bundesbehörden gescheitert. Ecki hatte sich damals große Chancen auf eine neue Karriere ausgerechnet. Nach dem Aus des Projekts hatte er schlagartig mit dem Lernen aufgehört. Die niederländische Sprache sei ihm in Wahrheit doch nicht sonderlich sympathisch, hatte er damals argumentiert. Ecki gehörte zu jener Spezies Niederrheiner, die die Brüder und Schwestern jenseits

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